Der Gerichtssaal wird eigens für diesen Prozess gebaut: Am 21.5.1975 beginnt die Verhandlung gegen die RAF-Terroristen um Andreas Baader in Stuttgart-Stammheim.
In diesem Zeitzeichen erzählt Christopher Heimer:
- wie Stammheim zum Synonym für die RAF wird,
- wie der Staat juristisch zwar als Sieger aus dem Prozess hervorgeht, aber bedenkliche Schwächen zeigt,
- wie auch die Anwälte von Anfang an unter Generalverdacht stehen,
- wie der Prozess 1977 mit dem "Deutschen Herbst" in einer beispiellosen Welle der Gewalt mündet.
Am 21. Mai 1975 beginnt im eigens gebauten Hochsicherheits-Prozesssaal der JVA Stuttgart-Stammheim ein Prozess der Superlative. Fast zwei Jahre dauert der zermürbende Showdown zwischen Rechtsstaat und den Köpfen der Roten Armee Fraktion, die sich als Kriegsgefangene bezeichnen und einen politischen Prozess inszenieren wollen.
Angeklagt sind Ulrike Meinhof, Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe. Ihnen werden vier Morde, 54 Mordversuche und sechs Sprengstoff-Anschläge vorgeworfen. Der ursprünglich mitangeklagte Holger Meins stirbt ein halbes Jahr zuvor an den Folgen eines Hungerstreiks im Gefängnis. Ulrike Meinhof erhängt sich im Mai 1976 in ihrer Zelle.
Der Prozess wird immer wieder durch Wortgefechte der Angeklagten und ihrer Verteidiger mit dem Richter Theodor Prinzing unterbrochen. Am 28. April 1977 werden die verbliebenen Angeklagten nach 192 Verhandlungstagen zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt.
Die zweite Generation der RAF beginnt eine blutige Offensive, um die Terroristen freizupressen. Angeführt wird sie von Brigitte Mohnhaupt, die kurzzeitig ebenfalls im Stammheimer Hochsicherheitstrakt einsitzt und von Baader Befehlsgewalt erhält.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:- Stefan Aust (Journalist, Autor)
- Heribert Prantl (Journalist, Autor, Jurist)
- Stefan Aust: Der Baader-Meinhof-Komplex, aktualisierte Ausgabe. München 2020
- Butz Peters: 1977: RAF gegen Bundesrepublik. München 2017
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Redaktion: Frank Zirpins