Wirecard – eine österreichische Affäre? (3/4): Der Spion
Jan 28, 2023
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Fabian Schmid, Investigativjournalist beim STANDARD und Experte für Verfassungsschutz, sowie Martin Hesse und Fidelius Schmid, beide vom SPIEGEL, bringen Licht in den Wirecard-Skandal. Die Diskussion dreht sich um Jan Marsaleks geheimnisvolle Verbindungen zu österreichischen Geheimdiensten und den BVT-Skandal. Sie beleuchten, welche Informationen er erhielt und wie seine Kontakte zur FPÖ halfen, seine Flucht zu organisieren. Ergänzend werden die Dysfunktionen innerhalb des Verfassungsschutzes kritisch hinterfragt und seine mögliche Rolle als russischer Spion untersucht.
Jan Marsalek hatte enge Verbindungen zu österreichischen Geheimdiensten, die seine Geschäfte und Netzwerke erheblich unterstützten.
Die Skandale rund um den österreichischen Verfassungsschutz führten zu seiner Neustrukturierung, während das Vertrauen in die Behörde weiterhin gering bleibt.
Deep dives
Jan Marsalek: Ein Phantom in der Welt der Geheimdienste
Jan Marsalek, der mutmaßliche Drahtzieher des Wirecard-Betrugs, lebte während seiner Zeit bei Wirecard ein Doppelleben und hatte enge Verbindungen zu Geheimdiensten. Er nutzte eine Villa in München als seine Schaltzentrale, von der aus er Geschäfte und Netzwerke steuerte. Während dieser Zeit erhielt er mutmaßlich Informationen aus dem österreichischen Geheimdienst, die durch einen Abteilungsleiter des Verfassungsschutzes, Martin Weiß, an ihn weitergeleitet wurden. Indizien deuten darauf hin, dass Marsalek möglicherweise sogar mit einem russischen Nachrichtendienst zusammenarbeitete, was seine merkwürdigen Geschäftsbeziehungen erklärt.
Intrigen und Skandale im österreichischen Verfassungsschutz
Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass der österreichische Verfassungsschutz in mehrere Skandale verwickelt war, die schließlich zu seiner Auflösung und Neustrukturierung führten. Abtrünnige Verfassungsschützer, die mit Marsalek in Kontakt standen, haben geheime Informationen an die rechtspopulistische FPÖ weitergegeben, was dazu führte, dass die Behörde als dysfunktional wahrgenommen wurde. Interne Chats und geheime Dokumente belegen, dass es eine Clique innerhalb des Verfassungsschutzes gab, die aktiv an der Sabotage ihrer eigenen Behörde arbeitete. Diese Intrigen gaben Marsalek Zugang zu wichtigen Daten, die seine ominösen Aktivitäten unterstützten.
Verstrickungen mit Russland
Marsalek gab sich als Geheimagent und spielte mit der Vorstellung, Informationen von staatlichen Stellen zu erhalten, insbesondere in Bezug auf Russland. Es gibt klare Hinweise darauf, dass er über das Netzwerk von Martin Weiß Zugang zu sensiblen Informationen hatte, die für ausländische Akteure von Interesse waren. Besondere Aufmerksamkeit erregte die mutmaßliche Beschaffung der Formel für das Nervengas Novichok, die durch Verbindungen in das österreichische Außenministerium zu Marsalek gelangte. Solche Vorgänge werfen Fragen auf, ob Marsalek tatsächlich im Auftrag russischer Interessen handelte oder ob es um persönliche Ambitionen und Machtspiele ging.
Die Folgen für den österreichischen Verfassungsschutz
Die Enthüllungen über Marsalek und seine Verbindungen haben zu einer grundlegenden Reform des österreichischen Verfassungsschutzes geführt, der mittlerweile als Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst bekannt ist. Trotz der Änderungen bleibt das Vertrauen in die Behörde gering, da viele der ehemaligen Beamten, die in die Skandale verwickelt waren, weiterhin im Dienst sind. Die Ermittlungen zu Marsalek und den abtrünnigen Verfassungsschützern laufen noch, und es gibt bisher keine klaren Anklagen oder Gerichtsverfahren. Die schwachen Strukturen, die es Marsalek ermöglichten, Informationen zu erlangen, könnten auch zukünftige Skandale begünstigen.
Welche Spuren im Fall Wirecard führen nach Österreich? In Folge drei geht es um Jan Marsaleks Kontakte zu den Geheimdiensten – und seine Rolle im BVT-Skandal
Jan Marsalek ist Hauptverdächtiger im Wirecard-Skandal und einer der meistgesuchten Österreicher. Doch er soll nicht nur im Bilanzfälschungsskandal beim Zahlungsdienstleister Wirecard die Fäden gezogen haben. Jan Marsalek mischte auch in der Geheimdienstszene mit – ganz besonders in Österreich.
In dieser Folge von "Inside Austria" gehen wir Marsaleks Rolle in der BVT-Affäre auf den Grund. Wir versuchen herauszufinden, wie er enge Kontakte zum österreichischen Verfassungsschutz knüpfen konnte, welche Geheiminformationen an ihn flossen – und was er damit vorhatte. Welche Rolle spielten seine Kontakte zur FPÖ dabei? Und wir wollen wissen: War Jan Marsalek am Ende ein russischer Spion?
Wirecard – eine österreichische Affäre?
In dieser Reihe von "Inside Austria" blicken wir auf die österreichische Seite des Wirecard-Skandals. In der dritten Folge geht es um die Geheimdienstkontakte von Jan Marsalek und wieso er ausgerechnet in Österreichs Nachrichtendienst-Szene so gut vernetzt war. Wir schauen, in welche Skandale er verwickelt ist. Und welche dieser Kontakte für seine Flucht von Bedeutung waren. (red, 28.1.2023)
In dieser Folge zu hören: Martin Hesse (Wirtschaftsredakteur beim SPIEGEL), Fidelius Schmid (Investigativjournalist beim SPIEGEL), Fabian Schmid (Leitender Investigativredakteur beim STANDARD) und Oliver Das Gupta (Autor beim SPIEGEL und beim STANDARD). Moderation: Antonia Rauth und Lucia Heisterkamp. Skript und Gestaltung: Lucia Heisterkamp und Antonia Rauth. Mitarbeit: Zsolt Wilhelm, Ole Reißmann, Jannis Schakarian. Produktion: Christoph Grubits
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Alle Infos dazu finden Sie auf spiegel.de/derstandard
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