Wie kann man sich als Krankenpfleger Fehler verzeihen, Robert Kunz?
Nov 12, 2019
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Robert Kunz ist ein 30-jähriger Krankenpfleger aus Berlin, der die oft unterschätzte Rolle von Pflegekräften im Krankenhaus thematisiert. Er spricht über die Herausforderungen der Kommunikation mit Patienten und die Emotionen, die in der Pflegearbeit eine Rolle spielen. Kunz betont die Bedeutung von Fehlerverzeihung, sowohl für Patienten als auch für Pfleger, und wie aggressive Selbstkritik hinderlich sein kann. Zudem thematisiert er unrealistische Erwartungen und die Notwendigkeit, die Arbeit der Pflegekräfte mehr zu würdigen.
Pflegekräfte spielen eine zentrale Rolle bei der Patientenbetreuung, während ihre Bedeutung in Krankenhausserien oft unterrepräsentiert wird.
Die Selbstvergebung nach Fehlern ist entscheidend für Pflegekräfte, um mit den emotionalen Herausforderungen des Berufs umzugehen.
Deep dives
Berufsbezeichnung und deren Wandel
Der Beruf des Gesundheits- und Krankenpflegers hat sich in den letzten Jahren weiter entwickelt, wobei der Begriff 'Krankenschwester' noch weit verbreitet ist. Der Ursprung des Berufs ist kirchlich geprägt, wo zunächst vor allem Nonnen als Pflegekräfte tätig waren. Diese Tradition hat dazu geführt, dass viele Menschen noch eine veraltete Sichtweise auf den Beruf haben. Mit der Reform der Ausbildung wird der Titel nun sachlicher und inklusiver, indem er in 'Pflegefachfrau' und 'Pflegefachmann' geändert wird, um der modernen Realität besser gerecht zu werden.
Der Arbeitsalltag eines Gesundheits- und Krankenpflegers
Der Arbeitsalltag im Krankenhaus ist nicht immer so dramatisch, wie er oft in Filmen dargestellt wird, und die Arbeit umfasst vor allem die Betreuung von Patienten. Der Sprecher beschreibt einen typischen Schichtdienst, der sich auf die Vorbereitung und Nachsorge von Patienten konzentriert, die operiert werden. Die Interaktion mit Patienten ist entscheidend, insbesondere da viele aufgeregt sind und Unterstützung benötigen, um sich im neuen Umfeld zurechtzufinden. Es ist wichtig, den Patienten in ihren Emotionen abzuholen und ihnen die notwendigen Informationen in einem verständlichen Maße zu vermitteln, ohne sie zu überfordern.
Die Beziehungen zu Patienten und die Überwindung von Klischees
In der Pflege sind die täglichen Interaktionen mit Patienten von zentraler Bedeutung, wobei das Vertrauen zwischen Pflegekraft und Patient gefördert werden muss. Oft wird in Filmen der Arzt als zentrale Figur dargestellt, wobei das Pflegepersonal eine untergeordnete Rolle spielt, obwohl die Pflegekräfte die Hauptansprechpartner für die Patienten sind. Der Sprecher hebt hervor, dass es für die Patienten wichtiger ist, mit kompetenten Pflegekräften in Kontakt zu treten, die ihre Fragen spannend und verständlich beantworten können, anstatt nur auf den Arzt zu warten. Diese Wahrnehmung muss sich ändern, um den Realität des Pflegeberufes gerecht zu werden.
Sinnhaftigkeit und Herausforderungen im Pflegeberuf
Der Gesundheits- und Krankenpfleger empfindet seine Tätigkeit als äußerst sinnstiftend, da er direkt zur Verbesserung der Lebensqualität seiner Patienten beiträgt. Er beschreibt, dass dies ein konsequenter Motivator ist, auch an herausfordernden Tagen durchzuhalten. Es wird jedoch auch deutlich, dass die emotionale Belastung und die hohen Erwartungen an die Pflegekräfte oft dazu führen, dass die eigenen Bedürfnisse und Grenzen vernachlässigt werden. Um die Herausforderungen des Berufs zu bewältigen, ist es entscheidend, menschlich zu bleiben und die Balance zwischen professioneller Distanz und empathischem Umgang zu finden.
"Was mich an Krankenhausserien nervt, ist, wie die Position des Arztes dargestellt wird", sagt der Krankenpfleger Robert Kunz im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Der 30-Jährige arbeitet in einer kleinen Tagesklinik in Berlin. Die Rolle von Pflegerinnen und Pflegern werde durch das Bild im Fernsehen oft unterschätzt. Kunz sagt: "Der Kontakt der Patienten ist zu 90 Prozent mit den Pflegekräften und nicht mit den Ärzten.“ Kunz, der eigentlich mal Polizist werden wollte, sieht sich als Vermittler zwischen dem starren System Krankenhaus und seinen Patienten. "Das komplexeste an meinem Beruf ist das Sprechen mit den Patienten und Patientinnen – wie gehe ich mit Unsicherheiten und Aufregung um? Wie vermittle ich all die Informationen, ohne die Betreffenden zu überfrachten? Das muss man erst einmal einschätzen können.“ Als erfüllend nimmt er in seinem Beruf die Dankbarkeit von Kranken wahr. Im Podcast sagt Kunz aber auch: "Die Menschen verbinden mit einem sehr viele Hoffnungen. Aber natürlich passieren auch uns Pflegerinnen und Pflegern Fehler." Zu hohe Erwartungen hätten nicht nur Patienten, sondern auch er und seine Kollegen. Bei Fehlern gingen sie oft sehr hart mit sich ins Gericht. "Man muss sich auch mal einen Fehler verzeihen können – auch große Fehler", sagt Kunz.
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