Julia Löhr, Wirtschaftskorrespondentin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Peter Müller, Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen, Lisa Nienhaus von der Süddeutschen Zeitung und Julian Olk vom Handelsblatt diskutieren die Jobkrise in der deutschen Automobil- und Stahlindustrie. Sie beleuchten den Wandel durch Elektromobilität und die Herausforderungen der Stahlindustrie auf dem Weg zur Klimaneutralität. Die Notwendigkeit eines Strukturwandels und innovativer Geschäftmodelle wird ebenso thematisiert wie die gesellschaftlichen Reaktionen auf anstehende Veränderungen.
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insights INSIGHT
Altes Auto-Geschäftsmodell Ist Zerbrochen
Das Geschäftsmodell der deutschen Autoindustrie beruhte lange auf hohen Margen in China und günstigen Energiekosten hierzulande.
Dieses Modell funktioniert nicht mehr und gefährdet Produktion und Arbeitsplätze in Deutschland.
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Ingolstadt Als Beispiel Für Abhängigkeit
Ingolstadt wuchs mit Audi von 80.000 auf 140.000 Einwohner und profitierte enorm vom Autoboom.
Jetzt brechen Gewerbesteuereinnahmen weg und Bürger spüren Folgen bei Kitas und Schwimmbädern.
insights INSIGHT
Größe Und Kultur Verbergen Strukturprobleme
Die Autoindustrie bleibt groß und kulturell bedeutend, aber sie steht vor einem komplexen Strukturproblem.
Hersteller verkaufen derzeit oft nicht die elektrisch gefragten, günstigen Modelle und verlieren Marktanteile.
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Die deutsche Industrie steckt tief in der Krise. Besonders die Autobranche trifft es hart: Innerhalb eines Jahres sind dort 51.500 Stellen verloren gegangen. Absatzflauten, aggressive Konkurrenz aus China und der teure Wechsel zur Elektromobilität machen den Herstellern schwer zu schaffen. Dazu kommt der Zollstreit mit den USA, der deutsche Exporte zusätzlich verteuert.
Doch nicht nur die Autoindustrie ist unter Druck. Auch andere Branchen wie Maschinenbau und Metallverarbeitung kämpfen mit schlechten Zahlen und Stellenabbau. Hohe Energiekosten, Billigimporte u.a. setzen auch der Stahlbranche massiv zu. Bundeskanzler Friedrich Merz reagiert und hat sowohl einen Auto- als auch einen Stahlgipfel im Kanzleramt angekündigt. Bringt das den Aufschwung?
Im Verlauf der Diskussion wird deutlich, für wie abgehängt die Gäste die deutsche Industrie mittlerweile halten. Die Umstände des deutschen Erfolgsmodells hätten sich komplett verändert, sagt etwa Peter Müller von der Augsburger Allgemeinen: Wir könnten nicht mehr mit billigem Gas aus Russland produzieren, China kaufe uns unsere Autos nicht mehr ab und die USA bieten uns keine Sicherheit mehr. Stimmt also das deutsche Geschäftsmodell nicht mehr? Julia Löhr widerspricht: In der Forschung sei Deutschland exzellent aufgestellt und könne bei technologischen Innovationen auch wieder ein globaler Player werden. Allerdings müsse die Politik solche Entwicklungen auch positiv begleiten und dürfe nicht im Gestern verharren, wie sie das aktuell tue. Ähnlich sieht es auch Lisa Nienhaus: „Deutschland wird ein Land der Tüftler und Unternehmer bleiben“, sagt sie. Doch bei KI habe das Land den Anschluss verloren. Nun gelte es, die Weichen zu stellen, um die Versäumnisse der Vergangenheit wieder aufzuholen. Kann die schwarz-rote Koalition das leisten? Im Grunde ja, nur sollten wir dabei nicht auf das Prinzip Hoffnung setzen, findet Julian Olk vom Handelsblatt. Am Ende tue Strukturwandel eben auch weh. Das Aus- und Weiterbildungsangebot in Deutschland müsse so entwickelt werden, dass Arbeitskräfte in neue Jobs vermittelt werden können.
Kann uns der Aufschwung wieder gelingen? Sind die traditionellen Industrien in Deutschland noch zukunftsfähig?
Moderatorin Susan Link diskutiert mit den Gästen Julian Olk (Handelsblatt), Julia Löhr (FAZ), Lisa Nienhaus (SZ) und Peter Müller (Augsburger Allgemeine)
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