René Pfister, SPIEGEL-Bürochef in Washington, analysiert die turbulenten ersten Wochen von Donald Trumps zweiter Amtszeit. Er beleuchtet, wie Trump die Handelsankündigungen als Druckmittel einsetzt und mit Zöllen argu mentiert. Zudem wird die strategische Polarisierung innerhalb der MAGA-Bewegung thematisiert. Pfister diskutiert auch die mögliche Ernennung von Robert F. Kennedy Jr. zum Gesundheitsminister sowie die interne Inkompetenz in Trumps Administration. Die unkonventionelle Verfassungsinterpretation Trumps wirft Fragen zu den internationalen Beziehungen auf.
Donald Trump setzt Zölle als politisches Druckmittel ein, was nicht nur ökonomische, sondern auch soziale Auswirkungen auf die USA hat.
Die Entscheidungen Trumps, einschließlich der Begnadigung von Kapitolstürmern, könnten tiefgreifende Auswirkungen auf die politische Landschaft und die Regierungsfunktionsweise haben.
Deep dives
Trumps Zölle als politisches Druckmittel
Donald Trump kündigt Zölle auf Importwaren aus Mexiko und Kanada an, was einen vergleichbaren Einfluss hat wie frühere Zollerhöhungen gegen China. Diese Zölle sollen nicht nur wirtschaftliche Auswirkungen haben, sondern auch als politisches Druckmittel fungieren, um illegale Einwanderung und Drogenhandel zu stoppen. Trump wird erwartet, ähnliche Strategien wie in der Vergangenheit anzuwenden, wo er Zölle als Verhandlungstool einsetzte, um bestimmte Länder zu beeinflussen. Allerdings könnte die Umsetzung dieser Maßnahmen zu einem Anstieg der Preise für amerikanische Verbraucher führen, was langfristig für Trump problematisch werden könnte.
Politische Hyperaktivität und die Reaktionen der Amerikaner
Die erste Phase von Donald Trumps Präsidentschaft ist geprägt von einer hohen Anzahl an Erlassentscheidungen und politischen Ankündigungen. In liberalen Kreisen in Washington herrscht Besorgnis über die potenziellen Auswirkungen seiner Politik, die bereits Menschen in ihren Jobs in Gefahr sieht. Die allgemeine Wahrnehmung ist, dass Trump seine Wahlkampfversprechen ernst nimmt und diese durchsetzt, was zu einer Atmosphäre großer Unsicherheit führt. Diese Hyperaktivität führt zu einer gespaltenen Meinung innerhalb der MAGA-Bewegung und veranlasst viele Menschen, sich mit den extremen Entscheidungen des Präsidenten kritisch auseinanderzusetzen.
Begnadigungen und politische Loyalität
Eine der umstrittensten Maßnahmen Trumps ist die Begnadigung von 1500 Personen, die am Sturm auf das Kapitol beteiligt waren, was für viele Polizisten und Trump-Anhänger als Widerspruch zu seinen Law-and-Order-Prädigten gesehen wird. Diese Entscheidungen scheinen darauf abzuzielen, Trumps Bindung zur radikalen MAGA-Basis zu festigen und seinen Narrativen von einem 'gestohlenen Wahlkampf' zu legitimieren. Die Nominierung von Personen wie Cash Patel als FBI-Direktor wird als Versuch gesehen, das FBI als politisches Werkzeug zu nutzen und politische Gegner zu verfolgen. Ohne nennenswerten Widerstand im Senat könnte diese Loyalität zu Trumps Agenda die Funktionsweise der Regierung erheblich beeinflussen.
Vor der Wahl fragten sich viele, wie die zweite Amtszeit Donald Trumps aussehen würde. Aus manchen Befürchtungen ist inzwischen Gewissheit geworden. Zwar ist Trump deutlich vorbereiteter gestartet als 2017. Das Chaos ist aber das Gleiche: Nachbarstaaten droht er mit Zöllen. Migranten in den USA leben in Angst. Und Europa fragt sich, ob die Amerikaner noch derselben Wertegemeinschaft angehören.
In dieser Folge von »Acht Milliarden« spricht Host Juan Moreno mit René Pfister, SPIEGEL-Bürochef in Washington. Pfisters erste Bilanz, gut zwei Wochen nach dem Amtsantritt von Donald Trump: »Ich glaube, wenn es ein überragendes Gefühl gibt in diesen ersten Tagen von Donald Trump, dann ist es, dass er es todernst meint.«
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