#4 2023 Über Verhaberung in Österreich - mit Florian Skrabal
Jan 31, 2023
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Florian Skrabal, Chefredakteur des Investigativmediums Dossier und Medien- sowie Politikexperte, diskutiert die Verfilzung von Medien und Politik in Österreich. Er beleuchtet die Rolle von Werner Faymann und die Auswirkungen von Inseratengeschäften auf die Pressefreiheit. Themen wie das Amtsgeheimnis, Medienethik und die Herausforderungen für den investigativen Journalismus werden hinterfragt. Zudem wird die gefährliche Abhängigkeit der Medien von staatlichen Inseraten sowie die fehlende Selbstkritik in der Branche angesprochen.
Die Verquickung von Medien und Politik in Österreich führt dazu, dass die Unabhängigkeit der Berichterstattung zunehmend gefährdet wird.
Kritische Stimmen within der Medienbranche fordern eine Selbstreflexion, um das Vertrauen in den investigativen Journalismus wiederherzustellen.
Deep dives
Medienpolitik als Klientelpolitik
In Österreich wird Medienpolitik oft als Klientelpolitik wahrgenommen, wo Politiker versuchen, mit großen Medienhäusern zu kooperieren, um wohlwollende Berichterstattung zu erhalten. Dies zeigt sich laut den Aussagen, beispielsweise durch die Vergabe öffentlicher Mittel für fragwürdige Projekte von großen Zeitungen, wie der Kronenzeitung, die Gelder für einen Newsletter erhielt. Diese Verquickung zwischen Medien und Politik wird zunehmend als problematisch angesehen, da sie die Unabhängigkeit der Berichterstattung gefährdet. Kritische Stimmen fragen nach Systemfehlern und einer Bereitschaft zur Selbstreflexion innerhalb der Branche, die dazu führen könnten, dass der investigative Journalismus an Bedeutung verliert.
Herausforderungen des investigativen Journalismus
Investigativer Journalismus steht in Österreich vor erheblichen Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf Ressourcen und die Kultur innerhalb der Medienhäuser. Oft fehlt das Verständnis dafür, dass solche Recherchen Zeit benötigen und nicht sofortige Ergebnisse liefern. Dies hat dazu geführt, dass viele Journalisten mehr Rückhalt für Kommentare erhalten als für tiefgehende Recherchen, die mit Unsicherheiten verbunden sind. Gleichzeitig wird betont, dass die finanziellen Rahmenbedingungen nicht ausreichen, um langfristig qualitativ hochwertigen investigativen Journalismus zu gewährleisten.
Systemfehler in der Medienförderung
Das Ungleichgewicht in der Medienförderung ist ein weiterer Systemfehler, der die Branche belastet, wobei öffentliche Inserate oft einen weitaus größeren finanziellen Einfluss haben als die Förderungen. Statistiken zeigen, dass in den letzten zehn Jahren 1,9 Milliarden Euro in Inserate geflossen sind, während die Presseförderung nur 71 Millionen Euro betrug. Dadurch entsteht eine Abhängigkeit der Medien von den Politikern, da diese Inserate oft für positive Berichterstattung verwendet werden. Kritiker argumentieren, dass die aktuelle Förderstruktur nicht nur unzureichend ist, sondern auch dazu beiträgt, dass die Berichterstattung stark von den Interessen der großen Spieler im Medienmarkt beeinflusst wird.
Selbstreflexion und Verantwortungsbewusstsein in der Branche
Die Notwendigkeit zur Selbstreflexion innerhalb der Medienbranche wird als entscheidend für die Wiederherstellung des Vertrauens in den Journalismus angesehen. Es herrscht der Eindruck, dass viele Journalisten sich nicht in kritischer Weise mit ihrem eigenen Verhalten gegenüber der Politik auseinandersetzen. In einigen Fällen hat das Verhalten von führenden Journalisten, die sich politisch anbiedern, zu einem Rückgang des Ansehens der Medien geführt. Die Diskussion über die Verantwortung der Medien und den Druck, der auf Journalisten lastet, wird als zentral für die zukünftige Entwicklung des österreichischen Journalismus betrachtet.
So sind wir nicht. Oder vielleicht doch? Die Verhaberung zwischen österreichischen Medienschaffenden und der Politik ist kein Geheimnis, doch wird das Ausmaß in den vergangenen Monaten auch einer breiteren Öffentlichkeit immer mehr bewusst. Florian Skrabal, Chefredakteur des Investigativmediums Dossier, analysiert im Gespräch mit Solmaz Khorsand die Hintergründe der Allianz von Boulevard und Politik, die auf Werner Faymann zurückgeht, die Anbiederung heimischer Chefredakteure an die Politik und einen der großen Systemfehler der österreichischen Demokratie: das Amtsgeheimnis.
Der Podcast wurde vor Publikum bei der Langen Nacht der Podcasts aufgezeichnet.
Wer mehr zur Beziehung von Medien und Politik nachlesen möchte, sollte unbedingt einen Blick in die Dossier-Jubiläumsausgabe "Politik und Medien" werfen: https://www.dossier.at/dossiers/politik-und-medien/zehn-jahre-dossier-zurueck-in-die-inseraten-zukunft/
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