Im Fokus stehen die verzweifelte Lage der Zivilbevölkerung in Dresden während der Bombardierungen. Die dramatische Geschichte des Schiffsuntergangs der Wilhelm Gustloff wird eindrucksvoll geschildert. Perspektiven wie die von Viktor Klemperer verdeutlichen die Erfahrungen der Menschen in diesem Chaos. Zudem wird die umstrittene Notwendigkeit der Luftangriffe und die Grauen der Flucht im Winter thematisiert, die viele Menschen in die Verzweiflung stürzte. Der Wiederaufbau Dresdens wird als Symbol für Versöhnung beleuchtet.
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Quick takeaways
Die Bombardierung Dresdens am 13. Februar 1945 verwandelte die Stadt in ein Inferno und kostete unzählige Menschenleben.
Viktor Klemperer dokumentierte die Schrecken dieser Zeit und erlebte die Bombardierungen als paradoxe Rettung für sich und seine Frau.
Die Flucht der Zivilbevölkerung vor der anrückenden Roten Armee und die Zerstörung der Heimat führten zu einem tiefen Trauma und Geschichtsbewusstsein.
Deep dives
Viktor Klemperer und die Deportationen
Viktor Klemperer war ein jüdischer Literaturwissenschaftler in Dresden, der am 13. Februar 1945 besorgt sein Tagebuch führte. An diesem Tag musste er Deportationsbescheide an die letzten verbliebenen jüdischen Bürger in der Stadt verteilen, die die Gestapo als 'einsatzfähig' erachtete. Dieses Dokument warnte sie, sich in wenigen Tagen mit Gepäck und Proviant zu treffen, weil sie zu 'Arbeitseinsätzen' abtransportiert werden sollten. Für Klemperer und die anderen waren diese Bescheide klar – sie bedeuteten die drohende Gefahr der Deportation in ein Vernichtungslager.
Dresden als Kulturmetropole
Dresden galt zur Zeit des Zweiten Weltkriegs als eine der schönsten Städte Deutschlands, berühmt für ihre barocke Architektur und als Kulturmetropole. Zum Zeitpunkt der alliierten Bombardierungen lebten dort etwa 600.000 Menschen, einschließlich vieler Flüchtlinge, die vor dem Krieg aus den Ostgebieten geflohen waren. Viele Dresdner glaubten fälschlicherweise, dass ihre Stadt nicht bombardiert werden würde, da sie als relativ sicher galt. Die Überzeugung, dass die Stadt von den Alliierten verschont bleiben würde, wurde durch die kulturelle Bedeutung Dresdens genährt.
Die Luftangriffe auf Dresden
Die Luftangriffe auf Dresden fanden in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 statt und wurden von britischen Bombergeschwadern durchgeführt. Der Angriff folgte dem Prinzip des Flächenbombardements, bei dem durch Brand- und Sprengbomben enormen Schaden angerichtet werden sollte, um auch den Willen der Zivilbevölkerung zu brechen. In dieser Nacht wurde ein Feuersturm entfacht, der verheerende Auswirkungen hatte und viele Menschen in den Straßen und Schutzräumen verbrannte. Auf die Angriffswelle folgte ein weiterer Bombardierungstag mit über 300 amerikanischen Bombern, die das Ausmaß der Zerstörung noch vergrößerten.
Die Tote von Dresden
Die genaue Zahl der Todesopfer nach den Bombardierungen in Dresden bleibt umstritten, mit offiziellen Schätzungen von etwa 25.000 bis hin zu über 250.000, welche durch nationalsozialistische Propaganda aufgebläht wurden. Die Zerstörung der Stadt war erschreckend, da nahezu die gesamte Altstadt verwüstet wurde und viele Flüchtlinge, die sich zum Zeitpunkt der Angriffe dort aufhielten, ums Leben kamen. Überall lagen Leichenteile, und es wurde berichtete, dass Männer in der Nähe der Plünderungen zuständig waren, die Toten zu bergen und zu begraben. Die Bombennächte und die anschließende Zählung der Opfer führten zu einer tiefen Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte, sowohl in Bezug auf Trauer als auch auf Verantwortung.
Viktor Klemperer nach dem Angriff
Nach der Bombardierung von Dresden gelang es Viktor Klemperer und seiner Frau Eva, zu überleben, indem sie sich in der Chaosnacht von anderen Juden trennten und ihre Identität verbargen. Sie flohen und fanden vorübergehend Zuflucht bei einer ehemaligen Hausangestellten, die bereit war, sie aufzunehmen, und lebten weiterhin unter der ständigen Bedrohung einer Entdeckung. Nachdem der Krieg endete, kehrten sie nach Dresden zurück und Klemperer konnte seine akademische Laufbahn fortsetzen. Seine Tagebücher, die er während der NS-Zeit führte, wurden später veröffentlicht und gelten als bedeutende Zeugnisse der Diskriminierung und Verfolgung von Juden.
Im dritten Teil unserer Serie erleben wir den Untergang des NS-Staates aus der Sicht der deutschen Zivilbevölkerung. Während Millionen Menschen vor der heranrückenden Roten Armee fliehen, versinkt die "Wilhelm Gustloff" mit über 9.000 Menschen in der eisigen Ostsee – das folgenschwerste Schiffsunglück der Geschichte. Zur gleichen Zeit wird die als sicher geltende Stadt Dresden von alliierten Bombern angegriffen.
Der daraus entstehende Feuersturm verwandelt die Barockmetropole in ein Inferno. Für den jüdischen Professor Victor Klemperer wird die Bombardierung jedoch paradoxerweise zur Rettung. Wie erleben die Deutschen, die noch vor Kurzem den "Endsieg" beschworen haben, plötzlich die Schrecken des Krieges im eigenen Land? Waren die Bombardierungen militärisch notwendig oder ein Kriegsverbrechen? Und welche Schicksale durchleben die Millionen Flüchtlinge, die in den eisigen Wintermonaten Anfang 1945 ihre Heimat verlieren?
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Quellen:
Dresden – Dienstag, 13. Februar 1945 von Frederick Taylor
Die "Gustloff"-Katastrophe – Bericht eines Überlebenden über die größte Schiffskatastrophe im Zweiten Weltkrieg von Heinz Schön
Das Ende – Kampf bis in den Untergang: NS-Deutschland 1944/45 von Ian Kershaw
Ich will Zeugnis ablegen, bis zum Letzten von Viktor Klemperer
++ WBG live im Schlosstheater Celle: 18.05. um 15 Uhr. Ticketlink ++