Prof. Hans-Werner Sinn: Energiepreis, Grünes Paradoxon, CO₂ | Eduard Heindl Energiegespräch #019
Apr 24, 2024
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Hans-Werner Sinn, ein renommierter Volkswirtschaftler und ehemaliger Präsident des ifo Instituts, diskutiert die Herausforderungen der Energieversorgung in Deutschland. Er erklärt die Bedeutung von Energie als Produktionsfaktor und das grüne Paradoxon, das die Effizienz erneuerbarer Energien hinterfragt. Zudem geht er auf die Komplexität der CO₂-Preisgestaltung ein und beleuchtet die Rolle von Atomenergie und künstlicher Intelligenz in der Wirtschaft. Ein tiefgehendes Gespräch über Energie, Wirtschaft und die Zukunftsszenarien unserer Gesellschaft.
Die Suche nach der Wahrheit in wirtschaftlichen Debatten erfordert eine Differenzierung zwischen richtigen und falschen Argumenten, um solide politische Urteile zu fällen.
Energie wird als entscheidender Produktionsfaktor gesehen, dessen Einfluss auf die industrielle Wertschöpfung und Wettbewerbsfähigkeit für stark industrialisierte Länder besonders wichtig ist.
Die politischen Herausforderungen bei der Gestaltung eines effektiven Energiemarktes zeigen, dass klare Marktsignale notwendig sind, um Investoren die richtigen Entscheidungen zu ermöglichen.
Deep dives
Wahrheit und Teilwahrheiten in der Ökonomie
In der Diskussion um wirtschaftliche Debatten wird die Suche nach der Wahrheit als entscheidend erachtet, wobei es viele Teilwahrheiten gibt. Ökonomen tragen zur Klärung bei, indem sie zwischen richtigen und falschen Argumenten differenzieren. Diese Abwägung ist subjektiv, da wichtige Aspekte von unwichtigen unterschieden werden müssen. Es wird betont, dass richtige Argumente in der Volkswirtschaftslehre unerlässlich sind, um zu fundierten politischen Urteilen zu gelangen.
Theoretische Grundlagen und Praxis der Volkswirtschaftslehre
Die Volkswirtschaftslehre vermittelt den Studierenden theoretische Grundlagen, die ihnen helfen sollen, komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge in der Realität zu verstehen. Diese theoretischen Ansätze sind oft mathematisch geprägt, jedoch ist die Anwendung dieser Theorien auf die Praxis entscheidend. Viele Fachleute lernen im Laufe ihrer Karriere, wie man abstrakte Theorien in konkrete wirtschaftliche Probleme überträgt. Diese Symbiose zwischen Theorie und Praxis ist laut dem Gespräch entscheidend für die Ausbildung zukünftiger Ökonomen.
Einfluss der Energie auf die Volkswirtschaft
Energie wird als kritischer Produktionsfaktor angesehen, der in wirtschaftlichen Modellen häufig nicht ausreichend berücksichtigt wird. Der Sprecher erläutert, dass die Energieforschung in der Volkswirtschaftslehre, besonders seit den 1970er Jahren, an Bedeutung gewonnen hat. Die Diskussion bezieht sich auf verschiedene Einflussfaktoren wie Energiepreise, die die industrielle Wertschöpfung stark beeinflussen können. Die Abhängigkeit von günstiger Energie ist besonders relevant für Länder mit einer hohen Industrialisierung, wo teure Energie die Wettbewerbsfähigkeit gefährden kann.
Volatilität des Energieverbrauchs und zur Verfügung stehende Kapazitäten
Die Schwankungen im Energieverbrauch über den Tagesverlauf und das Jahr sind signifikant und stellen eine Herausforderung für die Energieversorgung dar. Erneuerbare Energien, wie Solar- und Windkraft, sind wetterabhängig und benötigen konventionelle, flexibel regelbare Energiequellen zur Stabilisierung des Systems. Die aktuellen Gespräche verdeutlichen die Notwendigkeit, dass die konventionellen Kraftwerke langfristig verfügbar sein müssen, um die Volatilität der Nachfrage zu gewährleisten. Ein klares Problem entsteht, wenn die Nachfrage nach Energie steigt, während die Produktion aus erneuerbaren Quellen nicht konstant verfügbar ist.
Politik und Marktmechanismen in der Energiewirtschaft
Die Diskussion beleuchtet die politischen Herausforderungen bei der Schaffung eines effektiven Energiemarktes, in dem die Energieversorgung auf Bedarf und Preis basiert. Es wird kritisiert, dass politische Entscheidungen manchmal den Marktmechanismen widersprechen und nicht den tatsächlichen Bedürfnissen der Industrie gerecht werden. Die Marktsignale sollten klare Preissignale erzeugen, die für Investoren hilfreich sind, um die richtigen Entscheidungen für den Energiemix zu treffen. Ein funktionierender Markt ist entscheidend, um ein Gleichgewicht zwischen erneuerbaren und konventionellen Energiequellen zu schaffen.
Prof. em. Dr. Dr. mult h.c. Hans-Werner Sinn ist ein führender
Volkswirtschaftler aus Deutschland. Er war seit 1984 Ordinarius und ist seit 2016 Emeritus in der volkswirtschaftlichen Fakultät der LMU München, Präsident des ifo Instituts (von Februar 1999 bis März 2016).
Fellow des National Bureau of Economic Research in Cambridge, USA. Von der britischen Zeitschrift ´'The Independent' wurde er zu den zehn weltweit wichtigsten Menschen des Jahres 2010 gewählt.
Buchauswahl: „Das Grüne Paradoxon“, „Kasino-Kapitalismus“, „Die Target-Falle“. „Auf der Suche nach der Wahrheit“, Autobiographie,
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0:00 Intro
0:57 Auf der Suche nach der Wahrheit
4:44 Theorie und Praxis
7:36 Energie als Produktionsfaktor
9:40 Industrie in Deutschland
11:10 Verfügbarkeit von Energie
15:22 Marktsignale für Energiequellen
17:11 Grüne Energie ist sinnvoll
21:00 Steuern oder Verbote
24:57 Strompreise subventionieren?
29:22 Der Markt und Klimawandel
31:00 Mengenvorgabe CO₂ Emission
32:40 Das Grüne Paradoxon
36:05 Atomenergie und Ölindustrie
40:15 Der Klimaclub
44:35 Strom und Speicher
49:58 Deutschland und Atomkraft
53:20 Tote pro Energie bei Kernkraft
57:28 Thorium Reaktoren
1:00:10 Systemwechsel Richtung Sozialismus
1:03:30 Soziales Risiko Energiearmut
1:06:30 Die CO₂ Kette
1:08:40 Künstliche Intelligenz
Das Gespräch hat am 2. August 2023 stattgefunden.
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