Klimaschutz in Krisenzeiten: Wie geht's wieder voran?
Feb 9, 2025
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In dieser Folge sind Samira El Hattab, Volontärin beim WDR und Klimapolitikexpertin, Morten Freidel, stellvertretender Chefredakteur der NZZ Deutschland und Autor, sowie Mirko Drotschmann, YouTuber und Politikkoordinator, zu hören. Die Gäste diskutieren die schleppende Fortschritte Deutschlands im Klimaschutz und die Verdrängung des Themas im Wahlkampf. Besonders spannend sind die kontroversen Ansichten zur Rolle der Atomkraft und die Herausforderungen der Energieversorgung. Auch individuelle Verantwortung und zukünftige Mobilität werden thematisiert.
Der Klimaschutz spielt im aktuellen Wahlkampf eine untergeordnete Rolle, da andere Krisen wie Energiepreise im Fokus stehen.
Die Energiekrise hat wesentliche Auswirkungen auf die Diskussion um Klimaschutz und die Erreichung der Klimaziele in Deutschland.
Technologische Innovationen, einschließlich neuer Energieträger wie Wasserstoff, sind entscheidend für den erfolgreichen Kampf gegen den Klimawandel.
Die Verantwortung für Klimaschutz sollte nicht nur auf den Einzelnen abgewälzt werden, sondern erfordert auch politisches Handeln und strukturelle Anpassungen.
Deep dives
Klimaschutz im Wahlkampf
Das Thema Klimaschutz spielt im aktuellen Bundestagswahlkampf eine untergeordnete Rolle, obwohl es in den letzten Jahren eine zentrale Diskussion war. Die Aufmerksamkeit der Wähler wird stärker auf akute Krisen wie die Energiepreise und Migration gelenkt. Dies hat zur Folge, dass politische Konzepte für den Klimaschutz in den Hintergrund gedrängt werden, während die Bürger sich um unmittelbare Probleme kümmern. Der anhaltende Fokus auf andere Themen führt dazu, dass viele Menschen den Klimawandel nicht ausreichend wahrnehmen und die Notwendigkeit eines starken Klimaschutzes in den Wahlprogrammen als weniger dringlich empfinden.
Energiekrise und Klimaziele
Die Energiekrise, die durch den russischen Überfall auf die Ukraine verschärft wurde, hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Diskussion um Klimaschutz und die Erreichung von Klimazielen. Der Expertenrat für Klimafragen hat kürzlich gewarnt, dass Deutschland seine Klimaziele nur erreichen kann, wenn die Emissionen in bestimmten Sektoren wie Verkehr und Gebäude deutlich reduziert werden. Es stellt sich die Frage, ob die Politik in der Lage ist, angemessene Maßnahmen zu ergreifen und ob diese Anstrengungen ausreichen, um die ambitionierten Ziele bis 2030 und darüber hinaus zu erreichen. Die Herausforderung besteht darin, gleichzeitig wirtschaftliche Stabilität und die Notwendigkeit von Strukturreformen in der Energiepolitik zu gewährleisten.
Bedeutung des Emissionshandels
Der Emissionshandel wird als zentrales Instrument angesehen, um den Klimaschutz in Deutschland voranzutreiben und die Reduktion von Treibhausgasen zu fördern. Ab 2027 wird er auch auf die Sektoren Gebäudewesen und Verkehr ausgeweitet, was zusätzliche Anreize zur Reduzierung von Emissionen schaffen soll. Das Verständnis für die Funktionsweise des Emissionshandels kann jedoch in der breiten Bevölkerung fehlen, was zu Verwirrung führt. Es ist entscheidend, dass die Politik für mehr Aufklärung sorgt, um die Akzeptanz und das Verständnis für dieses System zu erhöhen.
Herausforderungen im Gebäudesektor
Der Gebäudesektor stellt einen der größten Herausforderungen im Klimaschutz dar, da private Haushalte oft nicht über die notwendigen Ressourcen verfügen, um ihre Gebäude klimafreundlich zu sanieren. Die benötigten Renovierungen und Umstellungen auf emissionsärmere Heizsysteme sind aufwendig und teuer. Der Expertenrat hat darauf hingewiesen, dass die Politik hier aktiv werden muss, um Anreize für Mietern und Eigentümern zu schaffen. Insbesondere der Austausch alter fossiler Heizungen muss schneller vorangetrieben werden, um die Klimaziele zu erreichen.
