Britta Sandberg ist Frankreich-Korrespondentin des SPIEGEL und hat den Vergewaltigungsprozess gegen Gisèle Pelicot verfolgt. Sie spricht über die Herausforderungen, Zeugin eines so schweren Falls zu sein und beschreibt, wie Pelicot zur Ikone wurde, als sie den Satz „die Scham muss die Seite wechseln“ prägte. Zudem reflektiert Sandberg über ihre Karriere im Journalismus, die Berichterstattung nach den Pariser Anschlägen 2015 und die politische Lage in Frankreich, einschließlich der Schwierigkeiten von Präsident Macron.
Britta Sandberg beschreibt den Vergewaltigungsprozess gegen Gisèle Pelicot als tiefgreifende journalistische und menschliche Herausforderung mit emotionalen Nachwirkungen.
Die Entwicklung von Gisèle Pelicot während des Prozesses von einer schüchternen Person zu einer kraftvollen Stimme thematisiert die gesellschaftliche Verantwortung bei Gewalt gegen Frauen.
Der Pellicot-Prozess zeigt, wie wichtig eine gerechte Justiz ist, während die Diskussion über gesellschaftliche Verantwortung und Unterstützung für Überlebende weitergeführt werden muss.
Deep dives
Ein Rückblick auf SWR 1 und den Podcast
Der Moderator feiert die 40-jährige Geschichte von SWR 1, einem wichtigen Format im baden-württembergischen Rundfunk. Er dankt seinem ehemaligen Kollegen für dessen Beitrag zur Popularität der Sendung und reflektiert dabei über seine eigene Karriere, die ihn nie dazu brachte, nostalgisch auf vergangene Erfolge zurückzublicken. Stattdessen hat er die Entwicklung des Podcasts als einen frühen Schritt in der bimedialen Berichterstattung hervorgehoben und betont, dass es ein anhaltendes Bedürfnis nach qualitativ hochwertigen Gesprächen zwischen Moderatoren und Gästen gibt. Dies führt zu einer Diskussion über ein aktuelles Interview mit einer herausragenden Journalistin, die sich mit bedeutenden gesellschaftlichen Themen auseinandersetzt.
Der Vergewaltigungsprozess um Giselle Pellicot
Die Journalistin Britta Sandberg berichtet über den Vergewaltigungsprozess gegen Giselle Pellicot, den sie intensiv verfolgt hat. Dieser Prozess stellte eine enorme journalistische und menschliche Herausforderung dar, da er mit schockierenden Beweisen und Zeugenaussagen gefüllt war, die das eigene Sicherheitsgefühl gegenüber Vertrauten in Frage stellten. Sandberg beschreibt, wie sie während der Verhandlung mühsam die Grausamkeiten in den Aussagen ertragen musste und spricht von den emotionalen Nachwirkungen, die der Fall für sie hatte. Ihr Zitat "Die Scham muss die Seite wechseln" wurde zu einem zentralen Gedanken, der über den Prozess hinaus die Gesellschaft beeinflussen könnte.
Der eindrucksvolle öffentliche Auftritt von Giselle Pellicot
Giselle Pellicot wird von Sandberg als inspirierende Persönlichkeit beschrieben, die während des Prozesses von einer ursprünglichen Schüchternheit zu einer selbstbewussten, eindringlichen Stimme wurde. Ihre klaren und kraftvollen Aussagen forderten nicht nur die Verantwortung der Angeklagten ein, sondern thematisierten auch die gesellschaftliche Verantwortung für derartige Verbrechen. Sandberg hebt hervor, dass Pellicots Umgang mit ihrer Situation und ihre starke Präsenz im Gerichtssaal ihr nicht nur Loyalität von Unterstützern einbrachten, sondern auch eine breite Öffentlichkeit über ihre Plight informierten. Diese evolutionäre Reise von Pellicot wird als wegweisend für künftige Diskussionen über Gewalt gegen Frauen angesehen.
Die komplexe Dynamik innerhalb der Familie Pellicot
Die Schilderungen der Kinder von Giselle Pellicot verdeutlichen die tiefgreifenden Auswirkungen des Verbrechens auf die gesamte Familie. Obwohl sie anfangs an ihrer Seite standen, wurde die emotionalen Belastung und die Zerrüttung innerhalb der Familie während des Prozesses deutlich. Sandberg erklärt die Kluft zwischen der harmonischen Familiendarstellung vor den Vorfällen und der brutalen Realität, die mehr als ein Jahrzehnt gedauert hat. Die Wahrnehmungen der Kinder über die spaltenden Auswirkungen des Missbrauchs auf ihre Kindheit und den Verlust der familiären Einheit stellen ein zentrales Thema des Prozesses dar.
Die Rolle der Justiz und zukünftige Herausforderungen
Sandberg reflektiert über die Bedeutung des Urteils im Pellicot-Prozess und dessen Bedeutung für den Rechtsstaat. Die Erkennung und der Umgang mit den Verbrechen bieten ein Beispiel dafür, wie Justiz funktionieren sollte, auch wenn einige Urteile als zu mild empfunden wurden. Der Prozess hat Herausforderungen und Erwartungen an die französische Justiz in Bezug auf zukünftige Verfahren deutlich gemacht, da 17 der Angeklagten in Revision gehen wollen. Diese Dynamik zeigt auch, dass die Diskussion über gesellschaftliche Verantwortung und Gerechtigkeit nach den Ereignissen von Avignon noch lange nicht zu Ende ist, und dass weiterhin Schritte in Richtung einer robusteren Hilfe für Überlebende nötig sind.
In dieser Folge werden sexualisierte Gewalt und Vergewaltigung thematisiert. Bitte achtet auf euch, wenn ihr diese Folge anhört.
Wie fühlt es sich an, einen der unglaublichsten und erschütterndsten Prozesse der jüngeren Geschichte hautnah mitzuverfolgen? Britta Sandberg, ehemalige Leiterin des SPIEGEL-Auslandsressorts und aktuell Frankreich-Korrespondentin des SPIEGEL in Paris, ist heute bei Wolfgang zu Gast, um über den unglaublichen Vergewaltigungsprozess rund um Gisèle Pelicot zu sprechen. Eine Frau, die durch den Prozess zu einer Person der Öffentlichkeit, gar einer Ikone geworden ist und den bewegenden Satz “die Scham muss die Seite wechseln” geprägt hat.
Britta Sandberg hat den Fall nicht nur 69 Tage lang live im Gericht mitverfolgt, sondern auch einen vierteiligen Podcast “Acht Milliarden – Avignon: Der Prozess Pelicot” herausgebracht. Mit Wolfgang bespricht sie die großen Herausforderungen, einem solch schweren Fall beizuwohnen und darüber, wie sich Gisèle Pelicot über den Verlauf des Prozesses verändert hat.
Außerdem reflektiert Britta Sandberg über ihren Werdegang im Journalismus und die Zeit als erste, weibliche Ressortleiterin in einem damals extrem männerdominierten Umfeld. Sie spricht zudem über ihre Berichterstattung des Terrorprozesses nach den Anschlägen von 2015 in Paris und ihre tiefe Recherche rund um Folterpraktiken in Guantanamo. Zum Schluss besprechen Britta Sandberg und Wolfgang die aktuelle politische Lage in Frankreich und die Vielzahl an Schwierigkeiten, mit denen Präsident Macron konfrontiert ist.