Florian Klenk – Wenn ich Friedrich Merz wär, würd ich mir die türkise Farbe nochmal überlegen
Oct 12, 2023
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Florian Klenk ist Chefredakteur der Wochenzeitung "Falter" und ein bekannter Investigativjournalist in Österreich. Im Gespräch erläutert er die Macht der Medien bei der Aufdeckung von Korruption, etwa bei den Ibiza-Papers. Klenk warnt vor populistischen Strömungen und reflektiert über die Ähnlichkeiten zwischen der politischen Landschaft in Deutschland und Österreich. Zudem thematisiert er die Verantwortung der Journalisten in Zeiten von Desinformation und die politischen Konsequenzen gesellschaftlicher Ängste.
Florian Klenk hebt hervor, dass die Verantwortung für die Verbreitung wahrhaftiger Informationen sowohl beim Einzelnen als auch bei den Medien liegt.
Seine Erfahrungen als Rechtsberater für Geflüchtete verdeutlichen, wie öffentliche Berichterstattung die Wahrnehmung von Rechtsfällen entscheidend beeinflussen kann.
Die Gefahren populistischer Erzählungen zeigen, dass die FPÖ und ähnliche Bewegungen die gesellschaftliche Stabilität und demokratische Werte ernsthaft bedrohen.
Deep dives
Die Grenzen der Meinungsfreiheit
Das Zitat über die Einschränkung der Meinungsfreiheit verdeutlicht, dass es in einer demokratischen Gesellschaft essentielle Grenzen gibt. Es wird betont, dass die Meinungsfreiheit nicht absolut ist und bei falschen Fakten, die Panik auslösen könnten, reguliert werden kann. Die Verantwortung, Informationen wahrheitsgemäß zu verbreiten, liegt nicht nur beim Einzelnen, sondern auch bei den Medien und Institutionen, die Fakten überprüfen sollten. Diese Grenzen sind von zentraler Bedeutung, um die Rechte und das Leben anderer zu schützen.
Florian Klenk und seine Anfänge
Florian Klenk, ein erfahrener Journalist, begann seine Karriere nach seinem Jura-Studium, als er Flüchtlinge in Bosnien beriet. Diese Erfahrung half ihm zu erkennen, wie wichtig die öffentliche Berichterstattung ist, da sie die Wahrnehmung von Rechtsfällen beeinflussen kann. Durch seine Arbeit beim Falter entwickelte er sich zum Investigativjournalisten, insbesondere durch seine Recherchen über politische Korruption in Österreich. Klenks Spezialisierung auf die FPÖ und andere politische Skandale zeigt, wie tiefgreifende Berichterstattung die öffentliche Diskussion und Wahrnehmung von politischen Missständen verändert.
Die Rolle von Sebastian Kurz
Sebastian Kurz wird als eine umstrittene Figur in der österreichischen Politik beschrieben, die mit ihrer Kommunikation und ihrem Marketing eine bürgerliche Partei in einen persönlichen Fanklub verwandelt hat. Sein Umgang mit Migranten und der Schließung der Balkanroute wird als eine Strategie angesehen, um Wählerstimmen durch populistische Erzählungen zu gewinnen. Seine Taktik, moderate Töne in der Flüchtlingsdebatte zu nutzen, um sich von linksliberalen Kritikern abzusetzen, hat ihn in der politischen Landschaft an die Spitze gebracht. Die Schwierigkeiten der ÖVP und die bevorstehenden Korruptionsverfahren gegen Kurz verdeutlichen die Risiken dieser artifizielle Politik.
Die FPÖ und der neue Rechtspopulismus
Die FPÖ, angeführt von Herbert Kickl, wird als eine rechtspopulistische Kraft beschrieben, die an die Traditionen von Jörg Haider anknüpft. Kickls Führungsstil und seine Verbindung zu extremistischen Ideologien stellen eine Bedrohung für die liberale Demokratie dar. Die FPÖ hat erfolgreich ein Narrativ geschaffen, das Angst vor Migranten schürt und den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährdet. Der Rückgriff auf populistische Erzählungen zur Wählermobilisierung zeigt, wie die öffentliche Meinung manipuliert werden kann, um politisches Kapital zu gewinnen.
