Die brutale erste Hinrichtung mit Elektrizität im Jahr 1890 zieht die Öffentlichkeit in ihren Bann. Elektrischer Stuhl, ursprünglich als human gedacht, erweist sich als grausam. Die dunkle Verbindung zwischen Elektromedizin und Hinrichtungsmethoden wird aufgedeckt. William Kemmlers Qualen während seines Todeskampfes und die Reaktionen der Zuschauer werden eindringlich beschrieben. Technische Aspekte und die Entwicklung dieser Methode verdeutlichen, wie weit die Justiz bereit war zu gehen, obwohl die versprochene Schmerzlosigkeit nie erreicht wurde.
14:45
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Mediales Großereignis um Hinrichtung
Die erste Hinrichtung mit elektrischem Strom am 6. August 1890 wurde von 500 Zuschauern und der Presse als Großereignis begleitet.
Die Spannung und Unsicherheit waren groß, da die Methode neu und ungeprüft war.
insights INSIGHT
Humane Todesstrafe im 19. Jahrhundert
Das 19. Jahrhundert suchte humane, saubere und technisierte Methoden der Todesstrafe.
Elektrizität wurde als modernes Mittel gesehen, Menschen schneller und schmerzlos zu töten.
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Der Stromkrieg und die Tierversuche
Edison nutzte den Streit zwischen Gleich- und Wechselstrom für eigene Vorteile im "Stromkrieg".
Seine Laboratorien führten Tierversuche durch, doch das Töten geschah mit Westinghouses Wechselstrom.
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"Man hätte es besser mit einer Axt getan", lautet das Urteil aller Zeugen nach der ersten Hinrichtung eines Menschen mit Elektrizität am 6. August 1890. Die Justiz hält dennoch an der Tötungsmethode fest.
In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:
wie Elektrizität die Medizin des 19. Jahrhunderts verändert,
von grausamen Tierversuchen im Dienste der Wissenschaft,
vom "Stromkrieg" zwischen Thomas Edison und George Westinghouse,
vom qualvollen Todeskampf des William Kemmler.
Im Jahr 1888 erlässt New York ein Gesetz, das den elektrischen Stuhl als Hinrichtungsmethode vorschreibt. Sauber, bequem und effektiv soll die neue Technik sein. Die erste Anwendung an einem Menschen findet am 6. August 1890 statt.
Der Alkoholiker William Kemmler wird gegen 6.30 Uhr in die Todeskammer geführt. Er hat laut Urteil nach einem Saufgelage seine Lebensgefährtin mit einer Axt erschlagen. Nach dem ersten Stromstoß lebt Kemmler noch. Ein zweiter Stromstoß ist nötig - nach einer Erholungspause für den Generator. Kemmler leidet und wird schließlich langsam elektrisch verbrannt.
Trotz dieses Desasters halten Justiz, Medizin und Politik an der neuen Methode fest. Die Technik wird weiterentwickelt, die Voltzahl erhöht. Bis heute sind in den USA fast 4.500 Verurteilte durch den elektrischen Stuhl getötet worden. Mittlerweile wird er kaum noch eingesetzt, ist überhaupt nur noch in vier US-Staaten erlaubt. In allen übrigen, in denen es die Todesstrafe noch gibt, wird die Giftspritze verwendet.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
Dr. Markus Hedrich, Historiker
The New York Times, 7. August 1890: Far worse than hanging. Kemmler's Death Proves an Awful Spectacle.
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