Die Energiekrise – warum es so unglaublich lange dauert, bis die Wirtschaft kllimaneutral produziert
Mar 8, 2023
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Claudia Kemfert, Energieökonomin und Klimaschützerin am DIW, diskutiert die drängende Energiekrise und die langsame Umsetzung der Energiewende. Sie hebt hervor, dass die deutsche Energiepolitik oft die Warnungen der Wissenschaft ignoriert hat. Das Gespräch beleuchtet den Zusammenhang zwischen dem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und Friedensfragen. Kemfert fordert dringend innovative Lösungen und technologische Fortschritte, um die Klimakrise effektiv zu bekämpfen und eine nachhaltige Zukunft zu gestalten.
Die Klimakrise erfordert dringend den Übergang zu erneuerbaren Energien, der jedoch durch politisches Versagen erheblich verzögert wird.
Claudia Kemfert betont, dass eine Energiewende nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch von Vorteil wäre und dringend umgesetzt werden muss.
Eine verbesserte Kommunikation zwischen Wissenschaft und Politik ist entscheidend, um die Ignoranz gegenüber wissenschaftlichen Erkenntnissen zu überwinden und effektive Maßnahmen zu ergreifen.
Deep dives
Kohlenzeitalter und Geschichte
Heinrich VIII. spielte eine entscheidende Rolle in der Energiewirtschaft Englands, indem er im 16. Jahrhundert Kirchengüter enteignete und diese an weltliche Fürsten übertrug, was zur Entwicklung von Kohlegruben führte. Seine Entscheidung führte dazu, dass England sich zu einer der ersten industrialisierten Nationen entwickelte, da Kohle als Energiequelle zunehmend genutzt wurde. Diese historisch bedeutsamen Entwicklungen zeigen, wie die Verfügbarkeit von Energie die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen eines Landes verändern kann. Der Übergang zu fossilbasierten Energien und deren Einfluss auf das Klima sind zentrale Themen, die im Rahmen der heutigen Energiekrise betrachtet werden müssen.
Energie als Grundlage der Zivilisation
Die Menschheitsgeschichte kann als Geschichte der Energie betrachtet werden, wobei der stetig steigende Energiebedarf der Gesellschaft eine zentrale Rolle spielt. Aktuell verbrauchen Menschen pro Kopf mehr Energie als je zuvor, was zeigt, wie sehr unser Alltag von Energie abhängt. Jede alltägliche Aktivität, einschließlich der Nutzung elektronischer Geräte, Heizungen und öffentlicher Verkehrsmittel, ist auf einen enormen Energieverbrauch angewiesen. Diese Erkenntnis verdeutlicht, wie kritisch das Thema Energiemangel in der Gegenwart ist, insbesondere im Kontext des Ukraine-Kriegs und der damit verbundenen Energiekrise.
Die Perspektive der Energieökonomie
Die Energieökonomin Claudia Kempfert hebt hervor, dass ihre Arbeit darauf abzielt, zukünftige Entwicklungen im Energiesektor zu simulieren und den Einfluss erneuerbarer Energien auf die Volkswirtschaft zu analysieren. Kempfert hat sich besonders intensiv mit der Frage beschäftigt, welche Auswirkungen der Klimawandel auf volkswirtschaftliche Zusammenhänge hat und welche ökonomischen Konsequenzen ein Nicht-Handeln zur Folge hat. Sie hat zahlreiche Studien erstellt, die zeigen, dass eine Transformation hin zu erneuerbaren Energien sowohl ökonomisch als auch ökologisch vorteilhaft wäre. Ihre Forschung wird als entscheidend angesehen, um politische Entscheidungsträger über die Dringlichkeit und die Möglichkeiten eines Wechsels in der Energiepolitik aufzuklären.
Missverhältnisse in der Energiepolitik
Kempfert kritisiert in ihrem Buch die schleppende Umsetzung der Energiewende und weist auf die Missverhältnisse in der deutschen Energiepolitik hin, die zur aktuellen Energiekrise beigetragen haben. Sie betont, dass der langsame Ausbau erneuerbarer Energien und die weit verbreitete Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu einer gefährlichen Anfälligkeit gegenüber globalen Krisen geführt haben. Ein grundlegender Wandel in der Energiepolitik ist notwendig, um sich von fossilen Brennstoffen zu lösen und die Abhängigkeit von externen Energielieferanten wie Russland zu reduzieren. Diese Veränderungen könnten nicht nur ökonomische Vorteile bringen, sondern auch zu mehr Energieunabhängigkeit und Klimaschutz beitragen.
Die Rolle der Wissenschaft und Öffentlichkeit
Im Gespräch wird die oft missratene Kommunikation zwischen Wissenschaft und Politik thematisiert, wobei Kempfert betont, dass wissenschaftliche Erkenntnisse häufig ignoriert oder skeptisch betrachtet werden. Sie weist darauf hin, dass der Umgang mit wissenschaftlichen Daten und Forschungsresultaten von Seiten der Politik entscheidend für eine erfolgreiche Energiepolitik ist. Die Verbreitung von Fehlinformationen und die Abwertung von wissenschaftlichem Rat führen zu einem Teufelskreis, in dem fundierte Entscheidungen erschwert und notwendige Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise hinausgezögert werden. Eine stärkere Einbeziehung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in den politischen Entscheidungsprozess könnte dazu beitragen, fundierte Entscheidungen zu treffen, die ökologisch und ökonomisch sinnvoll sind.
Die Klimakrise kann nur gebremst werden, wenn die Menschheit ihren Energiehunger möglichst schnell aus erneuerbaren Quellen deckt. So viel ist klar. Trotzdem geht der Umbau längst nicht so schnell, wie es nötig wäre. Denn immer wieder hat die Politik die Warnungen der Wissenschaft ignoriert. Warum ist das so? Und wie ließe sich das schnell ändern? Das fragen wir die Energieökonomin und Klimaschützerin Claudia Kemfert. Und wir wollen wissen, warum der Ausstieg aus Öl und Gas auch ein Friedensprojekt ist.
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