Maren Urner: "Politik ist alles - aber nicht rational"
Jul 30, 2024
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Maren Urner ist Neurowissenschaftlerin und Professorin für nachhaltige Transformation, bekannt für ihren Ansatz des konstruktiven Journalismus. Im Gespräch thematisiert sie, wie Emotionen das gesellschaftliche Leben prägen, und erklärt, warum die Frage „Wie geht’s dir?“ eine entscheidende politische Bedeutung hat. Urner beleuchtet die Verbindung zwischen Angst, Ohnmacht und Verantwortung angesichts der Klimakrise und ermutigt, diese Emotionen aktiv zu überwinden. Zudem wird die Rolle der Medien in der emotionalen Wahrnehmung gesellschaftlicher Themen diskutiert.
Emotionen spielen eine zentrale Rolle in politischen Entscheidungen, da sie eng mit persönlichen Lebensbedingungen und gesellschaftlichem Wandel verknüpft sind.
Die Diskussion über soziale Normen zeigt, dass emotionale Relevanz für langfristige Gemeinschaftsinteressen entscheidend ist, was ein Umdenken erfordert.
Die Medien müssen konstruktivere Berichterstattung bieten, um Ängste abzubauen und das Vertrauen in politische Lösungen zu stärken.
Deep dives
Die politische Dimension von Emotionen
Die Bedeutung von Emotionen in der Politik wird hervorgehoben, indem erklärt wird, dass persönliche Empfindungen wie Angst oder Besorgnis eng mit den individuellen Lebensbedingungen verknüpft sind. Emotionen beeinflussen, wie Menschen auf Herausforderungen reagieren und welche Entscheidungen sie treffen. Es wird betont, dass das Verständnis der eigenen Emotionen die politische Relevanz dieser Gefühle verdeutlicht, um durch bewusstere Diskussionen gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken. Die Erkenntnis, dass das persönliche Befinden immer politisch geprägt ist, kann zu reiferen Debatten führen und das Engagement für soziale Themen fördern.
Der Einfluss von emotionsbasierten politischen Entscheidungen
In der Diskussion wird die Notwendigkeit erörtert, Emotionen in politische Entscheidungen einzubeziehen, um Herausforderungen wirksam anzugehen. Es wird argumentiert, dass die Trennung zwischen Rationalität und Emotionen überdacht werden sollte, da jede politische Entscheidung auf Werten und Überzeugungen, die emotional verankert sind, basiert. Emotionale Reize können sowohl positive als auch negative Veränderungen antreiben, was eine bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Werten erfordert. Politische Debatten sollten emotional zugänglicher gestaltet werden, um konstruktive Lösungen zu finden und Manipulation zu vermeiden.
Die Herausforderung des kurzfristigen Denkens
Das Beispiel eines Tempolimits dient dazu, die Kluft zwischen kurzfristigen Bedürfnissen und langfristigen gesellschaftlichen Zielen aufzuzeigen. Die Diskussion beleuchtet, wie individuelle Freiheitsdefinitionen oft kurzfristige Instinkte priorisieren und damit langfristige Gemeinwohlinteressen gefährden. Ein Umdenken ist erforderlich, bei dem das Verständnis von Freiheit kollektiv ausgehandelt wird und langfristige Konsequenzen in den Mittelpunkt rücken. Diese Erkenntnis ermöglicht es, politische Entscheidungen bewusster zu gestalten, die sowohl individuelle als auch gemeinschaftliche Bedürfnisse berücksichtigen.
Umgang mit Angst und Ohnmacht
Die Rolle von Angst und Ohnmacht in der Klimakrise wird diskutiert, wobei betont wird, dass solche Emotionen oft zu Passivität führen können. Es wird erläutert, dass Angst eine notwendige Emotion ist, jedoch auch chronisch werden kann, was zu Hilflosigkeit führt. Maßnahmen müssen ergriffen werden, um diese negativen Zustände nicht nur anzuerkennen, sondern aktiv zu bekämpfen. Durch gezielte Informationsverbreitung und Plattformen, die Handlungsanreize setzen, kann Menschen geholfen werden, ihre Ängste zu überwinden und aktiv an Veränderungen teilzunehmen.
Die Rolle der Medien im gesellschaftlichen Wandel
Die Wichtigkeit der Medien wird hervorgehoben, da sie eine entscheidende Rolle dabei spielen, wie gesellschaftliche Themen behandelt und Emotionen vermittelt werden. Negative Berichterstattung erzeugt oft Angst und kann zu einer Entfremdung der Bevölkerung gegenüber politischen Lösungen führen. Konstruktiver Journalismus, der Probleme ernst nimmt, aber gleichzeitig Lösungen anbietet, wird als notwendige Alternative vorgestellt. Eine positive Veränderung in der Medienberichterstattung kann dazu beitragen, das Bewusstsein für soziale und ökologische Herausforderungen zu schärfen und das Vertrauen in Veränderungsprozesse wiederherzustellen.
Unsere Gefühle bestimmen nicht nur unser persönliches Leben, sondern auch unsere Gesellschaft – und damit unsere Politik. Maren Urner, Neurowissenschaftlerin und Professorin für nachhaltige Transformation, erklärt im Gespräch mit Utopia.de-Chefredakteur Martin Tillich, warum Emotionen eine zentrale Rolle im gesellschaftlichen Wandel spielen. Warum ist die Frage „Wie geht’s dir?“ politischer, als wir denken? Weshalb hängen soziale Normen oft Jahrzehnte der Realität hinterher? Und was kann uns helfen, mit Angst und Ohnmacht angesichts der Klimakrise umzugehen? Hör rein und erfahre, warum wir dringend emotional reifer werden müssen, um die großen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen.
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