#3 2023 Über Inklusion im Journalismus - mit Clara Porak
Jan 24, 2023
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Clara Porak, Mitbegründerin und Geschäftsführerin des inklusiven Mediums 'andererseits', spricht über die Bedeutung von Inklusion im Journalismus. Sie erklärt, wieso es ein solches Medium erst seit 2020 gibt und thematisiert die Marginalisierung von Menschen mit Behinderung in Österreich. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Doku zur Spendenaktion 'Licht ins Dunkel', die für Aufregung sorgte. Clara reflektiert auch persönliche Erfahrungen und die Herausforderungen ihrer Rolle als Geschäftsführerin, während sie für Chancengleichheit und eine bessere Medienrepräsentation kämpft.
Die Gründung des inklusiven Mediums 'Andererseits' adressiert die Notwendigkeit, Perspektiven von Menschen mit Behinderungen im Journalismus sichtbar zu machen.
Die Debatte um die Dokumentation 'Licht ins Dunkel' zeigt, wie mainstream Medien oft ein verzerrtes Bild von Menschen mit Behinderungen vermitteln.
Die Unterscheidung zwischen dem medizinischen und sozialen Modell von Behinderung ist entscheidend für das Verständnis und die Förderung von Inklusion in der Gesellschaft.
Deep dives
Die Rechte von Menschen mit Behinderungen
Viele Menschen mit Behinderungen möchten ihre Grundrechte einfordern und sind nicht auf Spenden angewiesen. Es wird kritisiert, dass die mainstream Medien, wie das Beispiel der Sendung "Licht ins Dunkel" zeigt, oft ein medizinisches Modell von Behinderung propagieren, das Menschen als arm und hilfsbedürftig darstellt. Diese Sichtweise vernachlässigt die Realität, dass viele Menschen mit Behinderungen aktiv Teil der Gesellschaft sind und auch als solche wahrgenommen werden möchten. Die Forderung nach einem sozialen Modell von Behinderung, das die gesellschaftlichen und räumlichen Gegebenheiten berücksichtigt, wird immer wichtiger, um Inklusion tatsächlich zu gewährleisten.
Kritik an 'Licht ins Dunkel'
Die Dokumentation thematisiert die Abhängigkeit von Menschen mit Behinderungen von Spendengeldern, die häufig durch Organisationen wie "Licht ins Dunkel" bereitgestellt werden. Diese Abhängigkeit wird als problematisch erachtet, da sie auf strukturellen Problemen beruht, bei denen Menschen mit Behinderungen oft von Armut betroffen sind. Anstatt diese Spendengala als positive Hilfe darzustellen, wird kritisiert, dass sie das Bild vermittelt, dass Menschen mit Behinderungen auf Almosen angewiesen sind. Diese Sichtweise führt dazu, dass ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben limitiert wird, was als unverantwortlich erkannt wird.
Das soziale Modell von Behinderung
Der Unterschied zwischen dem medizinischen und dem sozialen Modell von Behinderung wird ausführlich erklärt. Das medizinische Modell sieht Behinderung als individuelles Defizit, während das soziale Modell die Rolle der Umgebung betont, die oft nicht barrierefrei gestaltet ist. Es wird festgestellt, dass viele Missverständnisse über das Leben von Menschen mit Behinderungen dadurch entstehen, dass die Öffentlichkeit noch stark an alten, überholten Sichtweisen festhält. Die Dokumentation zielt darauf ab, die Sichtweise der Gesellschaft zu verändern und das Verständnis für die Herausforderungen, die Menschen mit Behinderungen erleben, zu fördern.
Die Bedeutung eines inklusiven Mediums
Das inklusive Medium "Andererseits" wurde gegründet, um eine Plattform für Journalismus zu bieten, in der Menschen mit und ohne Behinderung gleichberechtigt zusammenarbeiten. Die Initiative beobachtet, dass es in Österreich kein Medium gibt, das sich auf die Perspektiven von Menschen mit Behinderungen fokussiert. Der Grund für die Gründung dieser Plattform liegt in der Erkenntnis, dass die journalistische Landschaft inklusiver gestaltet werden muss, um ein breiteres Verständnis gesellschaftlicher Themen zu fördern. Der Fokus liegt auch auf der Frage, warum es so lange gedauert hat, ein solches Medium zu etablieren, obwohl über 18% der Bevölkerung in Österreich eine Behinderung haben.
Herausforderungen und Ziele von 'Andererseits'
Das Medium 'Andererseits' möchte ein inklusives Umfeld schaffen, in dem Menschen mit Behinderungen selbstbestimmt arbeiten können. Es wird betont, dass trotz der Erfolge immer noch viele Hürden innerhalb der Gesellschaft überwunden werden müssen, um echte Inklusion zu erreichen. Die Finanzierung bleibt eine Herausforderung, wobei das Medium auf Abonnements und Unterstützung von Stiftungen angewiesen ist. Ziel ist es, langfristig Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen zu schaffen und diese Stimmen im Journalismus sichtbarer zu machen.
2020 wird das erste österreichische Medium gegründet, in dem Menschen mit und ohne Behinderung gleichberechtigt zusammenarbeiten. "andererseits" greift in ihrer journalistischer Arbeit die Perspektive von Menschen mit Behinderung auf – und ist zugleich eines der wenigen Medien, die überhaupt für diese Gruppe an Menschen schreibt. Aber wieso gibt es ein solches Medium nicht schon längst – und wieso sorgte die Doku von andererseits über Österreichs größte Spendengala „Licht ins Dunkel“ für eine solche Aufregung? Saskia Jungnikl-Gossy und „andererseits“-Gründerin und Geschäftsführerin Clara Porak sprechen darüber, wie der Staat Österreich Menschen mit Behinderung marginalisiert, wieso "andererseits" gegründet wurde und was das alles mit ihrem Bruder zu tun hat.