Nach Hinrichtung von Deutsch-Iraner Sharmahd: „Iran steht nackt da“
Oct 29, 2024
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Friederike Böge, F.A.Z.-Korrespondentin für den Iran, und Guido Steinberg, Nahost-Experte, diskutieren die Hinrichtung des Deutsch-Iraners Djamshid Sharmahd als machtdemonstrative Botschaft des Regimes. Böge schildert, wie die Hinrichtung den Druck auf den Iran erhöht. Steinberg behandelt die geopolitischen Spannungen und die Möglichkeiten eines Geiseldeals im Gazastreifen. Beide Teilnehmer beleuchten die problematische Lage der Regierung und die Herausforderungen eines möglichen Waffenstillstands zwischen Hamas und Israel.
Die Hinrichtung des Deutsch-Iraners Jamshid Sharmahd wurde als strategisches Signal des iranischen Regimes an den Westen interpretiert, um dessen Macht zu demonstrieren.
Die Situation im Iran zeigt einen inneren Druck auf das Regime, während die internationale Gemeinschaft zunehmend hilflos gegenüber humanitären und politischen Herausforderungen erscheint.
Deep dives
Die Hinrichtung von Jamshid Shamad
Die Hinrichtung des Deutsch-Iraners Jamshid Shamad hat in Deutschland für große Empörung gesorgt. Außenministerin Annalena Baerbock und Bundeskanzler Olaf Scholz äußerten sich scharf gegen die Vorgehensweise des iranischen Regimes. Shamad, der seit Jahren in Haft war, wurde in einem Schauprozess zum Tode verurteilt, obwohl es keine stichhaltigen Beweise gegen ihn gab. Seine Tochter Gazelle kritisierte die Bundesregierung, da diese trotz der Dringlichkeit und der öffentlichen Aufrufe nicht ausreichend handelten.
Geiseldiplomatie im Iran
Deutschland ist der wichtigste europäische Handelspartner des Iran, und trotz der Geiseldiplomatie der iranischen Regierung befinden sich immer noch Deutsche in iranischer Haft. Gazelle Shamad, die Tochter des hingerichteten Jamshid, hatte wiederholt die Bundesregierung aufgefordert, mehr Druck auf das iranische Regime auszuüben. Es gibt derzeit mindestens eine weitere Deutsch-Iranerin, die aktiv in Gefangenschaft gehalten wird. Die Möglichkeit, dass politische Verhandlungen zu einem Gefangenenaustausch führen können, zeigt, dass die Bundesregierung in der Lage sein könnte, Maßnahmen zu ergreifen, wenn genügend politisches Kapital eingesetzt wird.
Reaktionen auf die Hinrichtung
Die Hinrichtung von Shamad könnte als ein Signal der Stärke des iranischen Regimes interpretiert werden, insbesondere nach den militärischen Aktionen Israels gegen Iran. Experten deuten an, dass diese brutale Aktion dazu dienen könnte, andere Länder, einschließlich Deutschland, einzuschüchtern. Im Iran selbst wird die Hinrichtung kaum erwähnt, was darauf hindeutet, dass sie eher als strategisches Manöver gegenüber internationalen Partnern genutzt wird. Die Machtlosigkeit der internationalen Gemeinschaft gegenüber dem iranischen Regime wird dadurch noch deutlicher hervorgehoben.
Zukunft des iranischen Regimes
Das iranische Regime befindet sich unter Druck, nicht nur von internationalen diplomatischen Bemühungen, sondern auch von innen heraus durch unzufriedene Bürger. Der anhaltende Druck auf die Verbündeten des Irans, wie die Hamas und die Hisbollah, könnte zu einer destabilisierten Lage führen. Während das Regime versucht, seine Macht durch Repression aufrechtzuerhalten, zeigen Beobachtungen, dass die Unterstützung aus der Bevölkerung schwindet. Die Experten nähern sich der Einschätzung, dass sich grundlegende Veränderungen im Iran unter dem derzeitigen Regime nicht abzeichnen.
Die Hinrichtung des Deutsch-Iraners Djamshid Sharmahd soll ein Signal in Richtung Westen senden, sagt Iran-Korrespondentin Friederike Böge. Dabei zeigt die Ermordung des 69-Jährigen vor allem eins: Das Regime steht nackt da und zunehmend unter Druck.
Mit dem Nahostexperten Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik sprechen wir außerdem über die Aussicht auf einen Geiseldeal und einen Waffenstillstand in Gaza. Die Hoffnungen auf Fortschritte nach der Tötung von Hamas-Chef Sinwar haben sich bisher nicht erfüllt, sagt der Experte.
Ihr Host: Felix Hoffmann
Mitarbeit: Kathrin Jakob, Michael Götz, Jennifer Brückner
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