Zu Gast sind Mark Rauschen, Geschäftsführer des Kaufhauses Längermann und Triechmann, sowie Roman Plätter, Wirtschaftsressortleiter der Zeit, und Michael Bang Petersen, Politikwissenschaftler an der Universität Aarhus. Sie diskutieren über Dänemarks frühe Lockerungen der Corona-Maßnahmen und die Herausforderungen für den Einzelhandel in Deutschland. Rauschen teilt seine Erfahrungen während der Pandemie, während Petersen die gesellschaftliche Akzeptanz beleuchtet. Der Wunsch nach Normalität und der Umgang mit Unsicherheiten im Handel kommen ebenfalls zur Sprache.
Die schrittweise Aufhebung der Corona-Beschränkungen in Deutschland spiegelt eine gesamtgesellschaftliche Sehnsucht nach Normalität trotz anhaltend hoher Infektionszahlen wider.
Dänemark hat frühzeitig radikale Öffnungen umgesetzt, was auf einen hohen Impfstatus und eine geringe Belastung der Krankenhäuser zurückzuführen ist.
Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie sind gravierend, mit erheblichen Verlusten für Unternehmen, während gleichzeitig Herausforderungen bei der Rückkehr zur alten Normalität bestehen bleiben.
Deep dives
Lockdown-Lockerungen in Deutschland
Die Bundesregierung hat beschlossen, die Corona-Beschränkungen schrittweise zu lockern, wobei die ersten Maßnahmen bereits für geimpfte und genesene Personen entfallen. Kontaktbeschränkungen werden aufgehoben und im Einzelhandel sind lediglich Masken erforderlich. Ab dem 4. März sollen mehr Zuschauer bei Großveranstaltungen zugelassen werden, und ab dem 20. März sollen auch tiefgreifende Maßnahmen wie die Homeoffice-Pflicht enden. Die Gesellschaft verspürt eine allgemeine Sehnsucht nach Normalität, trotz der nach wie vor hohen Infektionszahlen.
Einsichten aus Dänemark
Ein dänischer Politikwissenschaftler erklärt, dass Dänemark frühzeitig für radikale Öffnungen plädiert hat und keine Maskenpflicht mehr gilt, obwohl die Infektionszahlen hoch bleiben. Der steigende Impfstatus von 81% der Bevölkerung und die geringe Belastung der Krankenhäuser durch COVID-19 führten zu dieser Entscheidung. Trotz der Aufhebung der Maßnahmen versuchen viele Dänen, ihre sozialen Aktivitäten bewusst zu reduzieren. So lässt sich erkennen, dass gesellschaftliche Gewohnheiten sich verändern, selbst wenn die Restriktionen aufgehoben sind.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie
Die wirtschaftlichen Konsequenzen der Corona-Pandemie in Deutschland werden als gravierend geschildert, mit einem Verlust von rund 350 Milliarden Euro, hauptsächlich durch Rückgänge im Konsum und Investitionen. Unternehmen hatten vermehrt mit Lieferengpässen, wie zum Beispiel Chipmangel, zu kämpfen, was die Rückkehr zur Normalität zusätzlich erschwert. Der Staat hat bis zu 170 Milliarden Euro ausgegeben, um Unternehmen mit direkten Hilfen und Kurzarbeitergeld zu unterstützen. Die Herausforderung bleibt, wie und wann diese Hilfen eingestellt werden, während viele Firmen weiterhin im Verlustbereich operieren.
Der Einzelhandel und seine Herausforderungen
Der Geschäftsführer eines Kaufhauses berichtet von den Schwierigkeiten, die während der Pandemie entstanden sind, und der Notwendigkeit, sich an die ständig wechselnden Corona-Maßnahmen anzupassen. Besonders problematisch sind dabei die verlorenen Arbeitskräfte in der Gastronomie und Einzelhandel, während gleichzeitig die Kunden zurückkehren. Die Umsatzverluste liegen aktuell bei etwa 20%, was auf die Schwierigkeiten hinweist, in die alte Normalität zurückzukehren. Der Geschäftsführer betont die Wichtigkeit, attraktive Einkaufserlebnisse zu schaffen, um den Kunden zurückzugewinnen.
Blick in die Zukunft
Die Diskussion über die Rückkehr zur Normalität wird von unterschiedlichen Meinungen dominiert, wobei einige glauben, dass diese nur vorübergehend sein wird. Die Verhaltensänderungen der Menschen könnten langfristige Auswirkungen auf den Einzelhandel und die Wirtschaft haben. Es wird argumentiert, dass vor allem die öffentliche Unterstützung entscheidend sein wird, um längerfristige Lockerungen aufrechtzuerhalten, während andere besorgt sind, dass zukünftige Virusvarianten zu erneuten Einschränkungen führen könnten. Der Befund deutet darauf hin, dass eine Balance zwischen Gesundheitsschutz und wirtschaftlicher Aktivität gefunden werden muss.
Am 20. März sollen in Deutschland die meisten Corona-Regeln wegfallen. Zum Einkaufen braucht es nur noch die Maske, auch Diskotheken dürfen zunächst unter Auflagen wieder öffnen und Großveranstaltungen stattfinden. Kehrt jetzt die Normalität zurück ins Leben und in die Wirtschaft? Und hätte Deutschland vielleicht sogar noch schneller öffnen sollen?
Darüber reden Lisa Nienhaus und Jens Tönnesmann in einer neuen Folge des ZEIT-Wirtschaftspodcasts Ist das eine Blase?. Zunächst sprechen sie mit Michael Bang Petersen, Politikwissenschaftler an der Universität Aarhus, darüber, warum sich Dänemark schon Anfang Februar dafür entschieden hat, fast alle Corona-Maßnahmen zu beenden.
Danach erzählt der Kaufhausbetreiber Mark Rauschen aus Osnabrück von seinen Erfahrungen in zwei Jahren Pandemie. Unter zwölf verschiedenen Bedingungen musste er in den vergangenen zwei Jahren Kunden im Osnabrücker Kaufhauses Lengermann & Trieschmann bedienen: Erst war ganz geschlossen, dann durfte er einen Teil des Kaufhauses öffnen, mal mussten die Kunden online bestellen, was sie später abholen wollten, später mussten sie Impfnachweise vorzeigen. Viele seiner 550 Mitarbeiter hat er in Kurzarbeit geschickt. Nun ist er optimistisch: "Wir sind fast über den Berg. Selbst Herr Lauterbach, der ja eher vom Team Vorsicht ist, hat das in den letzten Tagen gesagt."
Per Mail erreichen Sie das Team des Podcasts unter blase@zeit.de
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