"Man hätte es besser mit einer Axt getan", lautet das Urteil aller Zeugen nach der ersten Hinrichtung eines Menschen mit Elektrizität am 6. August 1890. Die Justiz hält dennoch an der Tötungsmethode fest.
In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:
- wie Elektrizität die Medizin des 19. Jahrhunderts verändert,
- von grausamen Tierversuchen im Dienste der Wissenschaft,
- vom "Stromkrieg" zwischen Thomas Edison und George Westinghouse,
- vom qualvollen Todeskampf des William Kemmler.
Im Jahr 1888 erlässt New York ein Gesetz, das den elektrischen Stuhl als Hinrichtungsmethode vorschreibt. Sauber, bequem und effektiv soll die neue Technik sein. Die erste Anwendung an einem Menschen findet am 6. August 1890 statt.
Der Alkoholiker William Kemmler wird gegen 6.30 Uhr in die Todeskammer geführt. Er hat laut Urteil nach einem Saufgelage seine Lebensgefährtin mit einer Axt erschlagen. Nach dem ersten Stromstoß lebt Kemmler noch. Ein zweiter Stromstoß ist nötig - nach einer Erholungspause für den Generator. Kemmler leidet und wird schließlich langsam elektrisch verbrannt.
Trotz dieses Desasters halten Justiz, Medizin und Politik an der neuen Methode fest. Die Technik wird weiterentwickelt, die Voltzahl erhöht. Bis heute sind in den USA fast 4.500 Verurteilte durch den elektrischen Stuhl getötet worden. Mittlerweile wird er kaum noch eingesetzt, ist überhaupt nur noch in vier US-Staaten erlaubt. In allen übrigen, in denen es die Todesstrafe noch gibt, wird die Giftspritze verwendet.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:- Dr. Markus Hedrich, Historiker
- The New York Times, 7. August 1890: Far worse than hanging. Kemmler's Death Proves an Awful Spectacle.
Weiterführende Links:Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?Gerne her damit: Einfach schreiben an
zeitzeichen@wdr.de Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!
Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autoren: Ulrich Biermann und Veronika Bock
Redaktion: Frank Zirpins