1848 – Als Wien für seine Freiheit kämpfte - #1026
Nov 5, 2023
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Gabriella Hauch, Historikerin, gibt einen spannenden Einblick in die Wiener Revolution von 1848. Sie beleuchtet die zentralen Anliegen von Freiheit und Gleichheit und diskutiert die Unterschiede zwischen den Klassen und Geschlechtern. Hauch thematisiert auch die gesellschaftlichen Auswirkungen der Revolution und den Kampf um politische Macht zwischen Bürgertum und Proletariat. Highlight ist die Rolle der Frauen, die für Gleichheit und Anerkennung kämpften. Die anschließenden Repressionen zeigen die Tragik dieser bewegten Zeit.
Die Revolution von 1848 in Wien vereinte verschiedene soziale Schichten im Kampf für bürgerliche Freiheiten und politische Rechte.
Frauen spielten eine entscheidende, aber oft unsichtbare Rolle in der Revolution, was die Spannungen zwischen Emanzipation und Geschlechterordnung verdeutlichte.
Deep dives
Hintergründe zur Revolution von 1848
Die Demokratische Revolution von 1848 in Wien war Teil eines größeren europäischen Erhebungsfeldes, das durch Missernten, Hungersnot und wirtschaftliche Krisen geprägt war. Das herrschende System unter Metternich verhinderte bürgerliche Freiheiten und erlebte massive Proteste, als die Bürger für Verfassung und Pressefreiheit eintraten. Die Revolutionäre bestanden aus Studenten, Bürgerlichen und Arbeitern, die gemeinsam gegen die absolutistische Monarchie kämpften. Die turbulentesten Tage fanden zwischen dem 13. und 15. März statt, als Bürger und Arbeiter gewaltsam Petitionen formulierten und durch die Stadt zogen, was einen entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte Wiens darstellte.
Soziale Fragen und Klassenspaltung
Nach der Märzrevolution begannen verschiedene soziale Schichten, darunter Fabrikarbeiter und Tagelöhnerinnen, ihre eigenen Forderungen zu formulieren, die soziale Gerechtigkeit und Arbeitsrechte betrafen. Die Revolution entblößte daher die Spannungen zwischen dem Bürgertum und dem Proletariat, wobei Karl Marx die Kämpfe zwischen diesen Klassen als prekär klassifizierte, obwohl das Bürgertum politisch noch schwach war. Die Vorlage eines Verfassungsentwurfs im April 1848 führte zu einem weiteren Aufstand, da die revolutionären Ideale nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Der erste große Konflikt, die Praterschlacht, verdeutlichte die tiefen Risse in der revolutionären Bewegung und die Unfähigkeit der verschiedenen Gruppen, sich angesichts der sozialen Ungleichheiten zu vereinen.
Die Rolle der Frauen in der Revolution
Frauen spielten eine bemerkenswerte, wenn auch oft übersehene Rolle in der Revolution von 1848 und kämpften sowohl für soziale Gerechtigkeit als auch für ihre politische Emanzipation. Sie waren an den Demonstrationen beteiligt und kämpften gegen Lohnkürzungen, die ihre Existenz bedrohten, und am 22. August 1848 gingen viele von ihnen auf die Straße. Ihre politische Organisation, der Wiener Demokratische Frauenverein, wurde von männlichen Nationalgardisten gewaltsam aufgelöst, was die Diskrepanz zwischen den Emanzipationsbestrebungen und der herrschenden Geschlechterordnung deutlich machte. Trotz der brutalen Repression blieb der Geist der Emanzipation bestehen und legte den Grundstein für zukünftige Bewegungen, die Geschlechtergerechtigkeit und soziale Reformen forderten.
Ein Rückblick auf die bürgerliche Revolution, die den Weg in die moderne Zeit frei machte. Historikerin Gabriella Hauch in einer Wiener Vorlesung über die Parolen „Freiheit” und „Gleichheit” trotz Unterschieden der Klassen und Geschlechter.