Franz-Stefan Gady, unabhängiger Militärexperte und Autor, warnt vor den wachsenden geopolitischen Spannungen und möglichen Folgekriegen nach Putins Angriff auf die Ukraine. Er thematisiert, wie Russland und China ihre Aggressivität ausweiten und sieht Europa unter Druck, militärisch aufzurüsten. Zudem diskutiert er die Rolle von KI in der Kriegsführung und die Notwendigkeit einer neuen strategischen Kultur in den USA. Gady fordert, dass Europa klare Antworten auf die aktuellen Bedrohungen finden muss.
Putins Angriff auf die Ukraine zeigt eine strategische Wende, die auf eine mögliche Neuordnung der europäischen Sicherheitsarchitektur hindeutet.
Die EU steht vor der Herausforderung, ihre militärische Position gegenüber Russland zu stärken, um zukünftige Aggressionen vorzubeugen.
Die abnehmende hegemoniale Rolle der USA könnte zu instabilen geopolitischen Verhältnissen führen, wenn Europa nicht entsprechend reagiert.
Deep dives
Putins Ambitionen und die europäische Sicherheitsarchitektur
Wladimir Putins Angriff auf die Ukraine war der Versuch, die europäische Sicherheitsarchitektur grundlegend neu zu ordnen. Er strebt eine Schwächung der NATO an, um russische Einflusszonen in Osteuropa zu etablieren. Diese strategischen Ziele wurden bereits in Dokumenten von 2021 dargelegt, was die westliche Wahrnehmung seiner Ambitionen in Frage stellt. Der Konflikt in der Ukraine stellt jedoch nur einen ersten Schritt in einer viel größeren geopolitischen Agenda dar.
Fehlkalkulationen und Putins Kriegsoptimismus
Putins Überconfidence wird als Schlüsselfaktor für die Fehleinschätzungen während des Ukraine-Kriegs angesehen. Er betrachtete den Krieg zunächst als polizeiliche Operation, was zu einer unzureichenden Vorbereitung der russischen Streitkräfte führte. In den ersten Tagen des Konflikts zeigte sich schnell, dass die ukrainische Bevölkerung eine stärkere Widerstandskraft hatte als erwartet. Diese schwere Fehleinschätzung verdeutlichte die Diskrepanz zwischen Putins Erwartungen und der tatsächlichen Realität.
Die Dynamik des Krieges und die Rolle der Ukraine
Die militärischen Erfolge der Ukraine sind weiterhin möglich, aber die aktuelle Lage zeigt einen negativen Trend. Während die Front im Großen und Ganzen stabil bleibt, erleiden beide Seiten erhebliche Verluste im Abnutzungskrieg. Die Ukraine muss ihre Verhandlungsposition stärken, um bei zukünftigen Gesprächen eine bessere Ausgangsbasis zu haben. Der Erfolg wird stark von der Fähigkeit abhängen, militärische Tatsachen zu nutzen und strategisch zu agieren.
Europas sicherheitspolitische Anfälligkeiten
Europa steht vor einer prekären sicherheitspolitischen Lage, die an die Zeiten des Kalten Krieges erinnert. Russlands Ambitionen, eine pro-russische neutralisierte Ukraine zu schaffen, könnten als Sprungbrett für weitere Aggressionen dienen. Die EU muss sich fragen, inwiefern sie bereit ist, militärisch gegen Russland vorzugehen und was die Ukraine für den Frieden in Europa wert ist. Der Mangel an gegenseitiger Unterstützung und klaren Sicherheitsgarantien könnte zu einer gefährlichen Schwächung führen.
Der Wandel der US-amerikanischen Sicherheitsstrategie
Die Rolle der USA im globalen Sicherheitsgefüge verändert sich, da ein Rückgang des hegemonialen Einflusses zu beobachten ist. Die amerikanische Außenpolitik könnte sich stärker auf bilaterale Beziehungen und weniger auf die NATO konzentrieren, was zu einer Instabilität führen würde. Potenzielle Aggressoren könnten dies ausnutzen, um politische Fehleinschätzungen zu verursachen. Ein neues Zeitalter der Fehlkalkulationen könnte entstehen, wenn Europa sich nicht adäquat auf die veränderten Bedingungen vorbereit.
Putins Angriff auf die Ukraine war der Beginn einer Zeitenwende, die noch eine Reihe von Folgekriegen bringen könnte, sagt Militärexperte Franz-Stefan Gady
Russland wird in der Ukraine nicht Halt machen. China weitet seine Macht nicht nur in Asien aus. Die USA werden unter Trump nicht mehr jeden beschützen. Und Europa wird massiv aufrüsten müssen.
Das alles sagt Militäranalyst Franz-Stefan Gady. Der STANDARD hat beim europäischen Mediengipfel mit ihm über unser neues geopolitisches Zeitalter und die Zukunft des Krieges gesprochen. Und auch darüber, ob wir vor einem dritten Weltkrieg stehen.
Zum Gast
Franz-Stefan Gady ist unabhängiger Militäranalyst. Er ist Associate Fellow am International Institute for Strategic Studies (IISS) in London und berät Regierungen sowie Streitkräfte in Europa und den Vereinigten Staaten zu Strukturreformen, organisatorischer und doktrinärer Entwicklung sowie zur Zukunft der Kriegsführung. 2024 hat er das Buch "Die Rückkehr des Krieges: Warum wir wieder lernen müssen, mit Krieg umzugehen" herausgebracht.
Hat Ihnen dieser Podcast gefallen? Mit einem STANDARD-Abonnement können Sie unsere Arbeit unterstützen und mithelfen, Journalismus mit Haltung auch in Zukunft sicherzustellen. Alle Infos und Angebote gibt es hier: abo.derstandard.at
Get the Snipd podcast app
Unlock the knowledge in podcasts with the podcast player of the future.
AI-powered podcast player
Listen to all your favourite podcasts with AI-powered features
Discover highlights
Listen to the best highlights from the podcasts you love and dive into the full episode
Save any moment
Hear something you like? Tap your headphones to save it with AI-generated key takeaways
Share & Export
Send highlights to Twitter, WhatsApp or export them to Notion, Readwise & more
AI-powered podcast player
Listen to all your favourite podcasts with AI-powered features
Discover highlights
Listen to the best highlights from the podcasts you love and dive into the full episode