Luisa Neubauer: „Meine Großmutter ist radikaler als ich“
Mar 25, 2025
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Luisa Neubauer ist eine junge Klimaaktivistin und Mitbegründerin von Fridays for Future. Im Gespräch teilt sie ihre Erfahrungen beim Laufen als Krisenbewältigung und erzählt, wie sie sich beim Joggen in New York von Schreibblockaden befreite. Sie spricht über die Herausforderungen der Klimakrise, den Einfluss von Erzählungen auf das Umweltbewusstsein und die Verantwortung der Politik im Wahlkampf. Luisa beleuchtet auch die Beziehung zu ihrer radikalen Großmutter und reflektiert über Genüsse und persönliche Werte in Bezug auf Nachhaltigkeit.
Luisa Neubauer nutzt das Laufen als Krisenmanagement, um Schreibblockaden zu überwinden und gleichzeitig gesund zu bleiben.
Die Klimakrise erfordert kreatives Storytelling, um Menschen zu inspirieren und einen aktiven Wandel zu fördern.
Generationenübergreifender Dialog, insbesondere mit ihrer Großmutter, fördert das Verständnis für Klimafragen und gemeinschaftliches Engagement.
Deep dives
Die Verantwortung der Politik
Der Wahlkampf wird als ein schmerzhafter Prozess beschrieben, in dem Politikkoordinatoren oft nicht die notwendige Verantwortung für die Klimakrise übernehmen. Trotz der drängenden Fakten klappen viele Politiker vor den Tatsachen zusammen und kommunizieren stattdessen populistische Botschaften, die häufig wenig mit der Realität zu tun haben. Diese Art von Wahlkampf zeugt von einem Mangel an Anstand und Respekt, nicht nur gegenüber der Öffentlichkeit, sondern auch innerhalb der politischen Debatte selbst. Es wird betont, dass Politiker, die die Klimakrise ignorieren, nicht nur versagen, sondern sich auch als Führungspersönlichkeiten disqualifizieren.
Die Bedeutung des Storytellings im Klimaschutz
Der Klimaschutz wird nicht nur als technisches oder informatives Thema betrachtet, sondern als ein Bereich, der kreatives Storytelling benötigt, um die Menschen zu inspirieren und zu aktivieren. Der Vergleich zu bekannten fiktiven Figuren wie James Bond zeigt, dass Anziehungskraft und Heldenhaftigkeit nicht ausschließlich mit fossilen Energien verbunden sein müssen. Stattdessen sollten Geschichten darüber erzählt werden, wie Nachhaltigkeit und Umweltschutz stattfinden können. Beispiele wie Dumbledore aus Harry Potter verdeutlichen, dass Macht und Einfluss auch ohne fossile Ressourcen entstehen können, wenn sie auf Weisheit und Achtsamkeit bauen.
Unbequeme Hoffnung versus bequeme Hoffnung
Es wird zwischen bequemer und unbequemer Hoffnung unterschieden, wobei die bequeme Hoffnung oft auf das Vertrauen in Einzelpersonen setzt, die Probleme lösen werden, ohne dass man selbst aktiv werden muss. Im Gegensatz dazu bedeutet unbequeme Hoffnung, dass die Betroffenen selbst Verantwortung übernehmen und aktiv nach Veränderungsmöglichkeiten suchen. Diese Form der Hoffnung erfordert Engagement und die Bereitschaft, aus der Komfortzone auszubrechen. Die Idee ist, dass durch viele kleine, kollektive Taten ein bedeutender Wandel herbeigeführt werden kann, was die zentrale Botschaft der Diskussion unterstreicht.
Die Rolle der Großmutter und zwischenmenschliche Beziehungen
Die Beziehung zur Großmutter wird als ein bedeutendes Element der eigenen Perspektive auf Klima- und Gesellschaftsfragen hervorgehoben. Auch in ihren 90ern bleibt die Großmutter aktiv und engagiert, was auf eine generationenübergreifende Verantwortung und Diskussion hinweist. Diese persönliche Verbindung schafft ein tiefgehendes Verständnis für die Herausforderungen der Klimakrise sowie das Bedürfnis, Veränderungen aktiv voranzutreiben. Der Dialog zwischen den Generationen verdeutlicht, dass Aktivismus nicht nur eine individuelle Anstrengung ist, sondern auch auf familiären und gemeinschaftlichen Werten basiert.
Hoffnung als Gemeinschaftsprojekt
Die Vorstellung, dass politische Verantwortung nicht nur bei den Führenden liegt, sondern dass der Gemeinschaft eine entscheidende Rolle zufällt, wird klar hervorgehoben. Jeder Bürger trägt dazu bei, indem er Maßnahmen ergreift und sich aktiv an Diskussionen beteiligt, die die Gesellschaft und die Umwelt betreffen. Die Klimabewegung wird nicht nur als ein Projekt von Einzelnen gesehen, sondern als ein kollektives Ziel, das durch gemeinsames Handeln erreicht werden kann. Die Vermittlung von Hoffnung und Verantwortung ist nicht nur ein individuelles Unterfangen, sondern ein gemeinschaftliches Projekt, das alle einbezieht.