Technologischer Fortschritt und Innovationen
Technologische Innovationen und der Einsatz neuer Energieträger wie Wasserstoff spielen eine kritische Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Es wird darüber diskutiert, wie Deutschland seine Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduzieren und gleichzeitig neue Technologien fördern kann. Auch das Thema Kernenergie, insbesondere neuartige Reaktoren, wird heiß diskutiert, wobei unterschiedliche Meinungen zur Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit bestehen. Einig sind sich die meisten Experten darin, dass ein diversifiziertes Energieangebot notwendig ist, um langfristige Klima- und Energieziele zu erreichen.
Die Rolle der individuellen Verantwortung
Die Diskussion über Klimaschutz wird häufig auf individueller Ebene geführt, wobei individuelle Verhaltensänderungen als Lösung propagiert werden. Es wird jedoch diskutiert, inwieweit Einzelne tatsächlich in der Lage sind, signifikante Veränderungen herbeizuführen, ohne dass sowohl politisches Handeln als auch strukturelle Anpassungen erfolgen. Kritiker argumentieren, dass es unfair sei, die Verantwortung für die Klimakrise auf den Einzelnen zu verschieben, während große Unternehmen für den Großteil der Emissionen verantwortlich sind. Es ist wichtig, eine Balance zwischen individuellem und kollektivem Handeln zu finden, um effektive Lösungen zu entwickeln.
Internationale Aspekte des Klimaschutzes
Die globale Dimension des Klimawandels wird immer deutlicher, da Länder wie China und Indien erhebliche Emissionen verursachen. Deutschland hat als eines der führenden Industrieländer die Verantwortung, Vorbild zu sein und anderen Nationen Lösungen für den Klimaschutz anzubieten. Gleichzeitig ist es wichtig, die wirtschaftlichen Bedürfnisse der sich entwickelnden Länder zu berücksichtigen, da diese oft Ressourcen benötigen, um ihren eigenen Wohlstand zu steigern. Daher ist ein ausgewogener Ansatz notwendig, um Klimaschutz mit wirtschaftlichem Wachstum zu verbinden.
2024 war das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Die globale Durchschnittstemperatur lag zum ersten Mal 1,6 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Und die Folgen erleben wir jetzt schon: In Kalifornien vernichteten Brände ganze Straßenzüge und in Spanien führten sintflutartige Regenfälle zu Überschwemmungen mit zig Toten. Trotzdem geht das Thema Klimaschutz im aktuellen Wahlkampf zur Bundestagswahl eher unter. Das war bei der letzten Wahl 2021 noch ganz anders. Wie kommt das?
Das Klimathema wird von anderen großen Krisen unserer Zeit überschattet, da ist sich die Runde in der dritten Folge unseres Presseclubs ‚Talk Forward‘ relativ einig. Uneinig sind sich die Gäste aber darüber, welcher Weg der beste ist, damit Deutschland seine Klimaziele einhält und seine Emissionen bis 2045 auf Null bringt. Im Laufe der Sendung schauen wir genau hin, was die Parteien im Einzelnen in ihren Wahlprogrammen in Sachen Klimapolitik anbieten. Themenbereiche wie Verkehr, Gebäude und Energieversorgung werden von den Gästen kontrovers diskutiert. Besonders die Frage, welche Rolle Atomkraft in Deutschland weiterhin spielen kann oder sollte, wird hitzig debattiert. Abschließend schaut die Runde darauf, welche individuelle Verantwortung jeder einzelne von uns trägt und wie eine Klimapolitik aussehen könnte, die unseren Wohlstand nicht gefährdet. Auch da gibt es sehr unterschiedliche Sichtweisen.
Moderation: Carolyn Wissing. Gäste: Samira El Hattab (Westdeutscher Rundfunk), Morten Freidel (Neue Zürcher Zeitung) und Mirko Drotschmann (MrWissen2go).
Wir freuen uns über Feedback. Einfach schreiben an presseclub@wdr.de.
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