
Was wichtig ist Österreichs Stromnetz vor großen Aufgaben
Gerhard Christiner ist Vorstandssprecher von Austrian Power Grid APG, Österreichs größtem überregionalem Stromnetzbetreiber mit rund 7.000 Kilometern an Stromleitungen. Deshalb ist er täglich mit den Herausforderungen konfrontiert, die der Umstieg auf erneuerbare Energien – wie den Ausbau des Stromnetzes, die Speicherung von Erneuerbaren und den Stromaustausch mit dem Ausland – mit sich bringt. Mit Michael Köttritsch, „Die Presse“, beleuchtet Christiner den Zustand des heimischen Stromsystems und welche Herausforderungen die Transformation zu einem ausschließlich erneuerbaren Energiesystems mit sich bringt.
„Die energiewirtschaftliche Lage hat sich in den vergangenen Jahren sehr heterogen entwickelt und die energiepolitische Lage ist definitiv angespannt“, beschreibt Christiner den Ist-Zustand. „In Österreich übertrifft der rasche Ausbau erneuerbarer Energieerzeugung inzwischen die Fähigkeit der Netze, Strom dorthin zu bringen, wo er gebraucht, wird“. Einschränkungen der Erzeugung, Netzengpässe und lange Warteschlangen für Netzanschlüsse kosten heute schon Millionen Euro pro Jahr und belasten die Stromkunden. Ohne entschlossenes Handeln beim Netzausbau werden diese Kosten steigen.
Wir brauchen einen anderen, ganzheitlichen Planungsansatz – einen, der das Wachstum der Erneuerbaren voraussieht und den Ausbau des Netzes und der Speicher ganzheitlich koordiniert. Nur damit kann die Transformation auch kosteneffizient gestaltet werden.
Den Ausbau der Erneuerbaren sieht Christiner auf einem guten Weg, doch ein Stromsystem besteht aus mehr als nur Kraftwerken – Österreichs Netze sind zu schwach, Batteriespeicher fehlen und Strompreise gehen zu Zeiten hoher PV-Einspeisung zunehmend ins Negative. Deshalb fordert er ein leistungsfähig ausgebautes österreichisches Stromnetz, das in alle Richtungen durchlässig ist. Die Grundlagen für Beschleunigungsmaßnahmen wurden seitens der Europäischen Union mit der RED III-Direktive (Renewable Energy Directive, Anm.) geschaffen, sie müssen nun zeitnah in ein nationales Gesetz überführt werden. Weshalb Gerhard Christiner einen Blackout wie in Spanien in Österreich für unwahrscheinlich hält, wie viel der Netzausbau kostet und was die Netzdienlichkeit mit Strompreisen zu tun hat, besprach der APG-CEO im Interview.
Information Die Reformagenda ist eine Kooperation von der „Presse“ und Austrian Power Grid. Mit finanzieller Unterstützung.
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