Daniel Kehlmann, ein gefeierter deutsch-österreichischer Schriftsteller, beleuchtet in seinem Gespräch die Herausforderungen und Erfolge seiner Karriere. Er spricht über seine Leidenschaft für magischen Realismus und die düstere Familiengeschichte während des Kriegs. Kehlmann reflektiert auch über den Rückgang der Leserzahlen, die Auswirkungen von Social Media auf Literatur und seinen kritischen Blick auf die Theaterlandschaft. Zudem thematisiert er die emotionalen Herausforderungen der Schriftstellerei und diskutiert die künstlerischen Beziehungen zwischen verschiedenen Kulturen.
Daniel Kehlmann reflektiert über seinen einzigartigen kreativen Prozess, der stark von persönlichen Erfahrungen und Begegnungen geprägt ist.
Kehlmann kritisiert den Einfluss von Social Media auf die Lesekultur und den Rückgang der Bücherkäufe in Deutschland.
Die Komplexität menschlicher Beziehungen in kreativen Berufen wird betont, da Netzwerkbildung sowohl inspirierend als auch herausfordernd sein kann.
Er spricht über die kulturelle Identität und die Herausforderungen der Erziehung seines Sohnes zwischen deutscher und amerikanischer Kultur.
Kehlmann betrachtet die Verantwortung von Künstlern, gesellschaftlich relevante Themen anzugehen, und sieht die politischen Entwicklungen als wichtig an.
Der Autor thematisiert die Dominanz weniger Kritiker auf dem Kunstmarkt, was die Vielfalt im kulturellen Diskurs einschränkt.
Deep dives
Daniel Kehlmanns Erfolg als Schriftsteller
Daniel Kehlmann gilt als einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Schriftsteller und ist für seine künstlerische Vielseitigkeit bekannt. Er hat zahlreiche Literaturpreise gewonnen, darunter den Welt-Literaturpreis und den Thomas Mann-Preis. Seine Werke sind international anerkannt, und seine Bücher wurden millionenfach verkauft, was ihn zu einem bedeutenden kulturellen Einfluss in der deutschen Literaturszene gemacht hat. Seine bekanntesten Werke, wie "Die Vermessung der Welt", zeigen seine Fähigkeit, historische Themen spannend und unterhaltsam zu präsentieren.
Der Einfluss von Social Media auf die Leserschaft
Die Podcast-Episode thematisiert den Einfluss von Social Media auf die Lesekultur, insbesondere die Abnahme des Bücherkaufs. Es wird erläutert, dass ein signifikanter Rückgang von etwa sechs Millionen Lesern in Deutschland festgestellt wurde, die sich nun vermehrt sozialen Medien widmen. Dieser Rückgang beeinflusst nicht nur den Buchmarkt, sondern auch die Art und Weise, wie Autoren wahrgenommen werden. Kehlmann selbst zeigt sich skeptisch gegenüber Social-Media-Plattformen und nutzt diese kaum.
Die Herausforderungen des Schreibens
Kehlmann lässt durchblicken, dass das Schreiben eines Buches eine anspruchsvolle und manchmal frustrierende Aufgabe ist. Er kombiniert kreative Prozesse mit persönlichem Engagement, was in seinen historischen Romanen besonders zur Geltung kommt. Dabei reflektiert er über den Druck, den Erfolg aufrechtzuerhalten, und die Erwartungen des Publikums, die oft an Schriftsteller gerichtet werden. Seine Überlegungen zeigen die Komplexität des kreativen Schaffens und die emotionalen Hürden, die damit verbunden sind.
Kulturelle Identität und Erziehung
Die Diskussion um Kehlmanns Erziehung seines Sohnes sowie die Bedeutung der kulturellen Identität wird beleuchtet. Er und seine Frau haben bewusst entschieden, in die USA zu ziehen, um ihm eine internationale Perspektive zu bieten, doch sie bleiben der deutschen Kultur eng verbunden. Dies zeigt sich auch in ihrer Entscheidung, dass ihr Sohn Deutsch als Hauptsprache erlernen soll. Diese Balance zwischen zwei Kulturen thematisiert die Herausforderungen, denen sich Eltern in einer globalisierten Welt gegenübersehen.
Die Rolle von Kunst und Film
Kehlmann spricht darüber, wie sich Kunst und Film entwickeln und welche Herausforderungen damit verbunden sind. Er betrachtet die Konventionen in der Filmbranche kritisch und betont, dass das Filmemachen oft nicht das gleiche kreative Freiraum bietet wie das Schreiben. Dies wird besonders deutlich in seiner Erfahrung mit den Verfilmungen seiner Werke, bei denen oft kommerzielle Aspekte dominieren. Die Diskussion sichert Kehlmann als einen Künstler, der mit Integrität an seine Projekte herangeht und sich nicht von den Trends der Branche beeinflussen lässt.
Der Einfluss von Eliten in der Kultur
Ein zentrales Thema ist der Einfluss von kulturellen Eliten auf den Markt und die Wertschätzung von Künstlern. Kehlmann kritisiert, dass die Stimme und die Meinung einiger weniger Kritiker über die vielen kreativen Stimmen dominiert, was die Vielfalt im kulturellen Diskurs einschränkt. Er hebt hervor, dass die Zeiten, in denen ein Kritiker wie Marcel Reich-Ranitzki eine absolute Macht über den Erfolg eines Werkes hatte, vorbei sind. Diese Monopolisierung wird als problematisch gesehen, da sie die Wahrnehmung der Kunst verzerrt.
