Ivo Rzegotta, ein Experte des Good Food Institute, und Hannes Royer, Bio-Bergbauer und Obmann des Vereins 'Land schafft Leben', tauchen tief in die Debatte über Laborfleisch ein. Sie erörtern Chancen und Risiken dieser Technologie. Rzegotta sieht großes Potenzial für klimafreundliche Fleischproduktion und neue Einkommensquellen für Landwirte. Royer hingegen befürchtet, dass nur große Konzerne profitieren. Die Diskussion beleuchtet auch emotionale Aspekte, Zulassungsherausforderungen und die Rolle von Laborfleisch in der nachhaltigen Landwirtschaft.
Kultiviertes Fleisch könnte die Nachfrage nach Fleisch nachhaltig bedienen und gleichzeitig Umweltbelastungen sowie Tierleid reduzieren.
Die Einführung von Laborfleisch in Europa wird von Ängsten und Missverständnissen in der Landwirtschaft begleitet, die den Dialog erschweren.
Deep dives
Kultiviertes Fleisch: Chancen und Herausforderungen
Kultiviertes oder In-vitro-Fleisch könnte die Fleischnachfrage in einer zunehmend wachsenden Weltbevölkerung nachhaltig bedienen. Dieses Laborfleisch wird aus schmerzfrei entnommenen Tierzellen kultiviert und könnte dazu beitragen, die Umweltbelastung der Fleischproduktion zu verringern und Tierleid zu vermeiden. Allerdings ist die Einführung dieses Produkts in Europa noch nicht erfolgt, wodurch bestehende Ängste und Emotionen in der Landwirtschaft geschürt werden. Viele Landwirte befürchten, dass der weltweite und kostengünstige Zugang zu Laborfleisch ihre Arbeitsweise und die traditionelle Landwirtschaft gefährden könnte.
Emotionale Debatte um Laborfleisch
Die Debatte über Laborfleisch ist in Österreich besonders emotional und polarisiert. Interessensvertretungen, wie die Landwirtschaftskammer, argumentieren, dass Laborfleisch eine Bedrohung für die heimische Landwirtschaft darstellt, da die traditionelle Tierhaltung in Frage gestellt wird. Die Diskussion wird häufig von Missverständnissen über die Produktion und die wahren Auswirkungen von In-vitro-Fleisch geprägt. Wissenschaftliche Studien zur Klimabilanz und zur Verwendung von Produktionsressourcen zeigen oft andere Ergebnisse als die öffentlich diskutierten Fakten, was die Verwirrung weiter verstärkt.
Zukunftsperspektiven für die Landwirtschaft
Es wird erwartet, dass Kultiviertes Fleisch nicht die traditionelle Tierhaltung ersetzen, sondern sinnvoll ergänzen wird. In der Zukunft könnten landwirtschaftliche Betriebe auch von der Produktion von Inhaltsstoffen für Kultiviertes Fleisch profitieren, wodurch neue Einkommensquellen entstehen könnten. Dies wird jedoch auch von der Bereitschaft der Konsumenten abhängen, laborgezüchtetes Produkt zu akzeptieren und zu kaufen. Die Herausforderung besteht darin, die Öffentlichkeit über die Vorteile und die Sicherheit von Laborfleisch zu informieren, um Ängste abzubauen und einen konstruktiven Dialog zu fördern.
Markt und Konsumverhalten beeinflussen die Zukunft
Die endgültige Entscheidung über die Akzeptanz von Laborfleisch liegt beim Verbraucher, der darüber entscheidet, ob und wie stark dieses neue Produkt in die eigene Ernährung integriert wird. Aktuell scheiden sich die Meinungen in der Bevölkerung, was auf unterschiedliche Interessen und Werte hinweist. Um erfolgreich zu sein, muss Laborfleisch kostengünstig produziert werden, um mit herkömmlichen Fleischpreisen konkurrieren zu können. Dies lässt darauf schließen, dass ein Dialog zwischen den verschiedenen Akteuren, einschließlich der Konsumenten, erforderlich ist, um gemeinsame Perspektiven und Lösungen zu finden.
Ivo Rzegotta vom Good Food Institute diskutiert mit dem Bio-Bergbauer Hannes Royer über die Chancen und Risiken von kultiviertem Fleisch
In den USA kann man es bereits essen, ebenso in Israel und Singapur: Fleisch, das aussieht wie echtes Fleisch und auch genauso schmecken soll, das aber im Labor hergestellt wird. Dafür werden einem Tier schmerzfrei Muskelzellen entnommen und diese dann im Labor zu fertigem Fleisch gezüchtet. An dem Thema erhitzen sich jedoch die Gemüter: Sogenanntes In-vitro-Fleisch oder kultiviertes Fleisch könnte die Fleischproduktion klima- und umweltfreundlicher machen, Tierleid vermeiden und den wachsenden Fleischhunger stillen, sagen die einen. Die österreichische Landwirtschaftskammer sieht in den Produkten, die in der EU noch nicht einmal zugelassen sind, hingegen bereits eine Bedrohung für die heimische Landwirtschaft und fordert ein Verbot.
"Viele Argumente rund um Laborfleisch beruhen auf irreführenden Behauptungen", sagt Ivo Rzegotta vom Good Food Institute, das alternative Proteine in Europa voranbringen will, im Podcast "Edition Zukunft Klimafragen". Kultiviertes Fleisch könne viele Fleischprodukte klimafreundlicher machen und auch für Landwirte neue Einkommensquellen liefern. "Ich glaube nicht, dass die Landwirte davon profitieren werden, sondern nur die großen Konzerne", entgegnet Hannes Royer, Bio-Bergbauer in Schladming und Initiator und Obmann des Vereins "Land schafft Leben". Im Podcast diskutieren die beiden darüber, wie nachhaltig kultiviertes Fleisch die Fleischproduktion machen kann und was die Technologie für die Konsumentinnen und Landwirte bedeutet.
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