Hannes Androsch, ehemaliger österreichischer Vizekanzler und Finanzminister, reflektiert über die Coronastrategie der Regierung und äußert scharfe Kritik an der politischen Landschaft Österreichs. Er thematisiert die unzureichenden Reformen in Bildung und Digitalisierung sowie die Herausforderungen der Urbanisierung. Zudem beleuchtet er die dringende Notwendigkeit, soziale Gerechtigkeit zu fördern und Chancengleichheit in der Bildung sicherzustellen. Androsch fordert eine stärkere Verantwortung des Sozialstaates und kritisiert die Beziehungen zu autoritären Führern.
Hannes Androsch kritisiert die unzureichenden Corona-Maßnahmen der Regierung und vergleicht sie mit effektiveren Strategien in anderen Ländern.
Die Schließungen von Schulen und Kindergärten während der Pandemie führten zu einer Bildungskrise und verstärkten Ungleichheiten, insbesondere für benachteiligte Schüler.
Deep dives
Novomatic und staatliche Unterstützung
Der Glücksspielkonzern Novomatic hat während des Lockdowns von erheblichen staatlichen Hilfen profitiert, einschließlich 40 Millionen Euro, die für Kurzarbeit verwendet wurden. Trotz dieser finanziellen Unterstützung hat das Unternehmen 120 Mitarbeiter entlassen, um weitere Einsparungen zu erzielen, während der Konzernchef eine Dividende von 50 Millionen Euro erhielt. Es wird darauf hingewiesen, dass Novomatic versuchen konnte, Imagepflege durch Wohltätigkeiten zu betreiben, indem Gelder an unterstützungsbedürftige Institutionen und die Vertrauten seiner Führungsgremien flossen. Diese Praktiken werfen Fragen zur sozialen Verantwortung des Unternehmens und zu den ethischen Implikationen ihrer Geschäftspraktiken auf, auch im Kontext ihrer staatlichen Unterstützung während der Krise.
Kritik an der Regierungspolitik
Der ehemalige Finanzminister Hannes Androsch äußert scharfe Kritik an der aktuellen Regierung, insbesondere an ihren unzureichenden Maßnahmen zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie. Er vergleicht die vermeintlichen Hilfsmaßnahmen der Regierung mit den effektiven Programmen in anderen Ländern, wie Deutschland und der Schweiz, und beschreibt die österreichischen Maßnahmen als unzureichend und planlos. Androsch bemängelt den Umgang der Regierung mit der Pandemie und wirft ihr vor, in Panik zu geraten und keine klaren Strategien zu entwickeln, um die Krise zu bewältigen. Diese Unzulänglichkeiten führen zu einer stark kritischen Sicht auf die Leistungsfähigkeit der Regierung in einer anspruchsvollen Zeit.
Die Auswirkungen von Bildungskrisen
Die Schließungen von Schulen und Kindergärten werden als eine Fehlentscheidung dargestellt, die zu einer jahrelangen Bildungskrise und großen Ungleichheiten führen könnte. Androsch warnt, dass zehntausende Schüler während der Pandemie aus dem Bildungssystem gefallen sind, was besonders benachteiligte Gruppen hart trifft. Er betont die Notwendigkeit, Schulen besser auszustatten und pädagogische Konzepte zu überdenken, um den Herausforderungen der digitalen Bildung gerecht zu werden. Der Mangel an klaren Strategien zur Bewältigung dieser Bildungskrise wird als eine der gravierendsten Versäumnisse der Regierung identifiziert, die langfristige Folgen haben könnte.
Soziale Gerechtigkeit und politische Verantwortung
In den Diskussionen wird auch die Notwendigkeit angesprochen, soziale Gerechtigkeit in der politischen Agenda hervorzuheben, insbesondere in Bezug auf den Zugang zu Bildung und die Bekämpfung von Armut. Androsch betont, dass es dringend erforderlich ist, das Bildungssystem so zu gestalten, dass es Chancengleichheit fördert, da immer mehr Menschen durch soziale Netzwerke in unteren Schichten gefangen bleiben. Die Aushöhlung der Demokratie und die Missachtung der Rechtsstaatlichkeit unter bestimmten politischen Strömungen wurden ebenfalls kritisiert, wobei der Blick auf Ungarn geworfen wurde. Diese systemischen Probleme erfordern von den politischen Entscheidungsträgern ein Umdenken und die Übernahme von Verantwortung für eine gerechtere Gesellschaft.
Plumps statt Rums? Hannes Androsch, in der Regierung Kreisky von 1970 bis 1981 Finanzminister und zeitweise Vizekanzler, geißelt die Coronastrategie der Regierung. Im Talk mit dem Kabarettisten Florian Scheuba führt Androsch, der „reife Rote“ in dieser Episode des Satire-Podcasts "Scheuba fragt nach" vor, wie messerscharfe Oppositionspolitik klingen könnte.
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