Medien, soziale Medien und öffentliche Wahrnehmung
Die Diskussion über die Rolle der Medien und insbesondere der sozialen Medien in der aktuellen politischen Landschaft verdeutlicht deren Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung. Die Verbreitung von Desinformation und der Einfluss von Populisten auf soziale Medien führen oft zur Verengung des Diskurses. Gleichzeitig wird die Herausforderung deutlich, als Journalist Verantwortung zu übernehmen und gleichzeitig in einem von Emotionen und Agitationen geprägten Umfeld zu arbeiten. Die Notwendigkeit, den Wert seriöser Berichterstattung zu kommunizieren, wird als entscheidend angesehen, um das Vertrauen der Bürger in die Medien zurückzugewinnen.
Zukunft der Demokratie in Österreich
Die Erhaltung demokratischer Werte in Österreich steht angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen auf der Kippe. Es wird argumentiert, dass die österreichische Zivilgesellschaft und der Journalismus als Wächter der Demokratie fungieren müssen. Korruption und der Einfluss populistischer Strömungen gefährden nicht nur die politische Stabilität, sondern auch die Rechte des Einzelnen. Die Herausforderung besteht darin, eine breite gesellschaftliche Diskussion zu fördern, die über die vorherrschenden Ängste hinausgeht und konstruktive Lösungen für die künftigen Probleme des Landes sucht.
Florian Klenk ist seit mehr als zehn Jahren Chefredakteur der österreichischen Wochenzeitung „Falter“, dabei wäre er fast Richter geworden. Einige hochrangige österreichische Politiker hat er trotzdem auf die Anklagebank gebracht: Karl-Heinz Grasser, Heinz-Christian Strache und bald auch Sebastian Kurz. Denn Florian Klenk war an einigen der größten Investigativ-Recherchen der letzten Jahre beteiligt und half mit, gewaltige Geldwäsche, Korruptions- und Steuerhinterziehungsskandale in der Österreichischen Politik aufzudecken. Bei den Ibiza-Papers wurde er von der Süddeutschen Zeitung angefragt - als „Österreichischer Translationswissenschaftler“ so nennt es Klenk. Mit der deutschen Politik- und Medienszene kennt er sich übrigens auch bestens aus: vor seiner Zeit beim Falter schrieb er für die „Zeit“ in Hamburg.
Bei FREIHEIT DELUXE erzählt Florian Klenk, wie er als Rechtsberater für Geflüchtete zum ersten Mal merkte, was „das Licht der Öffentlichkeit“ bewirken konnte, wenn er über seine Fälle schrieb. Ganz andere Dimensionen haben die Polit-Krimis, an deren Aufdeckung Klenk zuletzt Anteil hatte. Er berichtet aus haarsträubenden Gerichtsakten und Chat-Protokollen von Kurz & Co. Doch Jagoda Marinic und Florian Klenk richten den Blick auch auf europäische Zusammenhänge und reflektieren über beunruhigende Parallelen zwischen populistischen Bewegungen in Deutschland und Österreich. So warnt Klenk Friedrich Merz vor der neuen CDU-Parteifarbe Türkis, denn sie ist schon lange die Farbe der rechtskonservativen ÖVP. Florian Klenk und Jagoda Marinic loten aber auch konstruktive Ansätze aus - was etwa fehlt der linken Politik derzeit eklatant? Florian Klenk hat da ein paar Ideen für die „fantasielose“ Linke…
Hier hört ihr,
warum für Florian Klenk niemand die Freiheit haben sollte, fälschlich “Feuer” zu schreien (2:15)
wie er als Rechtsberater für Flüchtlinge anfing über seine Fälle zu schreiben (5:19)
was er Friedrich Merz rät - und was Sebastian Kurz damit zu tun hat… (13:15)
worum es in den skandalösen Chat-Protokollen von Sebastian Kurz ging (17:29)
welche Bedeutung das Ibiza-Video für Heinz-Christian Strache & Co. hatte (21:32)
worin sich AFD und FPÖ beunruhigend ähnlich sind (28:09)
weshalb wir dringend über die „digitale Kompetenz der Älteren“ reden sollten… (42:01)
warum er Kickl für einen „unrasierten Kurz“ hält (57:01)
was FPÖ-Wähler für ein Problem damit haben, wenn ihnen „Ausländer ins Schwimmbad hupfen“ (1:01:02)
wieso die Linke aufpassen sollte, dass sie nicht zu einer „protestantischen“ Bewegung wird (1:15:45)
weshalb er es für eine Aufgabe der Medien hält, den „Sicherungskasten der Demokratie“ zu beschützen (1:22:28)
wie es kam, dass Florian Klenk am Ende nicht Richter wurde… (1:31:56)
FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinic ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels.
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