#138 Salzburger Festspiele vs. Kritiker: Der Fall Brüggemann
Jan 10, 2025
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Axel Brüggemann, Journalist und Blogger bei "Backstage Classical", diskutiert seine rechtlichen Auseinandersetzungen mit den Salzburger Festspielen, die durch seine kritischen Artikel ausgelöst wurden. Fabian Burstein, Podcast-Host von "Bühneneingang", beleuchtet die Herausforderungen, denen sich Kulturjournalisten gegenübersehen, sowie die Bedeutung von Pressefreiheit und Solidarität unter Journalisten. Die beiden sprechen auch über Machtstrukturen in der Kulturszene und die Risiken, die Journalisten bei der Wahrheitsfindung eingehen.
Die rechtlichen Schritte der Salzburger Festspiele gegen den Journalisten Brüggemann werfen essentielle Fragen zur Pressefreiheit und zur Kritik an Institutionen auf.
Brüggemann erfährt trotz persönlicher Herausforderungen große Solidarität aus der Kulturszene, was die Bedeutung kritischer Berichterstattung unterstreicht.
Die Diskussion um die Zukunft des Kulturjournalismus zeigt, dass unabhängige Medien eine entscheidende Rolle in der investigativen Berichterstattung übernehmen müssen.
Deep dives
Kritik an der Kultur und Pressefreiheit
Journalisten spielen eine entscheidende Rolle bei der kritischen Auseinandersetzung mit mächtigen Institutionen, insbesondere im Kulturbereich. Ein aktueller Fall offenbart, wie die Salzburger Festspiele rechtliche Schritte gegen einen Journalisten eingeleitet haben, der kritische Artikel veröffentlicht hat. Diese rechtlichen Auseinandersetzungen werfen wichtige Fragen zur Pressefreiheit und zum Umgang mit journalistischer Kritik auf. Die Notwendigkeit für unabhängigen und investigativen Journalismus wird in Anbetracht dieser Entwicklungen besonders betont.
Der Fall Axel Brüggemann
Axel Brüggemann, ein freiberuflicher Journalist, sieht sich rechtlichen Anfechtungen durch den Fonds der Salzburger Festspiele und dessen Intendanten Markus Hinterhäuser gegenüber. Er hatte in seinen Artikeln auf kritische Themen innerhalb der Festspiele hingewiesen, was zu einer einstweiligen Verfügung führte, die ihn zur Unterlassung auffordert. Brüggemann erläutert, dass aus den Abmahnungen letztlich ein Gerichtsverfahren entstanden ist, in dem verschiedene Äußerungen strittig sind. Die Auseinandersetzung zeigt, wie sogar einzelne Journalisten in ihrer Berichterstattung unter Druck gesetzt werden können.
Solidarität in der Kulturszene
Trotz der persönlichen Herausforderungen, die Brüggemann aufgrund des rechtlichen Streits durchlebt, erlebt er starke Solidarität vonseiten der Kulturszene. Viele Kolleginnen und Kollegen sowie Leser unterstützen seine journalistischen Bemühungen und schätzen die Wichtigkeit kritischer Berichterstattung. Diese Solidarität ist nicht nur moralisch, sondern auch ein Zeichen dafür, dass viele Menschen die Notwendigkeit sehen, über Missstände in der Kultur zu berichten. Es wird deutlich, dass Brüggemanns Engagement in ungewisser beruflicher Lage auf breite Zustimmung stößt.
Einfluss von Klagen auf den Journalismus
Die aktuelle Situation verdeutlicht, wie Klagen als Druckmittel gegen Journalisten eingesetzt werden können, um kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen. Brüggemann erläutert die finanziellen und emotionalen Belastungen, die solche rechtlichen Schritte auf Einzelpersonen ausüben können. Dies führt zu einer ernsthaften Diskussion über die strukturellen Probleme im Kulturjournalismus und die Abhängigkeiten von großen Kulturinstitutionen. Es wird hinterfragt, warum gerade unabhängige Medien und Freischaffende häufig die Zielscheibe solcher juristischen Anfechtungen sind.
Zukunft des Kulturjournalismus
Der Diskurs über die Zukunft des Kulturjournalismus zeigt die Herausforderungen und Chancen auf, mit denen dieser Bereich konfrontiert ist. Brüggemann thematisiert den Rückzug etablierter Medien von investigativer Berichterstattung und stellt fest, dass es an kleinen Medien wie Backstage Classical liegt, diese Lücke zu schließen. Die Zahl der kritischen Berichterstattung und der Mut, Machtverhältnisse zu hinterfragen, bleibt entscheidend, um das öffentliche Interesse zu wahren. Es wird betont, dass es keine einfache Lösung gibt, sondern dass der Kampf um kritische Kulturberichterstattung weiterhin aufrechterhalten werden muss.
Die Stellungnahme der Pressestelle der Salzburger Festspiele zum Fall Brüggemann:
"Es ist zutreffend, dass der Salzburger Festspielfonds und Markus Hinterhäuser am 27.12.2024 beim Landgericht Hamburg einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung eingereicht haben, nachdem Herr Axel Brüggemann außergerichtlich lediglich bezüglich dreier rechtsverletzender Äußerungen eine Unterlassungserklärung durch seinen Bevollmächtigten abgeben ließ, das Bestehen einer Unterlassungsverpflichtung aber in Bezug auf sieben weitere Äußerungen, bezüglich derer nach unserer Auffassung Unterlassungsansprüche bestehen, weiterhin verneint.
Streitgegenständlich sind verschiedene, unserer Bewertung nach persönlichkeitsrechtsverletzende Äußerungen des Herrn Brüggemann zum Nachteil des Salzburger Festspielfonds bzw. des Herrn Hinterhäuser.
Den Streitwert wird das Landgericht nach Maßgabe des § 3 ZPO festsetzen. Wir gehen auf der Basis anderweitiger Urteile von einem Streitwert von EUR 10.000,- pro streitgegenständlicher Äußerung aus.
Während des laufenden Verfahrens vor dem LG Hamburg können und werden die Salzburger Festspiele und Herr Hinterhäuser keine weiteren Erklärungen in dieser Causa abgeben. Insoweit wird um Verständnis gebeten."
Die Stellungnahme des Büros von Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Hauslauer, Mitglied des Festspiel-Kuratoriums:
"Bezugnehmend auf Ihre Anfrage darf ich Ihnen mitteilen, dass Herr Landeshauptmann Dr. Haslauer zu dieser Angelegenheit keine Stellungnahme abgeben wird und darf auf die Beantwortung der Pressestelle der Salzburger Festspiele verweisen."
Die Dunkelkammer ist ein Stück Pressefreiheit.
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