Wie der ÖGB der Regierung Dampf machen will – #357
Jul 1, 2020
auto_awesome
Wolfgang Katzian, der ÖGB-Chef, diskutiert mit Publizist Robert Misik die Herausforderungen für Arbeitnehmer während der Corona-Krise. Sie beleuchten die kritische Lage des Arbeitsmarktes und die Rolle der Gewerkschaften in dieser Zeit. Katzian spricht über prekäre Beschäftigungsverhältnisse und die Notwendigkeit, Arbeitsbedingungen zu verbessern. Zudem wird die Balance zwischen Konflikt und Konsens im Gewerkschaftswesen thematisiert. Der Dialog zwischen Beschäftigung und Klimaschutz zeigt Chancen und Herausforderungen für die Zukunft auf.
Die Pandemie hat die Arbeitslosigkeit in Österreich auf historische Höchststände erhöht, was massive wirtschaftliche Herausforderungen für Arbeitnehmer mit sich bringt.
Kurzarbeit wurde erfolgreich eingeführt, um Arbeitsplätze zu sichern, wobei die Nettoersatzrate die Arbeitslosenunterstützung signifikant überstieg und den Beschäftigten half.
Die Gewerkschaften fordern einen umfassenden Arbeitsmarktpakt und höhere Arbeitslosengelder, um nachhaltige Unterstützung und Sicherheit für Arbeitnehmer in Krisenzeiten zu gewährleisten.
Deep dives
Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft
Die Pandemie hat weltweit zu massiven wirtschaftlichen Einbrüchen geführt, und Österreich ist davon besonders betroffen. Die Arbeitslosenzahlen sind auf den höchsten Stand seit Jahrzehnten gestiegen, wobei über eine Million Menschen arbeitslos geworden sind. Die Regierung hat auf die Krise mit erheblichen finanziellen Hilfen reagiert, um den wirtschaftlichen Schaden zu begrenzen. Dies zeigt eine Abkehr von der früheren Sparpolitik und eine Bereitschaft, flexibel zu agieren, was als positives Signal gewertet wird.
Die Rolle der Kurzarbeit
Kurzarbeit wurde als erfolgreiches Instrument implementiert, um Arbeitsplätze zu sichern und finanzielle Einbußen zu minimieren. Zu Spitzenzeiten waren 1,3 Millionen Menschen in Kurzarbeit, was ihnen half, ihre Beschäftigung trotz der wirtschaftlichen Unsicherheiten zu behalten. Die Nettoersatzrate für Kurzarbeit lag zwischen 80 und 90 Prozent, was im Vergleich zur Arbeitslosigkeit von nur 55 Prozent eine deutliche Entlastung darstellt. Diese Maßnahme wurde als sinnvolle Lösung angesehen, um die Auswirkungen der Pandemie auf die Beschäftigten zu mildern.
Herausforderungen im Gesundheitssektor
Im Gesundheitswesen und Einzelhandel waren während der Pandemie erhebliche Herausforderungen zu bewältigen, da notwendige Schutzausrüstungen anfangs stark begrenzt waren. Mitarbeiter waren einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt, während die Versorgung mit grundlegenden Schutzmitteln, wie Masken, oft chaotisch war. Der Mangel an Schutzausrüstung brachte eine neue Diskussion über den Wert der Arbeit in kritischen Bereichen mit sich. Während die Beschäftigten großen Respekt für ihren Einsatz erhielten, blieb eine materielle Anerkennung wie finanzielle Prämien aus, was Enttäuschung hervorrief.
Notwendigkeit eines nachhaltigen Arbeitsmarktpakt
Die Arbeitslosigkeit bleibt ein zentrales Problem, und die einfache Einmalzahlung von 450 Euro ist aus Sicht der Gewerkschaften nicht ausreichend, um langfristige Sicherheit zu gewährleisten. Ein umfassender Arbeitsmarktpakt ist erforderlich, um nachhaltige Unterstützung für Arbeitslose zu gewährleisten und gleichzeitig bestehende Erwerbsverhältnisse zu sichern. Die Gewerkschaften drängen auf eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes sowie auf die Einbindung aller relevanten Sozialpartner in die Entscheidungsprozesse. Diese Maßnahmen sind entscheidend, um die Belegschaft zu stärken und den sozialen Zusammenhalt zu fördern.
Zukunft der Arbeit und notwendige Qualifizierungsmaßnahmen
Die Pandemie hat bereits bestehende strukturelle Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt beschleunigt, wodurch viele Arbeitnehmer vor Herausforderungen stehen, die Anpassungsfähigkeiten erfordern. Es wird hervorgehoben, dass eine Umqualifizierung und gezielte Weiterbildung notwendig sind, um den Veränderungen gerecht zu werden. Die Gewerkschaften setzten sich dafür ein, dass Arbeitnehmer nicht nur in ihrer jetzigen Position geschützt werden, sondern auch für zukünftige Herausforderungen qualifiziert sind. Ein integrativer Ansatz, der sowohl gegenwärtige als auch zukünftige Bedürfnisse berücksichtigt, ist von zentraler Bedeutung, um die Beschäftigung im Kontext von Klimawandel und Digitalisierung zu sichern.
Ein Gespräch von ÖGB-Chef Wolfang Katzian mit Robert Misik zu den Zwängen für Arbeitnehmer im Corona-Wirtschaftseinbruch. Diese Podcast-Episode ist der Mitschnitt einer Online-Veranstaltung des Bruno Kreisky Forums