Barbara Blaha, Leiterin des Momentum Instituts und Universitätsrätin der Uni Wien, teilt ihre Einsichten über die gesellschaftliche Wahrnehmung von Arbeit und Armut. Sie beleuchtet die ungleiche Vermögensverteilung und die strukturellen Herausforderungen für Frauen, die oft unter Altersarmut leiden. Zudem diskutiert sie, warum mehr Arbeit nicht automatisch zu mehr Geld führt und welche Rolle gerechte Besteuerung spielen sollte. Blaha fordert ein Umdenken und bessere Rahmenbedingungen, um finanzielle Sicherheit für alle zu ermöglichen.
Die weit verbreitete Annahme, dass durch harte Arbeit jeder reich werden kann, ignoriert die realen Einkommens- und Vermögensunterschiede in Österreich.
Die starke Tendenz, über Geld zu schweigen, verstärkt soziale Ungerechtigkeiten und schränkt das Bewusstsein für den Gender-Pay-Gap erheblich ein.
Deep dives
Sozialstaat und Armut in Österreich
Der österreichische Sozialstaat hebt jedes Jahr eine Million Menschen aus der Armut, allerdings leben dennoch eineinhalb Millionen Menschen in Armut. Diese Situation wird zum Teil dadurch verschärft, dass die politischen Entscheidungen oft zu unzureichenden Transferzahlungen führen, die nicht ausreichen, um die Armutsgrenze zu überschreiten. Stattdessen wird immer wieder auf eine Mindestsicherung verwiesen, die in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit nicht ausreicht, um ein angemessenes Leben zu führen. Die begrenzte Diskussion über Armut verstärkt zudem das Stigma für Betroffene, da viele glauben, dass sie selbst für ihre Situation verantwortlich sind.
Tabu Geld und gesellschaftliche Ungleichheiten
Das Tabu, über Geld zu sprechen, ist in Österreich stark ausgeprägt und wirkt sich negativ auf das Bewusstsein für wirtschaftliche Ungerechtigkeiten aus. Diese Kultur des Schweigens schützt vor allem die Wohlhabenden und führt dazu, dass viele Menschen, insbesondere Frauen, in Bezug auf Löhne und Gehälter im Unklaren bleiben. Der Gender-Pay-Gap wird durch diese Unsichtbarkeit verstärkt, da viele nicht wissen, wie viel andere verdienen und wie unfair die Lohnverteilung tatsächlich ist. Im Vergleich dazu sind einige nordische Länder deutlich offener in ihren Diskussionen über Geld und Einkommen, was Transparenz und gerechtere Praktiken fördern könnte.
Realistische Einsichten zur Vermögensbildung
Die Idee, dass jeder durch Fleiß und Anstrengung Vermögen aufbauen kann, stellt sich als trügerisch heraus, da realistische Einkommensdaten zeigen, dass die meisten Menschen in Österreich kaum Ersparnisse haben. Häufig basieren solche optimistischen Behauptungen auf unrealistischen Erwartungen und falschen Annahmen über die Lebensrealitäten. Studien zeigen, dass Arbeitskräfte in systemrelevanten Berufen wie der Pflege trotz ihrer hohen gesellschaftlichen Bedeutung oft unterbezahlt sind. Die Kluft zwischen den Einkommens- und Vermögensverhältnissen ist enorm und verdeutlicht, dass die Möglichkeit, Vermögen aufzubauen, für viele praktisch nicht gegeben ist.
Arbeitszeitverkürzung und soziale Gerechtigkeit
Die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung wird häufig diskutiert, doch viele Menschen, insbesondere in niedrig entlohnten Berufen, können sich eine Reduzierung der Arbeitsstunden nicht leisten. Während bestimmte Sektoren flexibler in der Gestaltung von Arbeitszeiten sind, bleibt die Realität für viele, die in prekären Jobs tätig sind, unverändert hart. Studien zeigen, dass Arbeitszeitverkürzungen nicht nur zur Steigerung der Produktivität, sondern auch zur Verbesserung der psychischen und physischen Gesundheit der Arbeiter beitragen können. Der aktuelle Trend zur immer höheren Belastung, insbesondere in Frauenberufen, zeigt die Notwendigkeit von besseren Arbeitsbedingungen an und widerspricht der Annahme, dass weniger Arbeit zwangsläufig zu weniger Einkommen führt.
Wer reich werden will, muss viel arbeiten, heißt es oft. Aber stimmt das überhaupt?
40 Stunden pro Woche sei ein Teilzeitjob und Millionärin oder Millionär könne auch jeder werden, sagt "Investmentpunk" Gerald Hörhan. Diese und weitere seiner Aussagen sorgen immer wieder für Diskussionen, auch in unserem Podcast. Aber stimmt es wirklich, dass mehr Arbeit gleich mehr Geld bedeutet? Das haben wir in dieser Folge Barbara Blaha, Leiterin des Momentum Instituts und Universitätsrätin der Uni Wien, gefragt. Warum nicht nur Einkommen, sondern vor allem Vermögen nach wie vor so ungleich verteilt ist und welche Konzepte hier gegenlenken könnten.
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