Krise der Demokratie – wo lernen wir noch, uns einzumischen?
May 31, 2023
auto_awesome
Elisabeth Niejahr, Chefin der Hertie Stiftung, engagiert sich leidenschaftlich für die Stärkung der Demokratie in Schulen und Kommunen. Sie diskutiert die wachsenden autoritären Tendenzen weltweit und reflektiert über die Bedeutung demokratischer Bildung. Dabei wird auch das Wahlverhalten junger Menschen thematisiert und die mögliche Herabsenkung des Wahlalters erörtert. Zudem wird die Verbindung zwischen Einsamkeit und politischem Engagement bei Jugendlichen beleuchtet und die Rolle von Schulen als Orte der Mitbestimmung hervorgehoben.
Die Krise der Demokratie wird durch die wachsende Zahl autoritärer Regierungen und das Abnehmen politischer Beteiligung in demokratischen Staaten verschärft.
Die politische Bildung in Schulen ist entscheidend, um junge Menschen zu befähigen, mitbestimmend zu handeln und wichtige demokratische Werte zu schätzen.
Negative Erfahrungen mit politischen Prozessen und eine verbreitete Skepsis, insbesondere bei der Jugend, können zu einer langfristigen Entfremdung von politischen Systemen führen.
Deep dives
Erste Erfahrungen mit Demokratie
Die ersten Erfahrungen mit Demokratie und Mitbestimmung für viele Menschen beginnen oft in der Schule, wo Schülervertretungen gewählt werden. Trotzdem erlebten viele, dass diese Positionen wenig Einfluss hatten und oftmals von Lehrern missbraucht wurden. Auch wenn Schüler manchmal an Lehrerbesprechungen teilnehmen konnten, blieb der echte Einfluss aus, was Gefühle von Machtlosigkeit hervorrief. Positive Erlebnisse, wie das Organisieren von Veranstaltungen in der Schule, zeugen jedoch von der Wichtigkeit, dass junge Menschen Demokratie und Mitbestimmung lernen.
Demokratie auf dem Rückzug
Die Demokratie zeigt Anzeichen des Rückzugs, was durch aktuelle Studien untermauert wird, die erahnen lassen, dass in vielen Ländern die Anzahl der Autokratien mittlerweile größer ist als die der Demokratien. Dies trifft auch demokratische Staaten, wo auch weiche Formen der Demokratie und legitime Entscheidungen in Frage gestellt werden. Es wird auf das Beispiel Frankreichs hingewiesen, wo der Präsident eine umstrittene Rentenreform ohne die nötige Mehrheit vorangetrieben hat, was Anzeichen für eine innere Aushöhlung demokratischer Strukturen zeigt. Solche Entwicklungen wecken bei den Bürgern Wut und Skepsis gegenüber den vorhandenen politischen Systemen.
Skepsis der jungen Generation
Die junge Generation zeigt eine besorgniserregende Skepsis gegenüber der Fähigkeit der Gesellschaft, zentrale Herausforderungen wie den Klimawandel zu bewältigen. Eine aktuelle Studie der Vodafone Stiftung offenbart, dass nur ein Bruchteil der Befragten zwischen 14 und 24 Jahren glaubt, dass Deutschland in der Lage ist, bis 2050 den Klimawandel zu kontrollieren. Diese Skepsis könnte langfristig zu einer Entfremdung gegenüber demokratischen Werten und einer Abkehr von politischer Partizipation führen. Besonders für Frauen und Minderheiten wird dies schwierig, da ihre Rechte oft als erstes beschnitten werden in weniger demokratischen Strukturen.
Demokratie in Schulen stärken
Die Gestaltung einer demokratischen Schulumgebung ist von zentraler Bedeutung für das Lernen junger Menschen über Mitbestimmung und Beteiligung. Die Diskussion betont die Notwendigkeit, die politische Bildung zu verbessern und das demokratische Handeln in den Unterricht zu integrieren. Schülerinnen und Schüler sollten lernen, wie man nicht nur wählt, sondern auch andere Meinungen respektiert und Kompromisse findet. Es besteht eine dringende Notwendigkeit, Schulen in einem demokratischen Geist zu organisieren, um die nächste Generation politisch mündig und engagiert zu machen.
Partizipation und Effizienz
Das Thema Partizipation in der Politik wird kontrovers diskutiert, da zu viele Beteiligungsmöglichkeiten als ineffizient wahrgenommen werden können. Eine gut gestaltete Bürgerbeteiligung kann jedoch die Effizienz demokratischer Prozesse erhöhen und zu besseren Entscheidungen führen. Der Fall Stuttgart 21 dient als Beispiel dafür, wie frühzeitige Bürgerbeteiligung und ein offener Dialog viele Probleme vermeiden können. Gleichzeitig ist es wichtig, dass die Beteiligung nicht nur als symbolisch wahrgenommen wird, sondern echte Entscheidungen ermöglicht werden.
Global gesehen ist die Demokratie auf dem Rückzug, die Zahl der Staaten mit autoritären Regierungen steigt. Und auch hierzulande nimmt an vielen Orten die Bereitschaft ab, sich politisch zu engagieren. Aber alle vier Jahre wählen zu gehen ist noch keine demokratische Einmischung. Woher kommt die Krise und was lässt sich ihr entgegensetzen? Wir sprechen mit der Chefin der Hertie-Stiftung, Elisabeth Niejahr, über konkrete Beispiele.
Weitere Links zur Folge und zum Thema dieser Folge finden Sie hier auf ZEIT ONLINE. Per Mail erreichen Sie das Team unter krisen@zeit.de.
[ANZEIGE] Mehr hören? Dann testen Sie unser Podcast-Abo mit Zugriff auf alle Dokupodcasts und unser Podcast-Archiv. Jetzt 4 Wochen kostenlos testen. Und falls Sie uns nicht nur hören, sondern auch lesen möchten, testen Sie jetzt 4 Wochen kostenlos DIE ZEIT. Hier geht's zum Angebot.
Remember Everything You Learn from Podcasts
Save insights instantly, chat with episodes, and build lasting knowledge - all powered by AI.