Best of: Trump. Rückblick auf die ersten 4 Jahre – mit Reinhard Heinisch
Oct 31, 2024
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Reinhard Heinisch, Politikwissenschaftler an der Universität Salzburg mit über 30 Jahren Erfahrung in den USA, blickt zurück auf Donald Trumps Präsidentschaft. Er erörtert die populistische Strategie Trumps und deren Auswirkungen auf Wählerverhalten. Heinisch beleuchtet die Unzufriedenheit bestimmten Bevölkerungsgruppen sowie die Rolle des amerikanischen Wahlsystems im Kontext von Populismus. Zudem diskutiert er die möglichen Folgen von Trumps Reaktion auf Wahlniederlagen und dessen Einfluss auf die populistische Bewegung in den USA.
Trump nutzte die Unzufriedenheit der Wähler mit dem politischen Establishment, um sich als Vertreter des 'wahren Volkes' zu präsentieren.
Die während Trumps Amtszeit entstandenen gesellschaftlichen und politischen Veränderungen könnten die Grundlage für zukünftige populistische Bewegungen in den USA sein.
Deep dives
Der Aufstieg von Donald Trump
Donald Trump wurde als populistischer Führer definiert, der die Unzufriedenheit der Wähler mit dem politischen Establishment ausnutzte. Die zentralen Botschaften seiner Kampagne betonten den Gegensatz zwischen einem angeblich korrupten Establishment und dem 'wahren Volk', das von diesem benachteiligt wurde. Diese Dynamik wurde durch die Frustration von Wählern in den sogenannten Swing States verstärkt, wo traditionelle demokratische Wähler aufgrund ihrer mangelnden Berücksichtigung durch die Demokraten Trump wählten. Trump gewann die Wahl 2016 mit einer niedrigen Wählerbeteiligung und einer Mehrheit unter denjenigen, die für ihn stimmten, was seine strategische Position stärkte.
Gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen
In den USA gab es während der Ära Trump tiefgreifende gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen, die viele Wähler herausforderten. Der Strukturwandel, verstärkt durch die Globalisierung, führte dazu, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen, insbesondere ältere, weniger mobil waren und sich von den Demokraten ignoriert fühlten. Dies verstärkte die Kluft zwischen städtischen und ländlichen Gebieten, wobei viele ländliche Wähler von wirtschaftlichen Ängsten und einer als unberechtigt empfundenen Bedrohung durch ethnische und kulturelle Veränderungen geprägt wurden. Trump schaffte es, diese Ängste zu kanalisieren und sich als Botschafter des Wandels zu positionieren.
Die Auswirkungen des Wahlsystems
Das amerikanische Wahlsystem hat es Trump ermöglicht, eine große politische Partei von außen zu übernehmen, was in anderen Ländern selten der Fall ist. Durch strategisch gezeichnete Wahlbezirksgrenzen erhielten die Republikaner den Vorteil, was die Polarisierung im Kongress verstärkte und einen ideologischen Graben zwischen den Parteien erzeugte. Diese Veränderungen führten dazu, dass Kandidaten sich zunehmend nach den extremen Positionen ihrer Wähler richten mussten, um bei den Vorwahlen erfolgreich zu sein, was die politische Landschaft weiter verhärtete. Die Herausforderung dabei war, dass Trump Anhänger aus verschiedenen, oft extremen, von populistischen Idealen geprägten Bewegungen mobilisieren konnte, was das politische Klima destabilisierte.
Trumps Nachlass und die Zukunft der Politik
Unabhängig von Trumps Wahlergebnissen bleibt das ihm zugrunde liegende populistische Phänomen bestehen, selbst wenn er nicht erneut Präsident wird. Die Veränderungen, die während seiner Amtszeit stattfanden, haben die politischen und gesellschaftlichen Strukturen der USA nachhaltig geprägt, was die Möglichkeit einer populistischen Politik auch in der Zukunft offenlässt. Die Ansichten der Wähler über ihre Identität, kulturelle Veränderungen und das Gefühl der Bedrohung bleiben weiterhin relevante Themen im amerikanischen politischen Diskurs. Daher ist es wahrscheinlich, dass die Herausforderungen, die zur Wahl von Trump führten, nicht so schnell verschwinden werden, unabhängig davon, wer die nächste Wahl gewinnt.
Die Chancen, dass Trump wieder Präsident wird, sind 50/50. Darum lohnt sich ein Blick zurück: Was hat er in seiner ersten Präsidentschaft verändert? Und wie konnte er je gewählt worden? Reinhard Heinisch erklärt. Die Folge ist 2020 erstmals veröffentlicht worden.
Reinhard Heinisch ist Politikwissenschafter an der Universität Salzburg. Zuvor war er 30 Jahre in den USA, hat dort studiert und als Professor an der University of Pittsburgh geforscht und unterrichtet.
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