Kunst: "Mit Kunst zu handeln, ist besser als mit Drogen zu handeln"
Apr 18, 2022
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Gerd Harry Lybke, einer der bekanntesten deutschen Galeristen, und Tobias Timm, Kunstkritiker und Autor, diskutieren über den boomenden Kunstmarkt. Lybke teilt seine Erfahrungen von der Kunstszene der DDR bis zur Gegenwart und erklärt, warum Kunst manchmal mit Drogenhandel verglichen wird. Sie erörtern die Trends und Preisanstiege im Kunstmarkt sowie die Frage, ob der Hype um NFTs real ist. Auch Tipps zum Kunstkauf für Anfänger werden gegeben, wobei der persönliche Bezug zu Kunstwerken häufig über den monetären Wert hinausgeht.
Der Kunstmarkt hat 2021 mit 65 Milliarden Dollar einen Rekordumsatz erreicht, was Fragen zur Nachhaltigkeit dieses Anstiegs aufwirft.
Kunstkäufer müssen emotionalen und symbolischen Wert berücksichtigen, da der Markt aufgrund seiner Intransparenz extrem volatil ist.
Der Einstieg in den Kunstmarkt kann auch mit kleinen Beträgen erfolgen, erfordert jedoch ein grundlegendes Verständnis und Engagement für aktuelle Trends.
Deep dives
Die Geschichte von Banksys geschreddertem Bild
Ein bekanntes Banksy-Werk, das 2018 bei einer Auktion geschreddert wurde, wurde als Kritik am Kunstmarkt interpretiert. Das Bild, 'Girl with Balloon', wurde unmittelbar nach dem Verkauf zur Hälfte zerstört, was den damaligen Hype um das Kunstwerk steigerte. Obwohl der Künstler in der Absicht handelte, gegen den Kunstmarkt zu protestieren, erlebte das Bild eine unerwartete Wertsteigerung. Im Oktober 2021 wurde dasselbe Werk für 16 Millionen Pfund verkauft, was den Effekt der Zerstörung ins Gegenteil verkehren könnte.
Rekordumsätze im Kunstmarkt 2021
Im Jahr 2021 erreichte der Kunstmarkt mit einem Umsatz von etwa 65 Milliarden Dollar ein Rekordhoch, was von einer Studie der Art Basel und UBS bestätigt wurde. Auktionshäuser wie Sotheby's und Christie's verzeichneten jeweilige Rekordumsätze von über 7 Milliarden Dollar. Dieser Anstieg war Teil eines Trends, der auf eine potentielle Blase im Kunstmarkt hindeutet, die möglicherweise durch das anhaltend hohe Interesse und die hohe Einsatzbereitschaft der Sammler angetrieben wird. Die Diskussion im Podcast dreht sich um die Frage, ob dieser Hochstand nachhaltig ist oder bald platzen könnte.
Merkmale des Kunstmarktes
Der Kunstmarkt hebt sich durch seine intransparente Natur und die emotionalen Aspekte beim Kauf von Kunstwerken hervor. Aufgrund des Fehlens einer Börsenaufsicht sind die Verkaufszahlen oft ungenau, und Investoren müssen ihre Entscheidungen basierend auf Schätzungen und begrenzten Informationen treffen. Kunst wird nicht nur aus ästhetischen Gründen erworben, sondern auch als Anlageobjekt, was für Käufer entweder emotionalen oder symbolischen Wert haben kann. Diese Dynamik führt dazu, dass der Markt extrem volatil ist und stark auf externe Faktoren reagieren kann, wie etwa Wirtschaftskrisen.
Investitionsmöglichkeiten im Kunstmarkt
Der Einstieg in den Kunstmarkt kann bereits mit geringeren Beträgen stattfinden, jedoch sind bedeutende Investitionen oft notwendig, um einen echten finanziellen Gewinn zu erzielten. Interessierte Käufer sollten sich bemühen, zumindest ein grundlegendes Verständnis für den Markt und seine verschiedenen Segmente zu entwickeln. Es ist ratsam, lokale Kunstveranstaltungen und Messen zu besuchen, um einen besseren Überblick über die aktuellen Trends zu erhalten. Gleichzeitig ist es wichtig, die eigenen Vorlieben und den persönlichen Bezug zur Kunst zu berücksichtigen, um eine informierte Entscheidung zu treffen.
Diskussion über Blasen im Kunstmarkt
Die Teilnehmer des Podcasts diskutieren, ob es im Kunstmarkt Anzeichen für Blasen gibt, insbesondere hinsichtlich neuartiger Kunstformen wie NFTs. Historische Vergleiche zeigen, dass die Preise für Kunstwerke in vielen Fällen von Spekulation und wirtschaftlichen Auf- und Abschwüngen beeinflusst werden. Ein Aspekt, der zur Blasenbildung beiträgt, ist die Trendabhängigkeit jüngerer Künstler, die schnell Hype erfahren, aber ebenso schnell wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwinden können. Dennoch argumentieren die Teilnehmer, dass die Kunst als kultureller Wert eine stabilere Basis bietet, obwohl kurzfristige Preisschwankungen nicht ausgeschlossen sind.
Das Interesse an Kunst steigt schon lange. Zumindest, wenn man die Umsätze mit Kunstwerken als Gradmesser nimmt. Nach einem coronabedingten Einbruch 2020 stiegen sie im vergangenen Jahr auf 65 Milliarden Dollar – das ist ein neuer Rekord.
Sollte man jetzt also sein Geld in Kunst stecken? Oder handelt es sich um einen Hype und die Preise werden schon bald deutlich sinken?
In einer neuen Folge unseres Wirtschaftspodcasts stellen die Moderatorinnen Lisa Nienhaus und Lisa Hegemann die Frage: Kunst – ist das eine Blase? Zu Gast sind ZEIT-Autor Tobias Timm und einer der bekanntesten deutschen Galeristen: Gerd Harry Lybke.
Mit Lybke sprechen die Moderatorinnen über seine Anfänge in der DDR und seinen Aufbruch in den Kapitalismus nach dem Fall der Mauer. Lybke erklärt, warum jedes Kunstwerk heute erst einmal 500 Euro kostet, wie viel davon beim Galeristen und wie viel bei der Künstlerin hängen bleibt – und warum bei ihm zu Hause keine Kunst an den Wänden hängt. Wenn einer zu ihm komme, weil er lieber Kunst erwerben wolle als Aktien, dann sage er: "Mit Kunst zu handeln ist besser, als mit Drogen zu handeln, da hat er recht", sagt Lybke. Er gibt zudem Tipps für Anfänger auch mit wenig Geld.
Die Moderatorinnen diskutieren mit ihren Gästen, ob die Kryptokunst NFT eine Blase ist, bestimmte Künstler oder gar der Kunstmarkt im Ganzen.
Im Wirtschaftspodcast Ist das eine Blase? sprechen Lisa Nienhaus, Jens Tönnesmann und Lisa Hegemann immer montags über das, was die Welt im Innersten zusammenhält: Geld, Macht, Gerechtigkeit. Immer mit einem Gast – und einem Tier.
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