Julia Herrnböck & Florian Klenk über die Fallstricke des investigativen Journalismus – #202
Jun 29, 2019
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Julia Herrnböck, Journalistin bei DOSSIER, erörtert die Zukunft des investigativen Journalismus und die Herausforderungen, die damit verbunden sind. Florian Klenk, Chefredakteur des Falter, bringt seine Erfahrungen aus bedeutenden Recherchen wie den Panama Papers ein. Sie diskutieren ethische Dilemmas, die Rolle von Experten und den Einfluss digitaler Innovationen auf den Journalismus. Zudem beleuchten sie den Umgang mit Hasskommentaren und die Notwendigkeit von Transparenz, um die Integrität des Journalismus zu wahren und die Wertschätzung für Qualität zu fördern.
Investigative Journalismus ist entscheidend für die Aufdeckung von Missständen wie Missbrauch und Korruption in der Gesellschaft.
Die Recherche erfordert das Aggregieren großer Datenmengen und sicheres Handling verlässlicher Quellen, um korrekte Informationen zu gewährleisten.
Der Druck der sozialen Medien auf Journalisten kann zu hastigen Entscheidungen führen und die Qualität der Berichterstattung beeinträchtigen.
Die Diversität im Journalismus ist wichtig, um verschiedene Perspektiven zu integrieren und eine inklusivere Berichterstattung zu gewährleisten.
Deep dives
Die Rolle investigativer Journalisten
Investigative Journalisten sind entscheidend für die Aufdeckung von Missständen in der Gesellschaft. Sie durchforsten oft große Datenmengen und Akten, um Missbrauch und Korruption ans Licht zu bringen. Ein bekanntes Beispiel sind die Panama Papers, die die Steuerhinterziehung wohlhabender Individuen offenlegten. In Österreich gibt es ebenfalls bedeutende Enthüllungen, die oft übersehen werden, jedoch für die Gesellschaft wichtige Reformen einleiten können.
Die Herausforderungen des investigativen Journalismus
Ein zentrales Thema im investigativen Journalismus ist der Umgang mit Informationen und Geschichten, die oft große öffentliche Aufmerksamkeit erzeugen. Das Aggregieren von Daten sowie die Suche nach verlässlichen Quellen sind grundlegende Schritte in der Recherche. Journalisten stehen vor der Herausforderung, Informationen zur richtigen Zeit zu veröffentlichen, um den größtmöglichen Einfluss zu erzielen. Dabei müssen sie stets die Korrektheit ihrer Fakten und die Integrität der berichteten Geschichten sicherstellen.
Der Einfluss von Social Media auf den Journalismus
Social Media hat den Informationsfluss und die Verbreitung von Nachrichten radikal verändert. Journalisten sehen sich dem Druck ausgesetzt, schneller zu veröffentlichen, was oft zu weniger gründlicher Recherche führt. Gleichzeitig kann der Druck, in einem digitalen Umfeld relevant zu bleiben, dazu führen, dass Fakten aus den Augen verloren werden. Der Trend zu 'Breaking News' kann zudem das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Medien untergraben.
Die essentielle Rolle von Verantwortlichkeit
Eine der Kernverantwortlichkeiten von Journalisten ist die Gewährleistung der Inhalte ihrer Berichterstattung durch Faktensicherheit. Fehler zuzugeben und transparent mit Korrekturen umzugehen, ist entscheidend für die Glaubwürdigkeit. Ein ausgewogenes Vorgehen, bei dem sowohl die Wahrheit kommuniziert als auch Fehler offen anerkannt werden, fördert das Vertrauen in den Journalismus. Journalisten sollen sich als Vertreter der Öffentlichkeit und nicht als Fürsprecher bestimmter Politiken oder Akteure positionieren.
Diversität im investigativen Journalismus
Der investigativen Journalismus sollte diverser werden, um eine breit gefächerte Perspektive auf Themen zu ermöglichen. Frauen sind in diesem Bereich oft unterrepräsentiert, und es ist wichtig, dass mehr weibliche Stimmen Gehör finden. Eine diverse Zusammensetzung von Journalistenteams kann dazu beitragen, ein breiteres Spektrum an Themen und Sichtweisen abzubilden. Darüber hinaus kann diese Diversität helfen, eine gerechtere und inklusivere Berichterstattung zu garantieren.
Kooperation und Vernetzung unter Journalisten
In der heutigen Zeit gewinnen Kooperationen zwischen Journalisten und Medien immer mehr an Bedeutung. Solche gemeinsamen Anstrengungen können die Ressourcen und Expertise bündeln, um groß angelegte Recherchen effektiver durchzuführen. Internationale Zusammenarbeit ist besonders wichtig, wenn es um Themen wie Finanzströme oder grenzüberschreitende Korruption geht. Durch den Austausch von Informationen und Strategien kann die Effizienz und Impact des investigativen Journalismus gesteigert werden.
Die Zukunft des investigativen Journalismus
Die Zukunft des investigativen Journalismus sieht hoffnungsvoll aus, insbesondere im Hinblick auf die wachsende Bedeutung von fundierter Berichterstattung. In Zeiten von Online-Plattformen, die oft Sensationsjournalismus betreiben, besteht ein zunehmendes Bedürfnis nach qualitativer und tiefgehender Berichterstattung. Diese Verschiebung könnte dazu führen, dass mehr Menschen bereit sind, für echte journalistische Inhalte zu zahlen. Medienhäuser, die sich auf investigative Berichterstattung konzentrieren und in diese Investieren, könnten langfristig wirtschaftlich stabiler sein.
Eine Ausgabe der FM4-Sendung Doppelzimmer von Elisabeth Scharang mit Julia Herrnböck von der Rechercheplattform DOSSIER und Falter-Chefredakteur Florian Klenk. Die Sendung wurde am 20. Juni 2019 auf FM4 ausgestrahlt.