Migration: Plädoyer für Menschlichkeit im Eigeninteresse - #1224
Sep 22, 2024
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Judith Kohlenberger, führende Migrationsforscherin, setzt sich für eine menschlichere Behandlung von Flüchtlingen ein. Sie kritisiert die restriktive Asylpolitik in Ungarn und Österreich und beleuchtet die Herausforderungen der Integration. Kohlenberger argumentiert für eine Balance zwischen Kontrolle und Menschlichkeit in der Migrationspolitik. Zudem thematisiert sie die Chancen der Integration und die notwendigen Investitionen in die Zukunft von Migrantenkindern. Ein faszinierender Einblick in die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen und Möglichkeiten.
Judith Kohlenberger fordert, dass europäische Länder sich von restriktiven Migrationspolitiken abwenden, um Integration und Menschlichkeit zu fördern.
Die gegenwärtige Verhärtung der Migrationspolitik wird als gefährlich für den sozialen Zusammenhalt und langfristige gesellschaftliche Stabilität angesehen.
Deep dives
Plädoyer für Menschlichkeit in der Migration
Ein zentraler Punkt der Diskussion ist die Notwendigkeit, Mitgefühl und Menschlichkeit im Umgang mit Migranten zu fördern. Judith Kohlenberger betont, dass Deutschland und andere Länder sich von Abschottungspolitiken entfernen sollten, um echten Herausforderungen in der Integration zu begegnen. Politische Maßnahmen, die Grenzkontrollen oder Abschiebungen fördern, führen oft zu größerer Enttäuschung in der Gesellschaft und verringern die Bereitschaft, Migranten zu unterstützen. Die Verhärtung der Grenzen wird als Gefahr für den sozialen Zusammenhalt angesehen, da sie die Gesellschaft langfristig teuer zu stehen kommen könnte.
Kritik an europäischen Migrationspolitiken
Kohlenberger kritisiert die gegenwärtigen Migrationspolitiken Europas, die ihrer Meinung nach oft durch einen Wettbewerb nach unten gekennzeichnet sind, wer den Zugang für Flüchtlinge am stärksten erschweren kann. Sie hebt hervor, dass diese Maßnahmen nicht nur von extremen Parteien, sondern auch von der politischen Mitte vorangetrieben werden, was zu einer allgemeinen Verhärtung der Gesellschaft führt. Die politische Rhetorik hat sich somit stark verändert, sodass sogar Unionsrechtsvorschläge, die Abschottungen verstärken, nicht infrage gestellt werden. Dieses Umdenken fördert ein Umfeld, in dem humanitäre Überlegungen oft in den Hintergrund gedrängt werden.
Offene Grenzen als Bedrohung
Die Diskussion um offene Grenzen wird von Kohlenberger als gefährlich angesehen, da sie in einer polarisierten Welt oft zu Missverständnissen und Sicherheitsängsten führt. Sie argumentiert, dass vollkommen offene Grenzen nicht die Lösung sind, sondern dass durchlässige Grenzen angestrebt werden sollten, die klare Kriterien für den Zutritt und die Rückweisung von Individuen definieren. Dies würde eine demokratische Legitimation der Grenzpolitik bedeuten, bei der auch die Meinungen der Betroffenen Gehör finden. Kohlenberger plädiert für einen Abbau von Vorurteilen und eine menschlichere Haltung gegenüber Migranten, während sie gleichzeitig betont, dass Sicherheit und Kontrolle nicht vernachlässigt werden dürfen.
Zukunftsaussichten und gesellschaftliche Herausforderungen
Kohlenberger thematisiert die gesellschaftlichen Auswirkungen der gegenwärtigen Migrationspolitiken und zieht Parallelen zu breiteren sozialen Herausforderungen. Die Tendenz zur Verhärtung in der Migrationspolitik spiegelt ein allgemeines Gefühl der Unsicherheit in der Gesellschaft wider, was zu einem Rückzug ins eigene führt. Sie stellt in Frage, ob die österreichische Gesellschaft bereit ist, eine positive Wende in der Migrationspolitik herbeizuführen, und deutet an, dass eine differenzierte Diskussion über Integration und Teilhabe notwendig ist. Kohlenberger sieht die Notwendigkeit, Ängste abzubauen und einen positiven Diskurs über Migration zu fördern, um sowohl gesellschaftlichen Frieden als auch eine erfolgreiche Integration zu gewährleisten.
Die Migrationsforscherin Judith Kohlenberger argumentiert gegen die neue Härte gegenüber Flüchtlingen und wirbt für eine Gesellschaft, die Kontrolle und Humanität verbindet. Ein Gespräch mit Catrin Kahlweit im Bruno Kreisky Forum.