Luisa Neubauer ist Studentin, Autorin und gehört weltweit zu den bekanntesten Klimaaktivistinnen – und das alles mit unter 30 Jahren. Wie sie es schafft, bei all dem nicht den Kopf zu verlieren? Laufen. Jedes Jahr hat Luisa einen festen Jahresvorsatz: In der Lage sein, einen Halbmarathon zu laufen.
Dafür muss es kein offizieller sein, denn das Laufen ist für sie eine Art Krisenmanagement, um nicht durchzudrehen. Beispielsweise hilft es der Autorin auch bei Schreibblockaden. Vor kurzem steckte sie in einer so großen, dass sie in New York City einfach losjoggte und erst nach 26 Kilometern weiterschreiben konnte. Dabei hatte sie lustige Begegnungen.
Ich habe einige Touristen gesehen. Wenn die so komische Selfies machen, dann sag ich: ‚Soll ich nicht ein Foto machen?‘ Und beim Wegjoggen habe ich nur gehört: ‚Ey, die sieht aus wie Luisa Neubauer!‘
Quelle: Luisa Neubauer übers Joggen in New York City
Besonders morgens nutzt Luisa die Zeit beim Laufen, um sich gleichzeitig mit Podcasts oder neuen Alben auf den neusten Stand zu bringen. Ein Podcast hat die 28-Jährige besonders angetrieben.
Früher habe ich auf den letzten fünf Kilometern noch mal ‚Der Podcast mit Christian Lindner‘ gehört, das hat mich richtig in Fahrt gebracht – dann zieh ich noch mal durch.
Quelle: Luisa Neubauer darüber, wie Christian Lindner sie durchziehen lässt
Luisa Neubauers Oma ist wie sie selbst Klimaaktivistin und trotzdem geraten die beiden regelmäßig in Diskussionen:
Sie kann sich wahnsinnig empören. Alles von ‚das Weihnachtsprogramm beim Botanischen Garten, was nicht achtsam genug den Pflanzen gegenüber ist‘ bis zu ‚den Arbeitsbedingungen in Bangladesch‘. […] In gewisser Weise ist meine Oma auch radikaler als ich. Sie beschreibt die großen Chefs von fossilen Konzernen als Kriminelle. Sie glaubt, wir müssten viel rigoroser Gesetze umsetzen.“
Quelle: Luisa Neubauer über ihre Beziehung zu ihrer Großmutter
Wenn Luisa Kristian von ihrer Oma erzählt, scheint es so, als hätte die 92-Jährige große Ansprüche an ihre Enkelin. Denn Luisa muss sich regelmäßig Kommentare über ihren „schlabbrigen Schlabberlook“ anhören und auch die schulische Ausbildung bleibt nicht unkommentiert, so sagt Luisas Oma wohl zu ihr: „Luisa, herzlichen Glückwunsch, du hast fünf Bücher geschrieben, aber immer noch keine Masterarbeit.“
Stabile Frau – findet auch Luisa Neubauer. 👇
Wer mit Luisa über Klimaschutz spricht, der kommt nicht drumherum mit ihr über Politik zu sprechen und so kommt es, dass sie und Kristian Thees im Talk über Politik diskutieren.
Neben der gelaufenen Bundestagswahl werfen die beiden auch einen Blick in die Zukunft. Die wird politisch unter anderem von Friedrich Merz gelenkt werden.
Mein Anspruch an Friedrich Merz ist wahnsinnig hoch, denn er möchte Kanzler sein. Meine Erwartungen sind es nicht. Weil er in den letzten drei Jahren so viele Gelegenheiten hatte, uns davon zu überzeugen, dass er am Ende doch ein durchdachter und in sich nachhaltig überlegter Mensch ist. Was ich immer wieder gesehen habe, war vor allem Friedrich Merz, der Choleriker.
Quelle: Luisa Neubauer über Friedrich Merz
Und trotzdem sieht sie auch eine Chancen beim Klimaschutz bei ihm.
Ich glaube, eine gute Chance, die man bei Friedrich Merz hat, ist, dass Politik opportunistisch ist. Und ich würde sagen, Friedrich Merz ist noch ein bisschen opportunistischer. Der wird flexibel sein, der wird sich hinstellen können und sagen: ‚Oh, jetzt bin ich übrigens überzeugt und ihr findet mich morgen beim Braten von meinen Tofuwürfeln.‘ Und er wird sich da irgendwie nicht peinlich sein, dass er sich da völlig verbiegt und ich glaube, diesen Opportunismus muss man dann herzlich empfangen und sagen: ‚Besser opportunistischen Klimaschutz als gar keinen Klimaschutz‘.
Quelle: Luisa Neubauer über die Chancen mit Friedrich Merz
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