Die Komplexität menschlicher Beziehungen
In den Diskussionen wird auch die Komplexität menschlicher Beziehungen in kreativen Berufen thematisiert. Kehlmann betont, wie wichtig es ist, sich mit anderen Künstlern auszutauschen und zu vernetzen. Diese Beziehungen können sowohl inspirierend als auch herausfordernd sein, besonders wenn sich persönliche und berufliche Interessen vermischen. So beschreibt er sein Verhältnis zu anderen Autoren, Schauspielern und Regisseuren, was einen Einblick in die Dynamik des kreativen Schaffens gewährt.
Geschichte als Erzählinstrument
Kehlmann nutzt die Geschichte als Werkzeug, um komplexe menschliche Emotionen und gesellschaftliche Strukturen zu beleuchten. Dabei gibt er zu, dass die Erzählung von historischen Ereignissen oft schwierige Wahrheiten und Grauzonen annimmt, die nicht immer klar definiert sind. Diese Herangehensweise ermöglicht es ihm, sowohl die Realität als auch das Fiktive in einem narrativen Rahmen zu verbinden. Der Erzählstil in seinen Arbeiten eröffnet neue Perspektiven auf bekannte historische Figuren und deren Konflikte.
Der kreative Prozess und die Inspirationsquellen
In der Episode reflektiert Kehlmann über seinen kreativen Prozess, der oft durch persönliche Erfahrungen, Reisen und Begegnungen geprägt ist. Er diskutiert, welche literarischen Einflüsse und kulturellen Bewegungen seine Werke gestaltet haben und wie er diese in sein eigenes Schreiben integriert. Dies zeigt seinen Ansatz, Inspiration im Alltag und in der Beobachtung der Menschen um sich herum zu finden. Kehlmanns kreative Reflexion illustriert, dass die Kunst nicht nur aus Kreativität, sondern auch aus einem tiefen Verständnis des menschlichen Wesens schöpfen sollte.
Politische Verantwortung des Künstlers
Kehlmann thematisiert die politische Verantwortung von Künstlern in einer sich verändernden Welt. Er argumentiert, dass Schriftsteller und Kreative eine Pflicht haben, Themen anzugehen, die die Gesellschaft betreffen. Dabei sieht er die Aufarbeitung der eigenen Geschichte und die Auseinandersetzung mit aktuellen politischen Entwicklungen als essenziell an. Die Diskussion regt an, über die Rolle der Kunst in Zeiten politischer Unsicherheiten und sozialer Umbrüche nachzudenken.
Einblick in die deutsche und amerikanische Kultur
Kehlmann vergleicht die Unterschiede zwischen der deutschen und amerikanischen Kultur, insbesondere in Bezug auf Kunst und deren Rezeption. Er spricht über seine Erfahrungen in den USA und die gegenseitigen kulturellen Missverständnisse, die entstehen können, wenn Konventionen und Höflichkeitsformen nicht verstanden werden. Diese Reflexion zeigt die Herausforderungen, die sich aus der Globalisierung ergeben, sowie die Notwendigkeit, die eigene kulturelle Identität zu bewahren. Die Diskussion unterstreicht die Bedeutung von interkulturellem Verständnis in der heutigen Welt.
Er ist der erfolgreichste deutschsprachige Schriftsteller unserer Zeit, sein globaler Bestseller Die Vermessung der Welt hat sich allein in Deutschland über drei Millionen Mal verkauft, und jetzt ist Daniel Kehlmann zu Gast bei Alles gesagt?.
Im Podcast erzählt er von seinen größten Erfolgen und jenen Büchern, die sich bis heute nicht verkaufen, von seinem komplizierten Verhältnis zum deutschen Theater, seiner Liebe zum magischen Realismus in der Literatur – und von seiner Familiengeschichte. Sein Vater, Jahrgang 1927, überlebte das Kriegsende in einem KZ.
Daniel Kehlmann spricht über seine erste Kurzgeschichte, die veröffentlicht wurde, als er noch Schüler war, und wie es dazu kam, dass ihm die Schauspielerin Inge Meysel dringend von der Schriftstellerei abgeraten hat. Er kritisiert den Umgang vieler europäischer Staaten mit der Pandemie und erklärt, warum er daran arbeitet, "nicht so oft wütend zu sein".
Daniel Kehlmann wurde 1975 in München geboren und zog mit seiner deutsch-österreichischen Familie nach Wien, als er sechs Jahre alt war. Er hat in Wien Philosophie und Germanistik studiert und lebt nach Jahren in New York heute wieder in Berlin.
Seinen ersten Roman, Beerholms Vorstellung, veröffentlichte er 1997, sein fünftes Buch Die Vermessung der Welt war 2006 ein weltweiter Bestseller. In den letzten Jahren hat Daniel Kehlmann verstärkt Drehbücher geschrieben, unter anderem für Daniel Brühls Film Nebenan, für Detlev Bucks Thomas-Mann-Verfilmung Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull und für die ARD-Serie Kafka. Er ist außerdem Autor zahlreicher Essays und Theaterstücke, "die größtmögliche Glorie" wäre für ihn die Inszenierung eines seiner Stücke am Broadway in New York.
Daniel Kehlmann erklärt, warum er bis heute mit dem Füller schreibt, wieso der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki aus seiner Sicht der erste Booktoker war – und erzählt von einem Anruf des Schauspielers Kevin Bacon, der zur Verfilmung eines seiner Romane in Hollywood führte. Nach vier Stunden und 14 Minuten beendet Daniel Kehlmann das Gespräch, denn das kann bei Alles gesagt? nur der Gast.