Wie rechtsextrem sind die Anti-Corona-Demonstranten? – #639
Dec 2, 2021
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Rudolf Anschober, ehemaliger Gesundheitsminister der Grünen, spricht über die Impfpflicht und ihre Herausforderungen in Österreich. Sophie In’t veld, Europaabgeordnete aus den Niederlanden, vergleicht die Situation in ihrem Land mit der in Österreich. Robert Misik analysiert die rechtsextreme Komponente der Anti-Corona-Demonstrationen und die Mobilisierung verschiedener sozialer Gruppen. Alle Gäste beleuchten das Vertrauen in Behörden, die Notwendigkeit von Aufklärung und die gefährliche Instrumentalisierung der Proteste durch extreme Rechte.
Die Anti-Corona-Demonstrationen ziehen ein breites Spektrum von Menschen an, wobei rechtsextreme Gruppen die politische Unsicherheit ausnutzen.
Das wachsende Misstrauen in die Behörden erfordert eine transparente Kommunikation, um die Impfquote und das Verständnis für Gesundheitsmaßnahmen zu fördern.
Deep dives
Rechtsextreme Mobilisierung während der Pandemie
In Wien und anderen Bundesländern haben Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen zehntausende Menschen mobilisiert, wobei die FPÖ und andere rechtsextreme Gruppen eine bedeutende Rolle spielten. Diese Proteste ziehen nicht nur strikte Anhänger der extremen Rechten an, sondern auch Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten, die ihre Besorgnis über Impfungen und staatliche Maßnahmen äußern. Die Teilnahme dieser breiten Masse zeigt, dass hinter diesen Ereignissen eine komplexe Gemengelage aus verschiedenen Ideologien und Ängsten steht, und nicht alle Anwesenden sind radikal oder rassistisch. Die Gefahr besteht darin, dass die rechtsextremen Bewegungen politischen Profit aus der Unsicherheit und Verunsicherung einer breiteren Bevölkerung schlagen können, was zu einer weiteren Spaltung der Gesellschaft führen könnte.
Angst und Misstrauen in der Bevölkerung
Eine der zentralen Herausforderungen während der Pandemie ist das wachsende Misstrauen der Bürger gegenüber den Behörden und klassischen Medien. Viele Menschen, die sich nicht impfen lassen, haben oft ihre Informationen aus spezifischen sozialen Medienblasen und sind aus verschiedenen Gründen verunsichert über die offiziellen Anweisungen. Dieses Misstrauen hat tiefe Wurzeln, insbesondere in Gemeinschaften, die negative Erfahrungen mit der Regierung gemacht haben, wie ethnischen Minderheiten oder Menschen, die unter sozialen Benachteiligungen leiden. Das Fehlen eines breiten Dialogs und einer transparenten Kommunikation vonseiten der Regierung könnte nicht nur die Impfquote gefährden, sondern auch das Verständnis und die Akzeptanz von Gesundheitsmaßnahmen untergraben.
Die Rolle von politischer Kommunikation
Die Art und Weise, wie politische Führer mit der Bevölkerung kommunizieren, hat einen entscheidenden Einfluss auf die öffentliche Resonanz gegenüber Impfpflichten und anderen Maßnahmen. Kritiker argumentieren, dass eine Spaltung der Gesellschaft entsteht, wenn Politiker die Ungeimpften als Schuldige darstellen, anstatt Verständnis zu zeigen und gemeinsame Lösungen zu finden. Eine inklusive und einheitsstiftende Kommunikation sollte darauf abzielen, Ängste ernst zu nehmen und aufzuzeigen, dass Impfung eine gesellschaftliche Verantwortung ist, die auch durch Aufklärung und Dialog erreicht werden kann. Das erfordert nicht nur Änderungen in der Rhetorik, sondern auch konkrete Maßnahmen, um den Zugang zur Impfung zu erleichtern und Informationen niedrigschwellig bereitzustellen.
Über Polarisierung in der Pandemie sprechen Ex-Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), Europaabgeordnete Sophie In’t veld (D66, Niederlande), Autor Robert Misik und FALTER-Chefredakteur Florian Klenk. Moderiert wird die Diskussion von Raimund Löw.
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