Antonius Kempmann, NDR-Investigativreporter und Teil des Rechercheprojekts "Shadow Fleets Secrets", enthüllt das lukrative Geschäft westlicher Reeder mit Russlands Schattenflotte. Er diskutiert die potenziellen Umweltgefahren durch havarierte Tanker in der Ostsee und die Rolle deutscher Unternehmen bei der Umgehung von Sanktionen. Zudem werden die rechtlichen Herausforderungen des Tankerverkaufs und die Verantwortung der Reeder besprochen, während Kempmann auf die komplexen Datenanalysen zum internationalen Tankerhandel eingeht.
Die Schattenflotte Russlands stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar und könnte potenziell Umweltkatastrophen verursachen, wenn nicht genügend Sicherheitsstandards eingehalten werden.
Westliche Unternehmen tragen zur Finanzierung der Schattenflotte bei, indem sie alte Tanker verkaufen, was die Sanktionen gegen Russland untergräbt und rechtliche und wirtschaftliche Risiken birgt.
Deep dives
Die russische Schattenflotte
Die Schattenflotte Russlands ist eine Flotte von Tankern, die nach dem Einmarsch in die Ukraine entstand, um russisches Öl zu exportieren. Diese Flotte besteht aus alten Schiffen, die oft nicht den westlichen Standards für Versicherung und Sicherheit entsprechen, und sie wird geschätzt, dass rund 10 Milliarden Dollar für den Aufbau ausgegeben wurden. Experten warnen, dass diese Tanker als tickende Zeitbomben gelten, da sie häufig mangelhaft instand gehalten werden und keine ausreichende Versicherungsschutz haben. Solche Schiffe stellen ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar, insbesondere in Sole und sind potenziell verantwortlich für Umweltkatastrophen, insbesondere falls ein Unglück occurs.
Finanzierung durch westliche Unternehmen
Trotz der Sanktionen gegen Russland tragen westliche Unternehmen laut den Recherchen zur Finanzierung der Schattenflotte bei, indem sie alte Tanker verkaufen, die anschließend in der Schattenflotte enden. Über ein Drittel der etwa 650 Tanker stammen aus westlichen Ländern, insbesondere aus Europa und den USA, was teilweise auf lukrative Käufe durch Käufer aus Ländern wie China und den Emiraten zurückzuführen ist. Analysten betonen, dass viele dieser Verkäufe legal sind, jedoch oft aufgrund unzureichender Due-Diligence-Prüfungen ein großes Risiko für die Unternehmen darstellen. Diese Firmen könnten sich dadurch unwissentlich in eine Position bringen, wo sie zur Umgehung von Sanktionen beitragen.
Bedrohung durch maritime Sabotage
Die Schattenflotte wird nicht nur als exportierendes Werkzeug für russisches Öl betrachtet, sondern auch als potenzielle Bedrohung für die maritime Infrastruktur in der Ostsee. Mehrere Vorfälle, bei denen Unterseekabel und wichtige Infrastrukturen beschädigt wurden, lassen darauf schließen, dass es hier nicht nur um Öltransporte, sondern auch um Sabotageaktivitäten gehen könnte. Hohe Regierungsvertreter teilen die Auffassung, dass diese Vorfälle nicht mehr als Zufälle abgetan werden können, da sich die Schattenflotte häufig in der Nähe beschädigter Infrastruktur aufhält. Dies hat zu einem veränderten politischen Klima geführt, das die Sicherheitsmaßnahmen in der Ostsee verstärkt hat.
Reaktionen und Sanktionen
Die Diskussion über Sanktionen zeigt, dass die westlichen Länder versuchen, effektive Maßnahmen gegen die Schattenflotte zu ergreifen, indem sie einzelne Schiffe sanktionieren. Experten berichten, dass etwa 80 Schiffe aus der Schattenflotte bereits sanktioniert wurden und die Sanktionen ihrer Effektivität wegen dazu führen können, dass die meisten sanktionierten Schiffe ihren Betrieb einstellen. Allerdings sind westliche Unternehmen besorgt über die möglichen Folgen der direkten Sanktionierung von Schiffen, da dies den globalen Handel beeinträchtigen könnte. Trotz der Herausforderungen erkennen Analysten, dass die Erhöhung der Transportkosten und der Aufwand für den Export von russischem Öl durch diese Maßnahmen deutlich gewachsen ist.
Russland verdient mit der “Schattenflotte” Milliarden – aber nicht nur Russland. Das internationale Rechercheprojekt "Shadow Fleets Secrets", an dem in Deutschland NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung beteiligt waren, zeigt jetzt: Für westliche Reeder war die “Schattenflotte” offenbar ein lukratives Geschäft. Das Team der “Shadow Fleets Secrets” hat unter anderem einen Datensatz der Kyiv School of Economics ausgewertet. NDR-Investigativreporter Antonius Kempmann erzählt in dieser 11KM Folge von deutschen Reedereien, die “Putins Russland” finanziell wohl enorm helfen, von möglichen Umweltkatastrophen und Sicherheitsrisiken für Deutschland.
Mit Antonius Kempmann haben wir im September darüber gesprochen, wer an Bord und im Hintergrund der “Russischen Schattenflotte” steckt. Die Folge findet ihr hier:
https://1.ard.de/11KM_Ostsee_Spionageflotte
An dieser Folge waren beteiligt:
Folgenautor: Moritz Fehrle
Mitarbeit: Lisa Hentschel
Produktion: Regina Staerke, Konrad Winkler, Jacob Böttner, Marie-Noelle Svihla und Hanna Brünjes.
Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler
11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Episode liegt beim BR.
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