Antje Boetius, die Leiterin des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung, teilt ihre Expertise zur erschreckenden Verschlechterung der Ozeane. Sie spricht über die Hitzerekorde und die Bedeutung der Meere als CO₂-Puffer. Ihre Leidenschaft für die Tiefseeforschung kommt durch, wenn sie über neu entdeckte Mikroben und die Gefahren durch Überfischung und Vermüllung berichtet. Zudem thematisiert sie innovative Lösungen wie das Roboterschiff Blanka zur Bekämpfung der Erwärmung der Meere und betont die drängende Notwendigkeit zum Handeln.
Die Ozeane speichern 90 Prozent der zusätzlichen Wärme aus dem Klimawandel, was drastische Auswirkungen auf das marine Ökosystem hat.
Phytoplankton produziert etwa die Hälfte des Sauerstoffs, doch Überfischung und Verschmutzung bedrohen ihren Lebensraum und die Biosphäre.
Überfischung führt nicht nur zu Fischbestandsproblemen, sondern verursacht auch soziale Krisen in Küstengemeinden, die oft ignoriert werden.
Deep dives
Die Rolle der Ozeane in der globalen Erwärmung
Die Ozeane nehmen etwa 90 Prozent der zusätzlichen Wärme auf, die durch den menschlichen Einfluss auf das Klima entsteht. Dies bedeutet, dass die Berichte über die Lufttemperaturen oft nur einen kleinen Teil der tatsächlichen Erderwärmung widerspiegeln. Diese immense Wärmespeicherung hat weitreichende Folgen für das marine Ökosystem und die globale Klimaregulation. Besonders bedenklich ist, dass die Oberflächentemperaturen der Ozeane im ersten Halbjahr 2023 Rekordhöhen erreicht haben, was auf die Dringlichkeit der Klimakrise hinweist.
Bedeutung der Ozeane für die Sauerstoffproduktion
Etwa die Hälfte des Sauerstoffs, den Menschen atmen, wird durch marine Organismen wie Phytoplankton produziert. Diese mikroskopisch kleinen Pflanzen spielen eine zentrale Rolle im globalen Ökosystem und sind entscheidend für die Sauerstoffversorgung der Erde. Aufgrund von Überfischung und Umweltverschmutzung ist ihr Lebensraum jedoch bedroht, was langfristige Folgen für die gesamte Biosphäre bedeutet. Das Bewusstsein für diese bedeutende Funktion der Ozeane muss in der Gesellschaft verstärkt werden, um Schutzmaßnahmen zu fördern.
Überfischung und deren gesellschaftliche Auswirkungen
Überfischung hat nicht nur negative Konsequenzen für den Fischbestand, sondern auch gravierende soziale Auswirkungen, insbesondere für Küstengemeinden. In vielen Regionen, wie etwa im Süden Indiens, führt die Überfischung dazu, dass Menschen gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen und in städtische Slums zu ziehen. Dies schafft eine schockierende menschliche Krise, die oft ignoriert wird, während in anderen Teilen der Welt Diskussionen über die Fleischverzehrsmuster stattfinden. Es ist entscheidend, dass wir die Abhängigkeit lokaler Gemeinschaften von den Ozeanen anerkennen und Maßnahmen zu deren Schutz und Regeneration ergreifen.
Die Gefahr der Meeresverschmutzung
Die Verschmutzung der Ozeane durch Chemikalien, Mikroplastik und andere Abfälle stellt eine ernsthafte Bedrohung für Marine-Lebewesen dar. Diese Verunreinigungen verändern nicht nur die chemische Zusammensetzung des Wassers sondern haben auch direkte Auswirkungen auf die Lebenszyklen und Gesundheit der marinen Ökosysteme. Besonders alarmierend sind die Überreste von Antibiotika und anderen chemischen Substanzen, die die Fortplanzung und das Überleben marine Arten gefährden können. Um die Gesundheit der Meere zu schützen, muss ein besseres Bewusstsein für die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten und die Notwendigkeit von Regulierungen entwickelt werden.
Zukunft der Meeresforschung und Herausforderungen
Die Meeresforschung steht vor der Herausforderung, die tiefen und weitgehend unbekannten Bereiche der Ozeane besser zu verstehen und zu schützen. Bei zukünftigen Expeditionen soll untersucht werden, wie sich das Ökosystem an den Klimawandel anpasst und ob marine Lebensformen die Veränderungen überstehen können. Mechanismen wie die Nutzung von Robotern und modernen Technologien werden zunehmend wichtig, um Daten zu sammeln und die Biodiversität zu dokumentieren. Es gibt Hoffnung, dass solche Forschungsanstrengungen zu einem besseren Schutz der Meereswelt und einer nachhaltigen Nutzung ihrer Ressourcen führen können.
Sie schlucken neun Zehntel der Wärme und ein Drittel des CO₂ – die Weltmeere sind die großen Puffer in der Klimakrise. Doch die dramatischen Messungen dieses Jahres zeigen, wie sich ihr Zustand verschlechtert. Das Leben unter Wasser schwindet. Die Tiefseeforscherin Antje Boetius leitet das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven und bricht bald mit der Polarstern nach Norden auf. Sie berichtet im Podcast davon, wie Klimakrise, Vermüllung, Artensterben und Überfischung den Meeren zusetzen. Und was man tun könnte, um ihnen zu helfen – und damit auch den Menschen.
In jeder Folge von Auch das noch? – der freundliche Krisenpodcast sprechen ZEIT-Politikredakteurin Petra Pinzler und Wissenschaftsredakteur Stefan Schmitt über eine Krise der Gegenwart: Es geht um die Klimakrise, das Artensterben, die Energiekrise und Kriege. Jedes Mal hilft eine Expertin oder ein Experte dabei, zu verstehen, wie alles zusammenhängt. Nicht um zu verzweifeln, sondern weil Verstehen der erste Schritt zur Lösung ist. Und um Lösungen geht es natürlich auch.
Per Mail erreichen Sie das Team unter krisen@zeit.de. Alle Folgen des Podcasts finden Sie hier. Weitere Links zum Thema finden Sie auf ZEIT ONLINE.Betonter Text
[ANZEIGE] Mehr hören? Dann testen Sie unser Podcast-Abo mit Zugriff auf alle Dokupodcasts und unser Podcast-Archiv. Jetzt 4 Wochen kostenlos testen. Und falls Sie uns nicht nur hören, sondern auch lesen möchten, testen Sie jetzt 4 Wochen kostenlos DIE ZEIT. Hier geht's zum Angebot.
Remember Everything You Learn from Podcasts
Save insights instantly, chat with episodes, and build lasting knowledge - all powered by AI.