Helge-Ulrike Hyams, 78-jährige Autorin und ehemalige Psychoanalytikerin, teilt ihre bewegenden Erlebnisse aus dem Flüchtlingslager Moria, wo sie zehn Monate verbracht hat. Sie reflektiert über die Herausforderungen und Dankbarkeit in Krisensituationen, inklusive der emotionalen Verbindung zu ihrer Enkelin. Hyams thematisiert die unerträglichen Lebensbedingungen und das quälende Warten der Geflüchteten, während sie gleichzeitig die Resilienz und Stärke der Menschen bewundert. Zudem wird die wachsende Angst in unserer Gesellschaft durch Roland Paulsens Buch angesprochen.
Helge-Ulrike Hyams' Erfahrungen in Moria zeigen, wie Hoffnung und Glaube den Flüchtlingen helfen, unter extremen Bedingungen durchzuhalten.
Die komplexen Beziehungen zwischen Flüchtlingen und einheimischen Griechen verdeutlichen die Spannungen, die durch kulturelle Unterschiede und NGO-Eingriffe entstehen.
Deep dives
Die Erlebnisse im Flüchtlingslager Moria
Helge Ulrike Hayams hat zehn Monate im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos verbracht, was ihre Sicht auf die Flüchtlingskrise prägte. Ihre Motivation, in das Lager zu gehen, wurde durch berührende Fotos eines griechischen Fotografen ausgelöst, und sie stellte fest, dass das Alter dabei keine Rolle spielte. Trotz des hohen Alters war sie körperlich fit und fühlte sich dazu in der Lage, freiwillige Hilfe zu leisten. Diese Erfahrung teilte sie auch mit ihrer 14-jährigen Enkelin, was ihnen beiden eine tiefere Verbindung ermöglichte und das Bewusstsein für die Situation der Migranten schärfte.
Die emotionale Verbindung zur Flucht
Hayams beschreibt in ihrem Buch, wie Flucht und Migration das Leben vieler Menschen beeinflussen und dass das Warten auf eine Chance auf eine bessere Zukunft die Hauptbeschäftigung der Flüchtlinge ist. Sie hebt hervor, dass Menschen, die es bis nach Moria geschafft haben, häufig bereits viele Widrigkeiten überwunden haben, und dass ihre religiöse Überzeugung ihnen helfen kann, in dieser schweren Zeit Durchhaltevermögen zu gewinnen. Diese Einsichten geben ein Bild davon, wie wichtig Hoffnung und Glaube für die Psyche der Flüchtlinge sind, während sie unter extremen Umständen leben. Auch ihre eigene emotionale Belastung spiegelt die Herausforderungen wider, die viele Freiwillige und Flüchtlinge im Lager durchleben mussten.
Kulturelle Begegnungen und lokale Interaktionen
Hayams berichtet auch von den komplexen Beziehungen zwischen den Flüchtlingen und den einheimischen Griechen auf Lesbos, die durch die Ankunft der internationalen NGOs beeinflusst wurden. Ihre Erfahrung zeigt, dass die griechische Bevölkerung oft unter dem Druck leidet, einer großen Anzahl von Flüchtlingen Hilfe zu leisten, während die Dynamik zwischen schnell agierenden Helfern und den traditionelleren lokalen Lebensweisen Spannungen erzeugte. Sie hebt hervor, dass diese kulturellen Unterschiede oft zu Missverständnissen führten, aber auch zu wertvollen Begegnungen und einem tieferen Verständnis für die ausgehöhlten Lebensrealitäten der Inselbewohner. Diese Beobachtungen verdeutlichen die menschlichen Aspekte der Krise und die Komplexität des Zusammenspiels zwischen Helfen und Hilfe annehmen.
In Folge 40 von "Besser lesen mit dem FALTER" begeben wir uns auf die griechische Insel Moria, die "Hölle auf Erden", wie viele sagen, die das Lager besucht haben. Mittlerweile ist das Lager abgebrannt, doch die Geflüchteten sind geblieben und die Probleme sind nur größer geworden. Helge-Ulrike Hyams hat mit ihren 78 Jahren 10 Monate auf der Insel verbracht – und jetzt ein Buch über ihre Erfahrungen geschrieben, "Denke ich an Moria".
Abschließend hat auch FALTER-Sachbuch-Expertin Kirstin Breitenfellner noch eine Buchempfehlung für Sie mitgebracht.
Zu den Büchern:
"Denk ich an Moria" von Helge-Ulrike Hyams: https://shop.falter.at/detail/9783946334941/denk-ich-an-moria
"Die große Angst. Warum wir uns mehr Sorgen machen als je eine Gesellschaft zuvor" von Roland Paulsen: https://shop.falter.at/detail/9783442393862/die-grosze-angst