Madita Oeming, Kulturwissenschaftlerin an der Universität Paderborn und Expertin für Pornografie, begegnet den Herausforderungen ihrer Forschung mit Humor und Tiefe. Sie spricht über den Alltag einer Pornowissenschaftlerin und die ethischen Fragen rund um den Konsum. Oeming beleuchtet die Doppelmoral in der Wahrnehmung von Pornografie und gibt Einblicke in feministischen Porno. Zudem thematisiert sie die Ängste von Eltern in Bezug auf den Pornokonsum ihrer Kinder und die kulturellen Perspektiven, die diese Sorgen prägen.
Madita Oeming betont die Bedeutung der interdisziplinären Forschung zu Pornografie, um ihren Einfluss auf die Gesellschaft zu verstehen.
Die Herausforderungen der Pornowissenschaft spiegeln sich in fehlenden Ressourcen und der marginalisierten Anerkennung innerhalb akademischer Institutionen wider.
Deep dives
Die Rolle der Pornowissenschaft
Die Forschung zu Pornografie wird als interdisziplinäres Feld betrachtet, welches sich mit kulturellen, sozialen und medienwissenschaftlichen Aspekten dieser Thematik beschäftigt. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung ermöglicht es, Pornografie nicht nur als Medium zu betrachten, sondern auch ihren Platz in der Gesellschaft und den damit verbundenen Diskurs zu analysieren. Die Entstehung und Entwicklung eines spezifischen Fachbereichs unter dem Label Pornowissenschaft, obwohl noch nicht vollständig anerkannt, sagt viel über die Öffnung und den Wandel im Wissenschaftsbereich aus. Es gibt ein wachsendes Interesse an dem Thema, das auch auf die gesellschaftlichen Diskussionen über Sexualität und Geschlechterbilder zurückzuführen ist.
Feministische Pornografie und neue Perspektiven
In den letzten Jahren hat feministische Pornografie im Diskurs an Sichtbarkeit gewonnen, wobei verschiedene Produktionsansätze hervorgehoben werden. Diese Art der Pornografie, die ethische Produktionskriterien berücksichtigt, hat das Ziel, alternative Darstellungen von Sexualität zu schaffen und das mainstream orientierte Bild zu verändern. Die Diskussion über pornografische Inhalte beinhaltet auch die Qualität dieser Produktionen und die ethischen Standards, nach denen sie erstellt werden. Trotz der zunehmenden Sichtbarkeit bleibt feministische Pornografie eine Nische, und der Großteil des Konsums geschieht über Plattformen wie Pornhub, wo die Nutzerverhalten häufig aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Verlangen getrieben werden.
Einfluss von Pornografie auf das individuelle Verhalten
Pornografie hat einen tiefgreifenden Einfluss auf die sexuelle Bildung, insbesondere bei Jugendlichen, welche oft ohne die notwendigen Informationen heranwachsen. Diese Beobachtungen führen zu einer Besorgnis, dass pornografische Inhalte in der Form von Geschlechterrollen und Sexualverhalten negative Vorbilder liefern könnten. Ein zentraler Punkt der Diskussion ist die Notwendigkeit eines verantwortungsvollen Konsums und der Bildung über die tatsächlichen Darstellungen in der Pornografie. Dabei wird betont, dass eine Kultur des Dialogs und der kritischen Reflexion, gerade auch in Bildungseinrichtungen, dringend erforderlich ist, um ein gesundes Verständnis von Sexualität zu fördern.
Herausforderungen in der Pornowissenschaft
Die Forschung im Bereich der Pornowissenschaft steht vor zahlreichen Herausforderungen, einschließlich der marginalisierten Stellung innerhalb der akademischen Institutionen. Oft fehlen Ressourcen und Zugang zu relevanter Literatur, was die wissenschaftliche Arbeit erschwert. Die Forscherin betont die Notwendigkeit eines breiteren gesellschaftlichen Diskurses sowie einer besseren Anerkennung und Unterstützung für das Fachgebiet. Trotz der Frustrationen und Widerstände bleibt das Bestreben, neue Perspektiven zu eröffnen und ein besseres Verständnis für die Komplexität der Sexualität zu schaffen, stark und anhaltend.
"Porno-Konsum ist ein großer Teil meines Jobs", sagt Madita Oeming im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Die 36-jährige Kulturwissenschaftlerin erforscht als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Paderborn die Rolle von Pornografie in der Gesellschaft und hält Seminare dazu. Um wissenschaftlich arbeiten zu können, sichtet sie fast täglich pornografische Inhalte. "Wenn ich einen Vortrag halte, brauche ich gutes Material. Gerade wenn ich spezielle fünf Sekunden suche, um mein Argument zu belegen", sagt Oeming.
Oeming schrieb ihre Masterarbeit zu Moby-Dick-Pornos, "was eine große Freude war", wie sie sagt. Weshalb Oeming sich dann den Porn Studies, den Porno-Wissenschaften, verschrieben hat, dazu aktuell promoviert und Seminare anbietet. Einfach sei es jedoch nicht, zu Pornografie und ihrer kulturellen Rolle in der Gesellschaft zu forschen: "Es gibt genau eine englische Fachzeitschrift zu Pornografie. Die ist in Deutschland ausschließlich an einer Universität zugänglich."
Mit der Bezeichnung "Porno-Wissenschaftlerin" habe sie sich gut arrangiert, sagt Oeming im Podcast: "Ich identifiziere mich sehr stark mit meinem Forschungsgebiet." Doch manches irritiere auch: "Menschen schicken mir manchmal interessante pornografische Aufnahmen. Das ist schon komisch, weil das ja heißt, dass sie beim Masturbieren an mich denken!"
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