Florian Traussnig, Historiker und Journalist am Ludwig Boltzmann Institut, beleuchtet die Gefahren von Propaganda und Desinformation. Er diskutiert die Entwicklung von Propaganda im Journalismus und deren Einfluss auf moderne politische Bewegungen, insbesondere die FPÖ. Themen wie die Nutzung von sozialen Medien zur Verbreitung extremistischer Inhalte und die Herausforderungen des kritischen Journalismus in einer desinformierten Welt stehen im Mittelpunkt. Traussnig betont die Bedeutung einer informierten Gesellschaft und aktiver Gegenpropaganda.
Propaganda und Desinformation sind akute Bedrohungen für die Gesellschaft, die während der Pandemie massiv verstärkt wurden und die Glaubwürdigkeit von Informationen gefährden.
Die historische Analyse zeigt, dass Propaganda von der Antike bis heute ein wichtiges Kommunikationsmittel darstellt, das für manipulative Zwecke genutzt wird.
Soziale Medien fördern die Verbreitung von Propaganda, indem sie politischen Akteuren erlauben, ihre Botschaften direkt und ohne traditionelle journalistische Filter zu verbreiten.
Deep dives
Die Bedrohung durch Desinformation
Propaganda stellt eine der größten Bedrohungen der modernen Gesellschaft dar, besonders im Kontext von Desinformation. Während der Pandemie wurde deutlich, wie schnell und weitreichend falsche Informationen verbreitet werden können, was sowohl aus politischen als auch journalistischen Kreisen resultierte. Dies hat nicht nur den Journalismus selbst unter Druck gesetzt, sondern auch die Glaubwürdigkeit von Informationen im Internet allgemein gefährdet. Der Vortrag thematisiert die Dringlichkeit, gegen diese Strömungen anzugehen, um die Wahrheit und offene Kommunikation zu verteidigen.
Historische Einordnung von Propaganda
Die historische Analyse zeigt, dass Propaganda ein integraler Bestandteil menschlicher Kommunikation ist, der bis in die Antike zurückreicht. Historische Figuren wie Platon erkannten bereits die Macht von überzeugender Kommunikation, die sowohl für ehrenhafte als auch für manipulative Zwecke eingesetzt wurde. Das Verständnis von Propaganda hat sich im Laufe der Jahrhunderte weiterentwickelt, insbesondere durch technologische Innovationen, die die Verbreitung von Informationen revolutionierten. In Krisenzeiten wird die aggressive Nutzung von Propaganda besonders ausgeprägt, da sie oft als rhetorisches Werkzeug zur Mobilisierung von Massen eingesetzt wird.
Der Einfluss sozialer Medien
Die sozialen Medien spielen eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung von Propaganda und Desinformation, indem sie eine Plattform bieten, auf der politische Botschaften ungehindert verbreitet werden können. Parteien wie die FPÖ haben diese Technologien effektiv genutzt, um ihre Reichweite zu maximieren und ihre Narrative zu propagieren. Diese dynamische Medienlandschaft ermöglicht es den Akteuren, gezielte Feindbilder zu schaffen und ihre Anhängerschaft zu mobilisieren, ohne die traditionellen journalistischen Filter zu durchlaufen. Dies führt zu einer Zersplitterung der Informationslandschaft, in der kritische Stimmen oft übertönt werden.
Das Phänomen der Mediengalaxie
Die Entwicklung einer 'Mediengalaxie' rund um politische Parteien wie die FPÖ verdeutlicht, wie eng politische Akteure und Medieninstitute verknüpft sind. Medien wie FPÖ-TV ziehen große Zuschauermengen an und nutzen dabei gezielte Taktiken, um ihre Botschaften zu verstärken und traditionelle Medien zu untergraben. Diese Medienformen setzen nicht nur auf Unterhaltung, sondern auch auf eine emotionalisierende Sprache, die intrinsisch mit dem politischen Diskurs verwoben ist. Die Tatsache, dass die FPÖ durch solche Kanäle eine enorme Reichweite generiert, zeigt das Ausmaß, in dem Propaganda innerhalb der politischen Kommunikation organisiert ist.
Krisen und die Wirkung von Propaganda
Krisensituationen, wie sie während der Pandemie auftraten, verstärken die Wirksamkeit von Propaganda erheblich. Unsicherheit und Angst machen es Menschen leichter, ihren Überzeugungen und ideologischen Narrativen zu folgen, die von propagandistischen Akteuren gezielt angesprochen werden. Diese Sprengkraft zeigt, wie wichtig es ist, in Krisenzeiten alternative, humane und argumentative Stimmen zu fördern, die den destruktiven Effekten von Propaganda entgegenarbeiten. Historische Beispiele, insbesondere aus Zeiten des Krieges, belegen, dass extremistische Ideologien oft in Krisensituationen gedeihen, wenn Menschen zur Verteidigung ihrer Positionen greifen.
Es ist eine der aktuell größten Bedrohungen unserer Zeit: Propaganda und Desinformation.
Es ist eine der aktuell größten Bedrohungen unserer Zeit: Propaganda und Desinformation. Was ist wahr, was ist falsch – und wer entscheidet darüber? In einer Zeit, wo wir uns als Gesellschaft immer schwerer damit tun, uns auf Fakten zu einigen, bedarf es einer journalistischen Aufarbeitung. Deshalb haben wir der grassierenden Infodemie ein ganzes Magazin gewidmet: »Propaganda – der Kampf um die Wahrheit« ist ab sofort im Handel und auf unserer Website erhältlich.
Über die neue Ausgabe sowie über die Mechanismen der Manipulation sprachen DOSSIER-Chefredakteur Florian Skrabal und der Historiker Florian Traussnig vom Ludwig Boltzmann Institut am 10. April 2025 beim DOSSIER-Hinterzimmer im Grazer Theater im Bahnhof. Sie hören einen knapp einstündigen Mitschnitt von der Veranstaltung.
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