Prof. Dr. Stefan Kooths, Direktor des Forschungszentrums Konjunktur und Wachstum am Kiel Institut für Weltwirtschaft, diskutiert die stagnierende deutsche Wirtschaft und die Versäumnisse der Politik. Es wird betont, dass die Ignoranz gegenüber zentralen Themen wie Energiekosten fatale Folgen hat. Ein grundlegender Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik ist nötig, um Marktprozesse zu fördern. Zudem wird die Idee einer 'Chancenpartei' vorgestellt, um Bildung und Eigenverantwortung zu stärken und bürokratische Hürden abzubauen.
Die Wirtschaftsweisen prognostizieren ein Schrumpfen der deutschen Wirtschaft, was dringende und innovative politische Maßnahmen erforderlich macht.
Ein akuter Mangel an konkreten Lösungen für die hohen Energiekosten und der demografischen Herausforderungen wird in der laufenden politischen Diskussion kritisiert.
Die Notwendigkeit einer Reform des Bildungssystems wird hervorgehoben, um Chancengleichheit und die Fachkräfte von morgen zu gewährleisten.
Übermäßige Bürokratie und Regulierungen werden als Hindernis für Innovationen angesehen, was eine Entbürokratisierung dringend erforderlich macht.
Deep dives
Wirtschaftliche Ausblicke für Deutschland
Die deutschen Wirtschaftsweisen haben angegeben, dass die Wirtschaft in diesem Jahr um 0,1 Prozent schrumpfen wird und für das nächste Jahr nur ein geringfügiges Wachstum von 0,4 Prozent erwartet wird. Diese Negativprognosen werden durch eine sinkende Produktion im verarbeitenden Gewerbe und stagnierenden privaten Konsum verstärkt. Darüber hinaus wird die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie als erodierend dargestellt, während die Realeinkommen der Bevölkerung gestiegen sind. Die Autoren des Gutachtens bemängeln die mangelnde Reaktion der Politik auf die Energiepreise und die demografischen Herausforderungen, die die Sozialsysteme belasten könnten.
Kritik an den politischen Maßnahmen
Die vorgeschlagenen Maßnahmen der Wirtschaftsweisen zur Behebung der wirtschaftlichen Probleme werden als ungenügend erachtet, da sie keine klaren Lösungen für die hohen Energiepreise bieten. Die Idee, die Schuldenbremse zu lockern, wird als wenig innovativ kritisiert, während andere drängende Themen wie Bildung und Infrastruktur zwar angesprochen, jedoch nicht ausreichend behandelt werden. Zudem wird bemängelt, dass die aktuelle Diskussion um Haushaltskürzungen an den entscheidenden Stellen nicht zu den notwendigen Reformen führt. Das Vertrauen in die Regierung sinkt, da diese grundlegende Probleme oft nur oberflächlich anpackt.
Der Einfluss der künstlichen Intelligenz
Die rasante Entwicklung der künstlichen Intelligenz verändert die Geschäftswelt und bringt sowohl Unsicherheiten als auch neue Herausforderungen mit sich. Unternehmen müssen sich diesen Veränderungen anpassen, da die Fähigkeiten ihrer Mitarbeitenden und die Leistungsfähigkeit der Firmen davon beeinflusst werden. Workday als Beispiel wird angeführt, da es Unternehmen unterstützt, innovative Ansätze zu verfolgen und sich an die dynamischen Marktbedingungen anzupassen. Die Notwendigkeit, sich kontinuierlich weiterzubilden und die erforderlichen Fähigkeiten zu entwickeln, wird als entscheidend für den unternehmerischen Erfolg hervorgehoben.
Bildung und Zukunftschancen
Die Podcast-Episode beleuchtet die Bedeutung einer effektiven Bildungspolitik als Grundlage für zukünftigen wirtschaftlichen Erfolg. Eine Reform des Bildungssystems, die sicherstellt, dass der Schulerfolg nicht vom sozialen Status abhängt, wird als essenziell erachtet. Frühkindliche Förderung und Unterstützung beim Spracherwerb sind zentrale Themen, um Chancen von Beginn an zu gewährleisten und die künftigen Fachkräfte des Landes auszubilden. Der aktuelle Zustand wirft jedoch die Frage auf, ob die bestehenden Strukturen eine adäquate Ausbildung bieten können.
