Elena Erdmann spricht mit Fachleuten über den signifikanten Rückgang der Geburtenraten in Deutschland und weltweit, besonders nach der Pandemie. Sie analysiert, warum viele Menschen kinderlos bleiben wollen oder müssen und beleuchtet, wie gesellschaftliche und wirtschaftliche Faktoren, wie Unsicherheiten im Job und steigende Lebenshaltungskosten, dazu beitragen. Zudem wird der soziale Druck thematisiert, der auf kinderlosen Personen lastet, und wie die Pandemie unser Zeitempfinden und damit auch Entscheidungen zur Familienplanung beeinflusst.
Die Geburtenrate in Deutschland ist mit 1,3 Kindern pro Frau besorgniserregend niedrig, was grundlegende gesellschaftliche Veränderungen widerspiegelt.
Wirtschaftliche Unsicherheiten und gesellschaftlicher Druck beeinflussen den Kinderwunsch vieler Paare, die oft unrealistische Bedingungen für Elternschaft erleben.
Deep dives
Sinkende Geburtenraten
Die Geburtenrate in Deutschland liegt im Durchschnitt bei nur 1,3 Kindern pro Frau, was auch in anderen Ländern wie Südkorea mit 0,8 Kindern besorgniserregend niedrig ist. Diese Rückgänge führen zu Sorgen über eine alternde Gesellschaft, unzureichende soziale Systeme und einen Mangel an Arbeitskräften in der Wirtschaft. Politiker weltweit versuchen zu bestimmen, wie viele Kinder geboren werden sollen, wobei einige Länder proaktive Maßnahmen einführen, um die Fruchtbarkeit zu erhöhen. Dies zeigt, wie stark das Thema Geburtenrückgang in der politischen Agenda verwurzelt ist.
Ursachen für den Rückgang
Historisch betrachtet lag die Geburtenrate vor über 100 Jahren bei etwa vier Kindern pro Frau, und schloss nicht nur medizinische Fortschritte, sondern auch gesellschaftliche Faktoren ein. Die Einführung der Antibabypille in den 1960er Jahren führte zu einem signifikanten Rückgang der Geburtenzahlen, oftmals korrelierend mit einem Wertewandel, der eine größere Akzeptanz für Kinderlosigkeit mit sich brachte. Der wirtschaftliche Status, der Zugang zu Bildung für Frauen und die Senkung der Kindersterblichkeit sind ebenfalls entscheidende Faktoren, die die Geburtenraten beeinflussen. Diese gesellschaftlichen Veränderungen haben die Art und Weise, wie Familien ihre Kinderwünsche planen, grundlegend verändert.
Der Wunsch nach Kindern
Viele Menschen in Deutschland möchten nach wie vor Kinder haben, jedoch bleibt dieser Wunsch in vielen Fällen unerfüllt. Der Kinderwunsch bei jungen Frauen liegt bei 1,9 und bei Männern bei 1,8, was über der aktuellen Geburtenrate von 1,3 liegt. Gründe für die Diskrepanz sind oft wirtschaftliche Unsicherheiten und das Fehlen stabiler Partnerschaften, die den Menschen an einer Elternschaft hindern. Diese Diskrepanz verdeutlicht, dass das Problem nicht nur in einem bewussten Verzicht auf Kinder liegt, sondern vielmehr darin besteht, dass viele Paare nicht die idealen Bedingungen schaffen können, um ihre Kinderwünsche zu erfüllen.
Gesellschaftlicher Druck und persönliche Entscheidungen
Der gesellschaftliche Druck auf Frauen bezüglich der Mutterschaft kann erheblich sein und fördert oft ungesunde Selbstwahrnehmung und Ängste hinsichtlich des eigenen Wertes. Viele Frauen haben das Gefühl, dass sie ihren Kinderwunsch aus gesellschaftlichen Normen heraus definieren müssen oder unter Druck stehen, sich an bestimmte Lebensmodelle anzupassen. Persönliche Geschichten von Frauen, die ungewollt kinderlos geblieben sind oder bewusst die Entscheidung gegen Kinder getroffen haben, zeigen die emotionalen Herausforderungen, die mit diesen Themen verbunden sind. Letztlich sind die Entscheidungen über Elternschaft und Kinderzahl sehr individuell, und die Anerkennung dieser Vielfalt könnte dazu beitragen, den gesellschaftlichen Druck zu mindern und das persönliche Wohlbefinden zu fördern.
Eine Frau in Deutschland bekommt derzeit gerade mal 1,3 Kinder in ihrem Leben. Das passt zu einem Trend: Die Geburtenraten sinken überall auf der Welt. Besonders in Deutschland ist sie seit der Pandemie eingebrochen. Damit ist das Thema sehr politisch.
In der neuen Folge des ZEIT-Wissen-Podcasts geht es um die Frage, warum gerade so wenige Menschen Eltern werden und was die Politik tatsächlich tun kann, um das zu ändern. Elena Erdmann hat mit Fachleuten gesprochen und mit vier Menschen, die bewusst oder ungewollt kinderlos sind. Denn so sehr Politikerinnen und Politiker sich auch anstrengen – am Ende geht es um die privateste aller Entscheidungen.
Im unmöglichen Podcast geht Christoph Drösser außerdem der Frage nach, wie die Pandemie das Zeitgefühl der Menschen beeinflusst.