Politikwissenschaftler Münkler: Wir müssen wieder heroischer werden
Mar 7, 2025
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Herfried Münkler, Politikwissenschaftler und emeritierter Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin, spricht über die geopolitische Lage des Westens und die Herausforderungen, vor denen Deutschland steht. Er analysiert die Verbindung zwischen antiken Denkformen und moderner Politik im Zusammenhang mit Trump und betont die Notwendigkeit einer aktiveren deutschen Rolle in Europa. Münkler beleuchtet die Dynamik zwischen heroischen und postheroischen Gesellschaften, während er die Verbesserung der Militärfähigkeiten Deutschlands im Kontext von KI und geopolitischen Spannungen diskutiert.
Münkler betont, dass Europa eine eigenständige Verteidigungsstrategie entwickeln muss, um geopolitisch unabhängig von den USA zu agieren.
Die deutsche Gesellschaft zeigt einen Wandel hin zu mehr militärischer Bereitschaft und einem neuen Bewusstsein für nationale Verteidigung angesichts globaler Unsicherheiten.
Deep dives
Das transatlantische Verhältnis und künftige Herausforderungen
Das transatlantische Verhältnis steht vor diversen Herausforderungen, da Donald Trump und sein isolationalistischer Ansatz die Rolle der USA als Hüter der internationalen Ordnung in Frage stellen. Trump hat eine Politik des 'America First' propagiert, die Europa vor die Aufgabe stellt, sich als eigenständiger geopolitischer Akteur zu positionieren. Dies erfordert eine europäische Verteidigungsstrategie, die weniger abhängige von der militärischen Führung der USA ist, und die Entwicklung eines eigenen Oberkommandos in der NATO. Münkler betont, dass Europa Fähigkeiten entwickeln muss, um im globalen Machtspiel einen eigenständigen Platz einzunehmen und nicht nur reaktiv zu agieren.
Eine neue europäische Sicherheitsarchitektur
Um den aktuellen geopolitischen Herausforderungen zu begegnen, muss Europa eine neue Sicherheitsarchitektur entwickeln, die auf einer klaren Hierarchie und umsetzbaren Verteidigungsstrategien basiert. Münkler schlägt vor, bestehende multilaterale Strukturen zu reformieren und ein effektiveres Führungsmodell innerhalb der NATO einzuführen, das europäische Länder besser einbindet. Dies könnte durch die Schaffung von Koalitionen insbesondere zwischen Ländern wie Deutschland, Frankreich und Polen geschehen, die bereit sind, mehr Verantwortung zu übernehmen. Die Einführung von zwei Geschwindigkeitsmodellen könnte helfen, die Mitgliedschaft in der EU zu diversifizieren und die Möglichkeit zu schaffen, dass einige Länder mehr Rechte und Pflichten haben als andere.
Der Wandel der deutschen Gesellschaft und militärische Bereitschaft
Die deutsche Gesellschaft zeigt Anzeichen eines tiefgreifenden Wandels in ihrer Haltung zur militärischen Bereitschaft und nationalen Verteidigung. In Reaktion auf die geopolitische Unsicherheit wird ein zunehmendes Bewusstsein für die Notwendigkeit militärischer Stärke und Verteidigungsfähigkeit wahrgenommen, was sich in der erhöhten Rüstungsbereitschaft des Landes zeigt. Münkler diskutiert den Übergang von einer postheroischen zur eventuell wieder heroischen Gesellschaft, geprägt durch aktuelle Konflikte wie den in der Ukraine, wo sich schnell gezeigt hat, dass Gesellschaften dazu in der Lage sind, sich für den Schutz ihrer Werte zu mobilisieren. Die Frage bleibt, ob Deutschland in der Lage sein wird, diese neuen mentalen und strategischen Anforderungen erfolgreich zu bewältigen.