Ilija Trojanow, ein renommierter deutschsprachiger Schriftsteller, erkundet in einem fesselnden Gespräch die transformative Kraft des Gehens. Er teilt persönliche Erlebnisse von Fußmärschen in Afrika und Europa und reflektiert über die Bedeutung des Gehens als Quelle von Freude und emotionaler Verbundenheit. Besonders bewegend sind seine Erinnerungen an Fluchtgeschichten und die lyrische Verbindung zwischen Gehen und Schreiben. Zudem beleuchtet er die tiefere Philosophie des Reisens und das Achtsamkeitspotenzial, das mit jedem Schritt einhergeht.
Ilja Trojanow beschreibt das Gehen als transformative Erfahrung, die das Bewusstsein für die Umwelt schärft und Perspektivenwechsel ermöglicht.
Die COVID-19-Pandemie hat zu einem Anstieg des Fußverkehrs in Europa geführt, was eine Rückkehr zu einer bewussteren Lebensweise symbolisiert.
Trojanow verbindet das Gehen mit dem kreativen Prozess des Schreibens, indem er betont, dass Bewegung das Denken fließender und kreativer macht.
Deep dives
Die Kunst des Gehens
Ilja Trojanow erörtert die transformative Kraft des Gehens und das Reisen zu Fuß als lebensverändernde Erfahrung. Er betont, dass es nicht notwendig ist, weit entfernte Länder zu erkunden, um die Perspektivenwechsel und die Intensität des Erlebens zu erfahren. Das Gehen ermöglicht es, die Umwelt bewusster wahrzunehmen und auf Details zu achten, die im Alltag oft übersehen werden. Die Idee wird unterstützt durch seine eigenen Erlebnisse, die von seinen langen Fußwanderungen durch verschiedene Kontinente geprägt sind.
Die Rückkehr zum Fußverkehr
Die Pandemie hat zu einem Anstieg der Menschen geführt, die in Europa zu Fuß unterwegs sind, da viele vorziehen, kurze Strecken zu gehen anstatt öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Trojanow hebt hervor, dass das Gehen nicht nur als Fortbewegungsart dient, sondern auch eine positive Erfahrung mit sich bringt, bei der Menschen in der Natur entdecken und echte Begegnungen erleben. Er verbindet dies mit einer positiven Wahrnehmung der Umgebung, die im hektischen Alltag oft verloren geht. Der Anstieg des Fußverkehrs ist also auch eine Rückkehr zu einer bewussteren Lebensweise.
Erinnerungen an Flucht und Wandern
Trojanow teilt persönliche Geschichten über seine Flucht aus Bulgarien und die langen Fußmärsche, die seine Kindheit prägten. Diese Erlebnisse sind nicht nur prägend für seine Identität, sondern auch ein Zeichen für die Herausforderungen, die Migranten auf ihren Wegen erleben. Er beschreibt die Angst und Ungewissheit seiner Eltern während dieser Flucht, während seine eigene Wahrnehmung als Kind oft unbeschwert war. Diese frühen Erfahrungen haben sein Verständnis für das Gehen und das Reisen beeinflusst und stärken seine Überzeugung von deren Bedeutung.
Die Evolution der Mobilität
Trojanow fordert eine Neubewertung der Mobilität, indem er argumentiert, dass wir oft vergessen, was unsere natürlichen Fortbewegungsmittel sind. Er spricht sich dafür aus, das Gehen als grundlegende menschliche Fähigkeit wieder mehr in den Fokus zu rücken und nicht nur von der Technologie abhängig zu sein. In Wien bietet die Stadtstruktur viele Möglichkeiten, die zu Fuß zurückgelegt werden können, was ein positives Beispiel für die Förderung des Gehens ist. Diese Neubewertung könnte auch dazu beitragen, die Menschen von der Abhängigkeit von Autos und anderen Transportmitteln zu befreien.
Das Gehen und das Schreiben
Trojanow verbindet das Gehen mit dem kreativen Prozess des Schreibens und erklärt, wie das Bewegen ihm hilft, seine Gedanken zu klären. Er beschreibt, dass viele seiner besten Ideen während des Gehens kommen und wie das Gehen einen Rhythmus für das Schreiben schafft. Die Erfahrung zeigt, dass durch den körperlichen Prozess des Gehens, das Denken fließender und kreativer wird. Diese Philosophie, dass Bewegung das Denken stärkt, wird durch verschiedene historische und kulturelle Beispiele untermauert, die zeigen, wie Gehen und Schreiben interdependent sind.
Sie hören eine Lesung und ein Gespräch mit Ilija Trojanow über Fußmärsche in Afrika, Amerika und Europa aus dem Gleis 21 in Wien-Favoriten. Das Gespräch führt Michael Kerbler. An- und Abmoderation spricht Raimund Löw.
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