Mit der Kleinen Eiszeit kommt das große Zittern über Europa
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Aug 20, 2025
Im 16. Jahrhundert bereitet die Kleine Eiszeit den Menschen in Mitteleuropa erhebliche Schwierigkeiten. Ernteausfälle und verschobene Jahreszeiten führen zu sozialen und wirtschaftlichen Krisen. Hexenverfolgungen nehmen zu, da extreme Wetterbedingungen Sündenböcke erforderlich machen. Der Schweizer Grindelwald-Gletscher wächst rapide und begräbt das Land unter sich. Zudem beeinflussen die Kälte und der Pestwellen das Weltbild der Menschen und führen zu tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen.
15:13
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Bruegels Bild Als Klima-Zeugnis
Peter Bruegels Gemälde von 1565 zeigt eine verschneite Landschaft mit ausgemergeltem Wild und eingefrorenen Mühlenrädern als Zeitzeugnis extremer Kälte.
Chroniken aus Bristol berichten gleichzeitig von Nordlichtern und roten Strahlen am Himmel vor einem harten Winter, was die Weite des Klimaphänomens illustriert.
insights INSIGHT
Kleine Temperaturänderung, Große Folgen
Die Kleine Eiszeit reduzierte die mittlere Temperatur um etwa zwei Grad gegenüber dem 20. Jahrhundert, was zu vielfachen Ernteausfällen führte.
Mehrere aufeinanderfolgende kalte Winter oder nasse Sommer machten Vorräte unzureichend und lösten Hungersnöte aus.
insights INSIGHT
Religiöse Deutungen Und Rituale
In der religiösen Deutung sahen Zeitgenossen Hungersnöte und Überschwemmungen als Strafe Gottes und reagierten mit Bußgottesdiensten und Prozessionen.
Rüdiger Glaser berichtet von Geißelungen und Priestern, die Reliquien zu Gletschern trugen, um das Klima göttlich zu beeinflussen.
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Im Jahr 1560 mehren sich Berichte über Kälte, Ernteausfälle und verschobene Jahreszeiten. Die Kleine Eiszeit stellt die Menschen in Mitteleuropa vor extreme Probleme.
In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Mau:
wie lange die Kleine Eiszeit dauert,
wie in den Berner Alpen die Gletscher wachsen und Wiesen, Bauernhäuser sowie eine Kapelle unter sich begraben,
warum die Bevölkerung versucht, mit Bußgottesdiensten und Prozessionen gegen die Witterung vorzugehen,
weshalb bei den extremen Wetterverhältnissen die Hexenverfolgung eskaliert,
welche Erklärungen es für die Ursache der Kleinen Eiszeit gibt.
Mit dem Begriff Kleine Eiszeit ist kein Erdzeitalter gemeint, sondern eine jahrhundertelange Kälteepoche mehr als 10.000 Jahre nach der letzten großen Eiszeit. Sie stellt die Gesellschaften Mitteleuropas vor extreme Herausforderungen. Zumal auch noch die Pest wütet und die Folgen des Dreißigjährigen Krieges die Menschen plagen. Die Krisen jener Zeit sorgen für gesellschaftliche Veränderungen, die bis heute nachwirken.
Die Kleine Eiszeit beginnt etwa in der Mitte des 16. Jahrhunderts - nach einer wärmeren Phase im späten Mittelalter, als in Köln, Duisburg und England noch Wein angebaut wird. Besonders kalt ist es während der sogenannten Grindelwald-Fluktuation. Dieser Begriff bezeichnet eine Phase zwischen 1560 und 1630, in der der Schweizer Grindelwald-Gletscher in den Berner Alpen besonders stark wächst.
Im Mittel ist es zu dieser Zeit etwa zwei Grad Celsius kälter als die Durchschnittstemperatur im 20. Jahrhundert. Es folgen immer wieder besonders kalte Winter auf besonders nasse Sommer. Der Lebensmittelanbau kommt ins Stocken. Viele Menschen müssen hungern.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
Professor Rüdiger Glaser (Lehrstuhl für Physische Geographie an der Universität Freiburg)
Philipp Blom (Schriftsteller, Autor, Historiker)
Wolfgang Behringer: Kulturgeschichte des Klimas. München 2007
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