Barbara Toth, FALTER-Redakteurin, hat die ultrakonservative Aufklärung in Europa analysiert. Nina Horaczek, Chefreporterin, beleuchtet den wachsenden Einfluss fundamentalistischer Werte auf Frauenrechte. Karl-Peter Schwarz, Osteuropa-Experte, diskutiert die Herausforderungen der Frauenbewegung in osteuropäischen Ländern im Kontext von Antifeminismus und religiösen Normen. Zudem werden die Verbindungen zwischen rechtspopulistischen Parteien und ultrakonservativen Gruppen sowie die Auswirkungen auf Sexualerziehung und LGBTQ+-Rechte behandelt.
Das Wiederaufleben fundamentalchristlicher Moralvorstellungen in Europa bedroht die Rechte der Frauen, besonders durch restriktive Abtreibungsgesetze in Ländern wie Polen und Ungarn.
Ultrakonservative Organisationen beeinflussen den Sexualunterricht und propagieren rückwärtsgewandte Geschlechterbilder, was die staatlichen Vorgaben zur Sexualaufklärung gefährdet.
Deep dives
Wiederaufleben von konservativen Werten in Europa
In den letzten Jahren ist ein Wiederaufleben fundamentalchristlicher Moralvorstellungen in Europa zu beobachten, insbesondere in Ländern wie Italien, Polen und Ungarn. In Italien haben rechtspopulistische Parteien wie die Lega versucht, Abtreibungen erheblich einzuschränken, indem sie beispielsweise die Stadt Verona zur 'Pro-Life'-Stadt erklärt haben, was zu einer finanziellen Unterstützung für Frauen führt, die auf eine Abtreibung verzichten. Diese Bewegungen sind oft verknüpft mit dem katholischen Glauben, der Abtreibung als Sünde einstuft, und einem politischen Druck, die Geburtenrate zu erhöhen, um Einwanderung zu begrenzen. In Österreich ist der Druck weniger intensiv, aber es gibt dennoch besorgniserregende Tendenzen in der politischen Diskussion.
Die Rolle von externen Organisationen im Sexualkundeunterricht
Die zunehmende Präsenz ultrakonservativer Organisationen wie TeenStar im Sexualkundeunterricht stellt ein Problem dar, da sie tradiertes, rückwärtsgewandtes Geschlechterbild propagieren. Ihre Aktivitäten erstrecken sich nicht nur auf katholische Schulen, sondern auch auf öffentliche Bildungseinrichtungen, ohne immer die Zustimmung der Eltern einzuholen. Dies öffnet Türen für eine ideologische Einflussnahme auf Schüler und gefährdet die staatlichen Vorgaben zur Sexualaufklärung, die auf umfassenderer und neutralerer Basis beruhen sollten. Die Kritik an diesen Organisationen wächst, insbesondere da sie gesellschaftliche Normen aggressiv in Schulen durchsetzen.
Antifeminismus als politisches Werkzeug
In Europa wird Antifeminismus zunehmend als politisches Werkzeug eingesetzt, etwa um konservative Werte zu untermauern und Frauenrechte zu beschneiden. Während in Ländern wie Polen strenge Abtreibungsgesetze gelten und die Regierung einfache Zugänge zu medizinischen Dienstleistungen einschränkt, zeigt sich in anderen Ländern, wie Österreich, dass rechtspopulistische Parteien subtilere Taktiken wählen, um den Zugriff auf Abtreibungen zu erschweren. Eine solche Taktik ist die negative Rhetorik bezüglich der Sexualerziehung in Schulen, die als Mittel genutzt wird, um falsche Narrativen über die 'Frühsexualisierung' von Kindern zu verbreiten. Diese Entwicklungen verdeutlichen die Notwendigkeit, die Rechte der Frauen und die Fortschritte, die in den letzten Jahrzehnten erzielt wurden, aktiv zu verteidigen.
Wie sich fundamentalchristliche Moralvorstellungen in Europa wieder breit machen. Im Talk zu hören: FALTER-Journalistinnen Barbara Toth und Nina Horaczek, Osteuropaexperte Karl-Peter Schwarz und Aktivistin Alicja Flisak.