Miriam Wohlfarth, Gründerin von Ratepay und Banksware, gilt als eine der bekanntesten Unternehmerinnen Deutschlands. In dieser Folge spricht sie über den Boom der Einhörner in Deutschland und argwöhnt, ob diese Entwicklungen eine Blase bilden könnten. Sie betont die Notwendigkeit, Technologie zu verstehen und innovative Lösungen zu entwickeln. Wohlfarth diskutiert auch die Risiken der aktuellen Investmentkultur und fordert mehr Gründer mit einem besseren Technologieverständnis für eine nachhaltige Zukunft.
Die Zahl der Einhörner in Deutschland wächst rasant, was sowohl Chancen als auch Risiken für die Gründerszene birgt.
Die Finanzierung von Start-ups erfolgt zunehmend über Risikokapital, was Fragen zur Nachhaltigkeit und langfristigen Überlebensfähigkeit aufwirft.
Ein wachsender Fokus auf Technologien und gesellschaftliche Verantwortung könnte die Richtung von Investitionen in zukünftige Start-ups beeinflussen.
Deep dives
Die Startup-Welt und ihr Wachstum
Startups sind meist junge Unternehmen, die innovative und digitale Produkte oder Geschäftsmodelle entwickeln. Ein zentrales Merkmal ist die Erwartung an schnelles Wachstum, was sie von traditionellen Selbstständigen unterscheidet. Sie finanzieren sich häufig durch Risikokapitalgeber, die an ihrem Wachstum interessiert sind und im Gegenzug Anteile am Unternehmen erhalten. Die Nachfrage nach Startups ist hoch, auch weil viele Investoren Wachstumsperspektiven in neuen Technologien und digitalen Lösungen sehen.
Die Herausforderung der Finanzierung
Die Finanzierung von Startups erfolgt häufig über Risikokapital, das in verschiedenen Runden bereitgestellt wird. Investoren setzen oft auf eine hohe Anzahl an Startups, in der Hoffnung, dass einige von ihnen signifikante Gewinne abwerfen. Die Zeit der Finanzkrise hat es Gründern oft erschwert, Kapital zu bekommen, was zu einem geringeren Vertrauen der Investoren führte. Heute gibt es jedoch viele neue Investitionsmöglichkeiten und eine steigende Anzahl an Investoren, die bereit sind, in vielversprechende Startups zu investieren.
Hohe Bewertungen und deren Ursachen
Aktuell steigen die Bewertungen von Startups rasant an, auch als Reaktion auf die große Menge an verfügbarem Kapital. Besonders im Fintech-Sektor wurden hohe Investitionssummen mobilisiert, was jedoch auch die Frage aufwirft, ob diese Bewertungen gerechtfertigt sind. Faktoren wie aufregende Geschäftsideen und die Begeisterung für die Technologie tragen zur Bewertung bei, jedoch kann dies auch zu einer Blase führen. Der Einfluss von großen institutionellen Anlegern und internationalen Investoren verstärkt oft diesen Trend, da sie maximale Bewertungen anstreben.
Blasenbildung im Startup-Sektor
Es besteht die Sorge, dass übermäßige Bewertungen und Investitionen in Startups auf eine Blase hindeuten könnten, ähnlich der Dotcom-Blase in den frühen 2000er Jahren. Während einige Experten glauben, dass gesunde Unternehmen aus diesem Umfeld entstehen, gibt es auch Bedenken, dass zu viele Startups finanziert werden, die möglicherweise nicht nachhaltig sind. Der Unterschied zur Dotcom-Ära könnte darin liegen, dass viele moderne Startups über substanzielle Technologie und Geschäftsmodelle verfügen. Die langfristigen Auswirkungen dieser Investitionen sind ungewiss, und es besteht die Möglichkeit, dass einige Unternehmen nicht überleben werden.
Trends und die Zukunft der Startup-Szene
Die Entwicklung neuer Technologien spielt eine entscheidende Rolle für die Zukunft von Startups, insbesondere im Bereich Blockchain und digitale Lösungen. Das wachsende Interesse an nachhaltigen Geschäftsmodellen und sozialen Aspekten könnte auch die Richtung der zukünftigen Investitionen beeinflussen. Der Trend geht dahin, dass mehr Investoren sich nicht nur auf finanzielle Renditen konzentrieren, sondern auch die gesellschaftliche Verantwortung und Nachhaltigkeit in den Fokus rücken. Eine Veränderung der Investitionskultur könnte letztendlich dazu führen, dass mehr vielseitige und innovative Startups gefördert werden.
Der Lieferdienst Gorillas, die Aktien-App Trade Republic, der E-Roller-Vermieter Tier: In Deutschland gibt es immer mehr Start-ups, die eine Bewertung von einer Milliarde Dollar oder mehr erreichen. Laut einem Report des Wagnisfinanzierers Atomico ist die Anzahl dieser sogenannten Einhörner im Jahr 2021 um 19 auf 51 gewachsen. Die Start-ups im Land sammelten im vergangenen Jahr mehr als zehn Milliarden Euro ein, mehr als doppelt so viel wie im Jahr 2020. Ist das gesund und hilft das der deutschen Gründerszene nachhaltig – oder handelt es sich um eine Blase, die bald platzt?
Darüber diskutieren Lisa Hegemann und Jens Tönnesmann in einer neuen Folge des Wirtschaftspodcasts "Ist das eine Blase?" von ZEIT und ZEIT ONLINE. Sie haben sich unter Gründern und Geldgeberinnen umgehört, etwa bei Thomas Bachem. Der Gründer und Kanzler der CODE University of Applied Sciences berichtet, dass auch sehr junge Unternehmen aktuell viel Startkapital erhalten – und das in einer Zeit, in der die Zahl der Existenzgründer laut dem KfW-Gründungsmonitor zuletzt auf einen Tiefstand gesunken ist. Womöglich ist also jetzt eine gute Zeit, ein Unternehmen zu gründen.
Das findet zum Beispiel Miriam Wohlfarth, die in dieser Folge des Podcasts zu Gast ist und zu den bekanntesten Gründerinnen im Land zählt. Wohlfarth sagt: "Wir leben in einer Welt im Wandel, wir müssen die Technologie umarmen und wir brauchen mehr Gründer mit einem besseren Technologieverständnis." Gerade baut Wohlfahrth ihr zweites Unternehmen auf und hat dafür 14 Millionen Euro Startkapital erhalten – "eine Menge Geld", wie sie selbst sagt. Die Unternehmerin kennt auch die Zeiten, in denen Geld sehr knapp war: Ihr erstes Start-up hat sie während der Finanzkrise gegründet und weil es mit weniger Kapital an den Start ging, wurde es von einem Konkurrenten aus Schweden überrundet. Wohlfahrth ist deswegen überzeugt, dass das viele Geld für junge Unternehmen dazu beiträgt, dass die hiesige Wirtschaft international nicht den Anschluss verliert. Beim Lieferdienst Gorilla habe sie sich allerdings schon gefragt, ob es gerechtfertigt sei, "da so viel Geld reinzupumpen".
Im Wirtschaftspodcast "Ist das eine Blase?" sprechen Lisa Nienhaus, Jens Tönnesmann und Lisa Hegemann immer montags über das, was die Welt im Innersten zusammenhält: Geld, Macht, Gerechtigkeit. Alle 14 Tage untersuchen je zwei der Moderatoren ein wirtschaftliches Phänomen und fragen sich, ob es sich um einen kurzfristigen Hype handelt oder ob es bleibt. Immer mit einem Gast – und einem Tier.
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