Ist der deutsche Wald noch zu retten, Herr Winkler?
Mar 11, 2025
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Bernd Winkler, selbstständiger Förster und Fachmann für Waldmanagement, spricht über die faszinierende Langsamkeit und das geschlossene System des Waldes. Er erklärt, wie der Wald wirtschaftlich funktioniert und warum nachhaltige Pflege wichtig ist. Winkler beleuchtet, wie Dürre verschiedene Baumarten beeinflusst und welche Rolle Wildtiere in der Forstwirtschaft spielen. Zudem teilt er persönliche Anekdoten über seine Begegnungen mit der Natur und erläutert, was der Wald über die Menschen aussagt, die in seiner Nähe wohnen.
Der Wald bietet durch seine Stabilität und Langsamkeit im Wachstum eine demütigende Perspektive auf die menschliche Zeitspanne und fördert Geduld im Umgang mit der Natur.
Die Waldbewirtschaftung ist ein komplexer wirtschaftlicher Prozess, der stark vom Holzverkauf abhängig ist und Herausforderungen durch Marktschwankungen und Klimaveränderungen mit sich bringt.
Deep dives
Die Stabilität des Waldes
Der Wald zeichnet sich durch seine bemerkenswerte Stabilität aus, insbesondere in einer schnelllebigen Gesellschaft. Bäume wachsen und entwickeln sich über Generationen, was eine demütigende Perspektive auf den menschlichen Zeitrahmen bietet. Diese Langsamkeit im Wachstum zwingt uns, geduldiger zu sein und respektvollen Umgang mit der Natur zu pflegen. Förster stehen vor der Herausforderung, den Wald mit einer Perspektive und Verantwortung für zukünftige Generationen zu bewirtschaften.
Die Aufgaben eines Försters
Förster verbringen einen erheblichen Teil ihrer Zeit im Büro, um Verwaltungsangelegenheiten und Verkaufsstrategien für das Holz zu organisieren, obwohl der Beruf oft mit der Natur assoziiert wird. Bei der Arbeit im Wald konzentrieren sie sich darauf, Waldbestände zu überwachen und Entscheidungen über die Bäume zu treffen, die entnommen oder gepflegt werden müssen. Diese Verantwortung erfordert umfassendes Wissen und die Fähigkeit, das langfristige Ziel der Waldgesundheit im Blick zu behalten. Die Vorbereitung und Markierung von Bäumen, die bearbeitet werden müssen, ist ein zeitaufwendiger, aber notwendiger Teil des Berufs.
Die Bedeutung von Waldwirtschaft
Waldbewirtschaftung ist ein wirtschaftlicher Prozess, der stark vom Holzverkauf abhängt, was jedoch auch Herausforderungen mit sich bringt. Der Förster erklärt, dass Fördermittel und mögliche CO2-Bepreisungen in Zukunft an Bedeutung gewinnen könnten, es aber derzeit hauptsächlich um Holzvermarktung geht. Diese Abhängigkeit von den Marktbedingungen kann gefährlich sein, da konjunkturelle Schwankungen direkte Auswirkungen auf die Wälder und deren Pflege haben können. Ein idealer Wald wäre mehr als nur wirtschaftlich nutzbar; er sollte auch einen Raum für Biodiversität und ökologische Stabilität bieten.
Zukunft des Waldes und Herausforderungen
Der Wald steht unter Druck durch Klimaveränderungen und andere Umweltfaktoren, was dazu führt, dass viele Bäume erkranken oder absterben. Förster müssen ständig evaluieren, welche Bäume überleben können und wie sie Schadensbegrenzung betreiben können. Es ist wichtig, das Innenklima des Waldes zu erhalten, um die Gesundheit der Bestände zu gewährleisten. Zudem besteht die Möglichkeit, neue Baumarten auszuprobieren, doch dies erfordert Geduld und langfristige Forschung, um die Eignung für verschiedene Standortbedingungen zu erkennen.
"Als Kind wollte ich auf keinen Fall Förster werden", sagt Bernd Winkler im Podcast Frisch an die Arbeit. Schon, weil sein Vater einer gewesen sei und er unbedingt etwas anderes habe machen wollen. Später, als er als junger Erwachsener verschiedene Studienführer durchblätterte, änderte Winkler seine Meinung: "Kein anderer Beruf vereint so viele Themenfelder in sich, von Zoologie über Klimakunde bis Geologie."
Seit 2005 arbeitet der 45-Jährige als selbständiger Förster, seine Reviere sind hauptsächlich Waldgebiete, die der evangelischen Kirche gehören. Ein großer Teil seiner Arbeit besteht darin, den Holzverkauf zu managen. "Forstbetriebe sind vor allem Wirtschaftsunternehmen", sagt Winkler.
Besonders fasziniert ihn am Wald aber, dass der ein geschlossenes System sei: "Alles, was da draußen irgendwo in so einem Wald unterwegs ist, steht in Beziehung zueinander. Da ist nichts zufällig oder funktioniert einfach von selbst."
Und er mag die Langsamkeit, mit der sich im Wald alles verändert. "Der Wald ist im Gegensatz zu unserer sehr schnelllebigen Zeit sehr stabil", sagt er im Podcast. In einer Großstadt könne er hingegen niemals leben. "Wer im Wald arbeitet, muss das Alleinsein mögen", sagt er. Und er mag sie, die Einsamkeit. "Wir Waldleute sind da halt sehr speziell."
Im Podcast erzählt er, was der Wald über die Menschen aussagt, die in seiner Nähe wohnen. Warum die Jagd dem Wald hilft. Und ob er schon mal einem Wolf begegnet ist.
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