Die Rolle der Bürokratie und Regulierungen
Ein weiterer diskutierter Aspekt ist die Auswirkungen von Bürokratie und übermäßigen Regulierungen auf Unternehmen und die Wirtschaft insgesamt. Der hohe bürokratische Aufwand wird als Hemmnis für Innovationen und Effizienzsteigerungen beschrieben. Stimmen von Unternehmen, die eine Entbürokratisierung verlangen, werden laut, da die Komplexität von Vorschriften und Berichtspflichten als wirtschaftliche Belastung wahrgenommen wird. Einsichten aus dieser Diskussion unterstreichen, dass eine schlankere, marktorientierte Regulierung für einen wirtschaftlichen Aufschwung entscheidend sein könnte.
Veränderung der politischen Rahmenbedingungen
Die Episode fordert eine grundlegende Neubewertung der politischen Entscheidungen und Rahmenbedingungen in Deutschland. Für eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung ist ein Umdenken in der Politik nötig, das den Marktprozessen mehr Raum gibt. Die Zuhörer werden ermutigt, über die bisherigen politischen Strategien hinauszudenken und neue Ansätze für die Zukunft zu entwickeln. Eine offene Diskussion über verschiedene Lösungsansätze wird als Voraussetzung gesehen, um die Herausforderungen erfolgreich anzugehen.
Zukünftige Herausforderungen und Lösungen
Abschließend werden die bevorstehenden Herausforderungen betont und mögliche Lösungsansätze erörtert. Insbesondere die Notwendigkeit eines Angebotsansatzes in der Politik sowie die Berücksichtigung der Energiepolitik werden als zentrale Punkte hervorgehoben. Der Strukturwandel durch steigende Energiekosten und demografische Veränderungen erfordere ein Umdenken, das von der Regierung koordiniert werden müsse. Um dem entgegenzuwirken, wird die Bedeutung einer Reform des Steuersystems und der Sozialsysteme angesprochen, um das wirtschaftliche Ökosystem langfristig zu stabilisieren.
bto#269 – Die Wirtschaftsweisen prognostizieren für 2024 ein Schrumpfen der deutschen Wirtschaft um 0,1 Prozent. Und auch 2025 soll sie nur um 0,4 Prozent wachsen. Ein wirksames Gegenmittel für eine Trendwende bietet der Sachverständigenrat der Bundesregierung allerdings nicht an. Wichtige Themen wie die Energiekosten werden nicht adressiert. Ratschläge, wie mehr zu investieren, sind lange bekannt. Auch die Lockerung der Schuldenbremse ist keine wirklich innovative Idee. Damit fügt sich das aktuelle Gutachten in einen Wahlkampf ein, der schon jetzt darauf setzt, die grundsätzlichen Divergenzen über die Lösungsansätze für die Bewältigung der Krise zu kaschieren. Die Gefahr ist groß, dass auch die nächste Regierung die Kernprobleme Deutschlands nicht lösen wird. Deutschland fehlt ein neuer Politikansatz.
Wie ein anderer Politikansatz aussehen könnte, diskutiert Daniel Stelter mit Prof. Dr. Stefan Kooths, Direktor des Forschungszentrums Konjunktur und Wachstum am Kiel Institut für Weltwirtschaft.
Hörerservice
Die Studie des ifo-Instituts zum öffentlichen Dienst finden Sie hier.
Die Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln finden Sie hier.
Die Liste der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft zum Stellenabbau in Deutschland finden Sie hier.
Neue Analysen, Kommentare und Einschätzungen zur Wirtschafts- und Finanzlage finden Sie unter www.think-bto.com.
Den monatlichen bto-Newsletter abonnieren Sie hier.
Sie erreichen die Redaktion unter podcast@think-bto.com. Wir freuen uns über Ihre Meinungen, Anregungen und Kritik.
Shownotes
Handelsblatt –Ein exklusives Angebot für alle „bto – beyond the obvious – featured by Handelsblatt”-Hörer*innen: Testen Sie Handelsblatt Premium 4 Wochen lang für 1 Euro und bleiben Sie zur aktuellen Wirtschafts- und Finanzlage informiert.