Franz Josef Wetz, ein Philosoph an der Hochschule in Schwäbisch Gmünd, beschäftigt sich mit den Grenzen des Glücks und kritisiert die positive Psychologie. Er diskutiert, ob Glück ein Zustand ist, der erarbeitet werden muss, oder ob es ein Selbstverständnis ist. Wetz beleuchtet die komplizierte Beziehung zwischen Glück und Trauer, sowie die Herausforderungen des Lebens, die echtes Glück beeinflussen. Zudem wird die Rolle von sozialen und kulturellen Faktoren hervorgehoben, während er die Erwartungen an Glück kritisch hinterfragt.
Glück wird oft als temporärer Zustand betrachtet, der sich im Spannungsfeld zwischen Sorglosigkeit und Melancholie bewegt.
Der Diskurs thematisiert kulturelle Unterschiede in der Auffassung von Glück, wobei individuelle Errungenschaften im Westen und Harmonie im Osten betont werden.
Deep dives
Die Natur des Glücks
Das individuelle Verständnis von Glück variiert stark und wird oft als etwas Rares betrachtet, das man sich erarbeiten muss. Glück wird häufig mit einem Gefühl des Wohlseins verbunden, das zwar erstrebenswert ist, aber auch temporär bleibt. Der Gast definiert Glück als Sorglosigkeit ohne Langeweile, betont jedoch, dass es sich nur um momenthafte Zustände handelt. Diese Sichtweise kontrastiert mit der allgemeinen Vorstellung, dass Glück ein dauerhaftes Ziel sein sollte.
Kritik an der positiven Psychologie
Die positive Psychologie postuliert, dass das Glück in der eigenen Kontrolle liegt und dass man durch gezielte Maßnahmen glücklich werden kann. Der Gast kritisiert jedoch diesen Ansatz, da er soziale und strukturelle Faktoren für die Glückserfahrung unzureichend berücksichtigt. Diese Überbetonung des Individuums führt möglicherweise zu einem unrealistischen Machbarkeitswahn, indem man alles Glück dem persönlichen Handeln zuschreibt. Der Gast argumentiert, dass es auch viele unvorhersehbare Lebensumstände gibt, die unser Glück maßgeblich beeinflussen.
Das Verhältnis von Glück und Unglück
Das Podcast-Gespräch untersucht auch das komplexe Zusammenspiel von Glück und Unglück, das in jedem Glücksmoment gegenwärtig ist. Anhand von Beispielen wird aufgezeigt, dass selbst in glücklichen Momenten eine gewisse Melancholie oder Enttäuschung auftreten kann, wenn die Realität nicht den Erwartungen entspricht. Zum Beispiel sind große Lebensereignisse wie Hochzeiten oft nicht nur von Freude, sondern auch von stressigen und unangenehmen Erfahrungen geprägt. Dies verdeutlicht, dass Glück immer in einer schmalen Balance zwischen Momenten des Glücks und der möglichen Enttäuschung existiert.
Glück in verschiedenen Kulturen
Der Diskurs thematisiert auch kulturelle Unterschiede in der Auffassung von Glück. Während im Westen Glück oft als individuelle Errungenschaft angesehen wird, betonen fernöstliche Ansätze eher das Gleichgewicht und die Harmonie mit der Natur. Diese differente Wahrnehmung zeigt, dass Glück nicht nur von äußeren Umständen, sondern stark von der inneren Einstellung abhängt. Der Austausch der Teilnehmer und Zuschauer verdeutlicht, wie individuell das Verständnis und die Quelle des Glücks sind, und dass es kein universelles Glück gibt.
Wie erreicht man ein glückliches Leben? Das ist eine Kernfrage der Philosophie seit der Antike. Wie wir heute die richtigen Antworten finden können, darüber diskutiert Moderator Jürgen Wiebicke mit dem Philosophen Franz Josef Wetz.
Franz Josef Wetz (*1958) ist Philosoph und hat eine Professur für Philosophie an der Pädagogischen Hochschule in Schwäbisch Gmünd inne. In seinen Schriften und Veröffentlichungen widmet er sich häufig den Themenkomplexen Selbstachtung, Trost, Staunen und Begehren in einer naturwissenschaftlich geprägten säkularen Kultur.
Definition des Glücks: Sorglosigkeit ohne Langeweile (02:50)
Positive Psychologie: Der Schlüssel zum Glück liegt in uns selbst (07:10)
Warum Rankings über die glücklichsten Länder fragwürdig sind (12:38)
Wie Aristoteles die Höchstform von Glück definierte (17:19)
Äußeres Wohlergehen versus subjektives Empfinden (23:34)
Plädoyer für Realismus: Mit Unglücksaspekten im Glück umgehen (30:44)
Zufriedenheit ist nicht das stärkste, wohl aber das solideste Glück (33:18)
These: Es ist nur möglich, vom eigenen Glück zu zehren, indem man die Krisen der Welt isoliert (42:09)
Warum das Glück den Keim des Unglücks bereits in sich trägt (46:12)
Die Krux der Gewöhnung: Warum es das vollkommene Glück nicht gibt (50:46)
Literatur: Franz Josef Wetz: Das Glück. Ein Provisorium. Reclam Verlag (2024). 110 Seiten. 7 Euro. ISBN: 978-3-15-014496-1
Philosophieren Sie mit über die großen Themen unserer Zeit. Lassen Sie uns gemeinsam nachdenken über KI und Klimawandel, über Einsamkeit und Zusammenhalt, über Glück und Glaube. Das philosophische Radio mit Jürgen Wiebicke immer montags um 19:04 Uhr live in WDR 5. https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/philosophisches-radio/index.html
Im nächsten Podcast sprechen wir über Geoengineering – über Methoden und Techniken, die zum Ziel haben, vorsätzlich das Klimasystem zu ändern, um die Folgen des Klimawandels zu mildern.
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Unser Hörtipp: In "Quatsch & Weisheit" philosophieren sie in alle Richtungen und erklären ihre Sicht auf die Welt. Es geht um Freundschaft, den Tod, die Liebe, die Schule, ums Alleinsein, um Familie und vieles mehr. "Quatsch & Weisheit" hier in der ARD Audiothek: https://1.ard.de/quatsch_und_weisheit
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