Rüdiger Bachmann, ein deutscher Ökonom und Professor an der Universität Notre Dame, spricht über die wirtschaftlichen Herausforderungen der USA und die Erwartungen an Kamala Harris. Er untersucht die Konzepte der 'Opportunity Economy' und deren Einfluss auf Dignität und Stabilität. Außerdem wird die Relation zwischen Wirtschaftsbedingungen und den bevorstehenden Wahlen betrachtet, sowie die Unterschiede in den Ansätzen von Harris und Trump. Humorvoll wird auch eine tierische Entscheidung über den nächsten Präsidenten präsentiert.
Kamala Harris präsentiert das Konzept der 'Opportunity Economy', um neue wirtschaftliche Chancen für die Mittelschicht in den USA zu fördern.
Trotz eines bemerkenswerten Wirtschaftswachstums haben viele amerikanische Bürger mit hohen Lebenshaltungskosten und steigenden Preisen zu kämpfen.
Die US-Wirtschaftspolitik hat direkte Auswirkungen auf Deutschland, insbesondere durch möglichen protektionistischen Maßnahmen, die den Handel beeinflussen könnten.
Deep dives
Die Opportunity Economy von Kamala Harris
Kamala Harris hat im Rahmen ihres Wahlkampfs das Konzept der 'Opportunity Economy' vorgestellt, das darauf abzielt, den Bürgern neue wirtschaftliche Chancen zu bieten. Dieses Konzept zielt darauf ab, die Mittelschicht zu stärken und wirtschaftliche Sicherheit, Stabilität und Würde für alle zu fördern. Harris bezieht sich dabei auf das amerikanische Versprechen, dass jeder durch harte Arbeit sozialen Aufstieg erreichen kann. Kritiker hinterfragen jedoch, wie die Sicherheit und Stabilität, die sie fordert, mit dem ideellen Ziel der Schaffung neuer Möglichkeiten in Einklang zu bringen sind.
Aktuelle wirtschaftliche Situation in den USA
Der amerikanische Arbeitsmarkt zeigt derzeit eine gemischte Bilanz, da die Arbeitslosenquote steigt und das Jobwachstum langsam an Fahrt verliert, jedoch noch auf einem gesunden Niveau bleibt. Während die Inflation unter drei Prozent liegt, empfinden viele Normaleinkommensverdiener das Leben in den USA als teuer, insbesondere aufgrund stark steigender Lebensmittelpreise. Viele Rentner und Geringverdiener haben Schwierigkeiten, ihre Lebenshaltungskosten zu decken, was die Frustration erhöht. Diese angespannten wirtschaftlichen Bedingungen sind entscheidend für die bevorstehenden Wahlen, da die Wähler nach Lösungen für ihre finanziellen Sorgen suchen.
Harris' wirtschaftspolitische Strategien
Harris plant, Familien durch erhöhte Unterstützung, wie ein erweitertes Kindergeld und Preiskontrollen für lebenswichtige Güter, zu entlasten. Diese Maßnahmen sind umstritten, da Kritiker darauf hinweisen, dass Preisregulierungen in der Vergangenheit zu unerwünschten Nebenwirkungen geführt haben. Darüber hinaus äußern viele Zweifel, ob die aktuell skizzierten Initiativen tatsächlich in der Lage sind, die wirtschaftlichen Herausforderungen effektiv anzugehen. Die Frage bleibt, inwieweit Harris' Strategien angesichts der politischen Landschaft zumindest teilweise verwirklicht werden können.
Einfluss von Trumps Wirtschaftspolitik
Donald Trump hat betont, dass er an seinen protektionistischen Ansätzen festhalten wird, die bereits während seiner ersten Amtszeit eingeführt wurden, was potenziell negative Auswirkungen auf den internationalen Handel haben könnte. Viele in der US-Wirtschaft sind besorgt über die Möglichkeit eines erneuten Trump-Präsidentschaftswahl, da er dazu neigen könnte, den Handelswechsel zu verschärfen, was den wirtschaftlichen Austausch erschwert. Während die amerikanische Wirtschaft unter Biden und Harris weiterhin international agiert, sind viele Unternehmer über die Unsicherheit besorgt, die Trumps Rückkehr mit sich bringen könnte. Insgesamt könnte sich die Wettbewerbssituation für deutsche Exporteure und Unternehmen ebenfalls verschlechtern.
Die Auswirkungen auf Deutschland und die EU
Die wirtschaftlichen Entwicklungen in den USA haben erhebliche Implikationen für Deutschland und die europäische Wirtschaft. Ein instabile wirtschaftliche Situation oder protektionistische Maßnahmen könnten den Handel zwischen den USA und Deutschland beeinflussen, was zu einem Rückgang der Exporte führen kann. Die enge Verbindung zwischen diesen beiden Wirtschaften bedeutet, dass alles, was in den USA geschieht, auch für Deutschland von Bedeutung ist. Dies gilt besonders im Hinblick auf Veränderungen in der US-Wirtschaftspolitik und deren Auswirkungen auf globale Märkte und Handelsbeziehungen.
Für Donald Trump ist die Sache klar. Kamala Harris will die USA in den Kommunismus führen, wütet der Republikaner. Aber auch Ökonomen sehen manche wirtschaftspolitische Ideen der demokratischen Kandidatin kritisch. Das könnte noch zum Problem für die 59-Jährige werden, denn die Wirtschaftslage dürfte bei den Wahlen eine große Rolle spielen.
Im Vergleich zu anderen Industrienationen und vor allem zu Deutschland haben die USA in den vergangenen drei bis vier schwierigen Jahren zwar eine recht starke Entwicklung hingelegt. Die Wirtschaft wuchs kräftig, der Arbeitsmarkt hat sich nach dem Coronaschock sehr schnell erholt und vom Ukrainekrieg mit der folgenden Energiekrise war Amerika kaum betroffen. Dennoch haben die meisten Menschen in den USA vom Aufschwung nur wenig profitiert, klagen über die gestiegenen Preise und teuren Hauskredite.
Was also hat Kamala Harris vor? Was meint sie, wenn sie eine "Opportunity Economy" verspricht, eine Chancenökonomie? Was will sie im Unterschied zu Donald Trump? Was haben Ökonomen an den Ideen auszusetzen, was schätzen sie daran? Und warum sollte auch die Menschen in Deutschland interessieren, welche Wirtschaftspolitik in den USA gemacht wird?
Darum geht es in Folge 75 von Ist das einen Blase?, dem Wirtschaftspodcast von ZEIT und ZEIT ONLINE. Dazu haben wir den deutschen Ökonomen Rüdiger "Rudi" Bachmann eingeladen, der vielen durch seine Streitlust auf X bekannt ist. Bachmann lehrt an der US-Universität Notre Dame im Bundesstaat Indiana und lebt in Michigan – einem jener Swing-States, auf die es bei den Wahlen besonders ankommt. Unsere US-Wirtschaftskorrespondentin Heike Buchter berichtet außerdem aus New York, wie sich die Lebensbedingungen vieler Amerikaner in den vergangenen Jahren verändert haben.
Moderiert wird die Folge von den beiden ZEIT-Wirtschaftsredakteuren Jens Tönnesmann und Zacharias Zacharakis. Außerdem klären wir im Tierorakel zum Schluss, wer die US-Präsidentschaftswahl im November gewinnen wird.
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