Stefan Aust, Journalist und Autor, gilt als Experte für die Rote Armee Fraktion (RAF). In diesem Gespräch beleuchtet er den historischen Baader-Meinhof-Prozess von 1975, der den Kampf zwischen dem Rechtsstaat und der RAF symbolisiert. Fascinierend sind die psychischen Veränderungen der Angeklagten unter extremen Haftbedingungen und die Konflikte zwischen Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin. Aust thematisiert auch die Wanzenaffäre, die Gewaltwelle des Deutschen Herbstes und die rechtlichen Nachwirkungen dieser turbulenten Zeit.
14:45
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Stammheim als historischer Prozess
Der Stammheim-Prozess wurde als historischer Showdown zwischen Rechtsstaat und RAF konzipiert.
Er offenbart Spannungen zwischen politischem Anspruch der Angeklagten und staatlicher Reaktion.
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Holger Meins als RAF-Märtyrer
Holger Meins starb im Hungerstreik vor Prozessbeginn und wurde zum Märtyrer.
Sein Tod führte zu dramatischen Befreiungsversuchen der RAF, etwa dem Botschaftsüberfall in Stockholm.
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Sicherheitsmaßnahmen und Tumulte
Die Sicherheitsmaßnahmen im Prozess waren extrem, inklusive unterirdischem Tunnel und Stahlnetz.
Dennoch kämpfte der Prozess von Anfang an mit zahlreichen Tumulten und Skandalen.
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Stefan Austs "Der Baader-Meinhof-Komplex" ist eine umfassende Darstellung der Geschichte der Roten Armee Fraktion (RAF), einer linksradikalen terroristischen Organisation in Deutschland. Das Buch beleuchtet die Entstehung der RAF, ihre Ideologie, ihre Aktionen und ihre Auswirkungen auf die deutsche Gesellschaft. Aust analysiert die Motive der RAF-Mitglieder, ihre Strategien und ihre Beziehungen zueinander. Er beschreibt die Reaktionen des Staates auf den Terror und die gesellschaftliche Debatte, die der RAF-Terror auslöste. Das Buch zeichnet ein detailliertes Bild der RAF und ihrer Verbrechen, aber auch der politischen und gesellschaftlichen Bedingungen, die zu ihrem Aufstieg führten. Es ist ein wichtiges Werk für das Verständnis der RAF und ihrer Bedeutung für die deutsche Geschichte.
Der Gerichtssaal wird eigens für diesen Prozess gebaut: Am 21.5.1975 beginnt die Verhandlung gegen die RAF-Terroristen um Andreas Baader in Stuttgart-Stammheim.
In diesem Zeitzeichen erzählt Christopher Heimer:
wie Stammheim zum Synonym für die RAF wird,
wie der Staat juristisch zwar als Sieger aus dem Prozess hervorgeht, aber bedenkliche Schwächen zeigt,
wie auch die Anwälte von Anfang an unter Generalverdacht stehen,
wie der Prozess 1977 mit dem "Deutschen Herbst" in einer beispiellosen Welle der Gewalt mündet.
Am 21. Mai 1975 beginnt im eigens gebauten Hochsicherheits-Prozesssaal der JVA Stuttgart-Stammheim ein Prozess der Superlative. Fast zwei Jahre dauert der zermürbende Showdown zwischen Rechtsstaat und den Köpfen der Roten Armee Fraktion, die sich als Kriegsgefangene bezeichnen und einen politischen Prozess inszenieren wollen.
Angeklagt sind Ulrike Meinhof, Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe. Ihnen werden vier Morde, 54 Mordversuche und sechs Sprengstoff-Anschläge vorgeworfen. Der ursprünglich mitangeklagte Holger Meins stirbt ein halbes Jahr zuvor an den Folgen eines Hungerstreiks im Gefängnis. Ulrike Meinhof erhängt sich im Mai 1976 in ihrer Zelle.
Der Prozess wird immer wieder durch Wortgefechte der Angeklagten und ihrer Verteidiger mit dem Richter Theodor Prinzing unterbrochen. Am 28. April 1977 werden die verbliebenen Angeklagten nach 192 Verhandlungstagen zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt.
Die zweite Generation der RAF beginnt eine blutige Offensive, um die Terroristen freizupressen. Angeführt wird sie von Brigitte Mohnhaupt, die kurzzeitig ebenfalls im Stammheimer Hochsicherheitstrakt einsitzt und von Baader Befehlsgewalt erhält.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
Stefan Aust (Journalist, Autor)
Heribert Prantl (Journalist, Autor, Jurist)
Stefan Aust: Der Baader-Meinhof-Komplex, aktualisierte Ausgabe. München 2020
Butz Peters: 1977: RAF gegen Bundesrepublik. München 2017
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